Bürgeraufklärung: Polizei warnt weiter vor betrügerischen Anrufen

„Ich hätte nie geglaubt, mal auf so was reinfallen zu können.“ Diesen Satz hören Sachbearbeiter im Betrugskommissariat oft, wenn Opfer ihnen ihre Geschichte über einen Betrugsfall am Telefon erzählen.
Regelmäßig warnt die Polizei vor den verschiedenen Maschen wie „Schockanrufe“ und „Falsche Polizeibeamte“. Regelmäßig befinden sich die entsprechenden Artikel in den lokalen Print- und Onlinemedien. Dennoch kommen wöchentlich – manchmal fast täglich – weitere Opfer auf die Polizei zu und berichten von verlorenen Summen in nicht selten vier- bis fünfstelliger Höhe.
Wie kann das sein? Der Grund und damit auch die Gefahr liegt mitunter darin, die Kriminellen zu unterschätzen. Bei ihnen handelt es sich nicht um „irgendwelche Deppen, die mal versuchen, einer senilen Oma das Geld abzuluchsen“.
Stattdessen geht es um geschulte – professionell handelnde – Kriminelle, die auf dem Gebiet der Gesprächsführung und Druckerzeugung ihr Können unter Beweis stellen. Dieses Können zeigen sie bereits bei der Wahl ihrer Opfer, die in der Regel bereits etwas älter sind und teilweise gezielt aufgrund des vermuteten Wohlstands – beispielsweise hergeleitet durch einen vorhandenen Akademikertitel – ausgewählt werden.
Ihre Maschen wandeln die Straftäter regelmäßig ab und passen sie an aktuelle Geschehnisse wie beispielsweise die Pandemie an. Das unterstreicht einmal mehr ihr überlegtes Vorgehen.
Nach Überzeugung der Polizeisprecherin Yasmine Hirsch lohnt es sich, die entsprechenden Artikel zu lesen und sich darüber hinaus Handlungsanleitungen für sich selbst und insbesondere die älteren Verwandten zurecht zu legen. Dabei kann es sich um Absprachen handeln, wie bei einem Notfall in der Familie reagiert wird und er wen informiert.
Hirsch empfiehlt auch einen Merkzettel am Telefon, der an die gängigsten Maschen erinnert. Sinnvoll ist es auch, sich und den Lieben regelmäßig in Erinnerung zu rufen, dass niemals – unter keinen Umständen – Geheimnummern wie PIN und TAN weitergegeben werden dürften. Ein erwähnenswerter Fakt bei solchen Gesprächen ist zudem, dass deutsche Behörden wie die Polizei oder Staatsanwaltschaft niemals Geld oder Wertgegenstände telefonisch einfordern und erst recht nicht eine Übergabe von Bargeld an irgendeinem Ort organisieren würden.
Wer sich nun beim Lesen von erfolgreich verlaufenen Betrugsmaschen noch immer fragt „wie kann man nur so blöd sein?“, der sollte vielleicht überlegen, wie die eigenen Handlungen und Gedanken in einer Stresssituation – beispielsweise bei einem Verkehrsunfall oder einem Einbruch – plötzlich ganz anders liefen, als man es von sich selbst gewohnt war. Die Betrüger üben emotionalen Stress aus, spielen Zeitnot vor und lassen ihren Opfern durch dauerhaften Druck und die Bindung ans Telefon kaum eine Möglichkeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn dann später Ruhe einkehrt und der Betrug aufgefallen ist, können die Opfer das Erlebte kaum fassen.
„Deswegen infomieren Sie sich und andere“, rät Polizeisprecherin Hirsch. „Nur so schützen Sie sich und andere.“ Weitere Informationen zu den Betrugsmaschen erhalten Interessierte auch auf der Internetseite der Polizei Hessen unter www.polizei.hessen.de sowie bei dem Kriminalpolizeilichen Berater Jan-Oliver Karo unter der Telefonnummer 06421/406-123.

* pm: Polizei Marburg

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