Umgeplant: Betrüger mit veränderter Masche erfolgreich

Betrüger am Telefon kamen mit einer veränderten Masche leider zum Erfolg. Sie betrogen eine über 80 Jahre alte Seniorin um Geld und Schmuck in fünfstelliger Höhe.
„Nur wer die Maschen der Betrüger kennt, der kann sich und durch Weitergabe der Vorgehensweise auch andere davor schützen, Opfer dieser gemeinen und rücksichtslosen Straftäter zu werden“, erklärte Polizeisprecher Martin Ahlich. „Die Betrüger erfinden ständig neue Storys, variieren die Geschichten, passen sich an aktuelle Begebenheiten oder Geschehnisse an und lassen Erfahrungen in ihr Verhalten einfließen. Der aktuelle Fall zeigt das perfide, skrupel- und rücksichtslose – aber leider auch vielfältige und geschickte – Vorgehen der Betrüger.“
Der Betrug geschah am Dienstag (21. Februar) und zog sich über fast drei Stunden hin. Die Seniorin aus einer Gemeinde im Nordkreis bekam den Anruf einer weinenden Frau. Angeblich war die Anruferin ihre Tochter.
Sie erzählte von einem von ihr verursachten Unfall, bei dem ein Kind gestorben sei. Das Gespräch übernahm dann eine angebliche Polizeibeamtin, die letztlich wegen der drohenden Untersuchungshaft für die Tochter eine Kaution von 65.000 Euro forderte.
Bis dahin war das ein typisches Vorgehen der Betrüger bei Anwendung dieser Masche. Über diese Betrugsmasche hat die Polizei wiederholt berichtet, weshalb die Seniorin auch misstrauisch wurde. Sie bezeichnete die falsche „Polizeibeamtin“ als „Betrügerin“ und beendete das Gespräch.
Damit endete in diesem Fall der Betrugsversuch jedoch nicht. Das weitere Vorgehen der Betrüger gab es im Landkreis Marburg-Biedenkopf nach Angaben der Kriminalpolizei bisher so noch nicht.
Kurz nach dem Ende des ersten Anrufs meldete sich telefonisch ein Mann und stellte sich als „Polizeibeamter Flütter“ vom Betrugskommissariat vor. Er sprach die Seniorin auf das zuvor geführte Telefonat mit dem Betrugsversuch der „falschen Polizeibeamtin“ an. Erklärend ergänzte er, seine Kenntnis von dem Telefonat habe er aufgrund einer Telefonüberwachung.
Im weiteren Verlauf fragte er die Seniorin, ob sie bereit sei, an der Ergreifung dieser „Verbrecher“ mitzuwirken, worauf sie sich einließ. Dann erfolgten Anleitungen und Weisungen was die Seniorin machen sollte, um die Festnahme bei Abholen des Vermögens zu ermöglichen.
Weisungsgemäß fuhr sie auf den Edeka-Parkplatz an der Alten Kasseler Straße und legte den Beutel mit dem Vermögen unter ihr Auto. Wie besprochen ging sie dann weg.
Die Seniorin sah noch, wie ein dunkel gekleideter junger Mann sich bückte, den Beutel an sich nahm und dann verschwand. Die angekündigte Festnahme erfolgte nicht. Eine weitere Beschreibung des Abholers liegt der Polizei nicht vor.
Die Kripo Marburg sucht Zeugen: „Wer war am Dienstag in der fraglichen Zeit – insbesondere um die Zeit gegen 17 Uhr – auf dem Edeka-Parkplatz und hat das Verhalten des dunkel gekleideten jungen Mannes beobachtet? Wer kann den Mann näher beschreiben?“ Wer hat gesehen, wohin dieser Mann gegangen oder in welches Auto er eingestiegen ist?“
Ahlich fragt auch, wer auf dem Edeka-Parkplatz sonstige verdächtige Beobachtungen gemacht oder beispielsweise herumstehende oder scheinbar wartende Personen gesehen hat: „Wer hat Personen im Auto gesehen, die länger nicht ausgestiegen sind? Wem ist ein oder mehrere Autos mit auswärtigen Kennzeichen aufgefallen?“
Abschließend bekräftigte der Pressesprecher der Polizei die Warnung vor unerwarteten Anrufen mit Geldforderungen. Hinweise und Tipps zu den Vorgehensweisen und zum Schutz vor Betrügern am Telefon wie zu den Betrugsphänomenen „Anrufe falscher Polizeibeamter“, Enkeltrick oder Schockanrufe finden sich im Internet unter www.polizei-beratung.de oder auf der Präventionsseite unter k.polizei.hessen.de/1254894044.
„Geben Sie diese Hinweise mit der Bittte um Weiterverbreitung weiter“, bat Polizeisprecher ahlich. „Informieren Sie Freunde, Bekannte, Verwandte! Informieren und instruieren Sie potentielle Opfer – meist ältere Menschen – wie sie sich bei einem solchen Anruf verhalten sollen!“

* pm: Polizei Marburg

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