„Tod in Marburg“ ist der erste Krimi von Felix Scholz. Der Marburger Autor las daraus am Dienstag (17. Januar) im Rathaus.
Gut 60 Interessierte waren der Einladung des Marburger Literaturforums in den Historischen Saal des Marburger Rathauses gefolgt. Dessen Vorsitzende Dr. Friederike Wißmach stellte den Autor vor und befragte ihn zu seinem Werk. Der in Marburg geborene und in Biedenkopf aufgewachsene Lehrer für „Deutsch als Fremdsprache“ hat an der Philipps-Universität studiert und lebt seit 15 Jahren in Marburg.
Entstanden ist sein Krimi-Debüt während des Corona-Lockdowns. Vorher hatte Scholz bereits ein Kinderbuch im Selbstverlag veröffentlicht, das er nun mit neuen Illustrationen wiederauflegen möchte. Seine literariscchen Erfahrungen hat der Autor vor Allem aber in der Slam-Poetry gesammelt.
Das merkt man seinem Regionalkrimi auch an. Witz und Anspielungen durchziehen den Text, den der Autor überaus gekonnt vortrug. In der Regel verfremdet er die Namen von Lokalen und Locations, was seinem Publikum ein heiteres Rätselraten um die realen Ideengeber ermöglicht.
Die beiden Ermittler Momberger und Zassenberg sind so unterschiedlich wie ihre Dienstorte Marburg und Frankfurt. Mitunter geraten die Figuren und der darin eingearbeitete Witz ein wenig zur Plattitüde, die manchmal etwas zu überspitzt und erwartbar wirkt. Insbesondere die beiden Assistenten des Kommissars Momberger sind derart komische Karrikaturen, dass das Lachen über ihre Hirnlosigkeit fast schon an Menschenverachtung grenzt.
Dennoch gelingt Scholz eine Geschichte voller Drive. Auch wenn seine Beschreibungen – beispielsweise der Fahrt vom Tatort am Grüner Wehr zum Marktplatz – einer kritischen Betrachtung alteingesessener Marburger leider nicht standhalten, ist das Lokalkolorit doch insgesamt sehr genau getroffen. Das Flair der mittelhessischen Universitätsstadt hat er – auch mit originellen Formulierungen – durchaus gekonnt beschrieben.
Die Einmischung des Hessischen Innenministers in den Fall aufgrund seiner Bekanntschaft mit dem Ehemann des Mordopfers erinnert Kenner der Landespolitik an einen ehemaligen Innenminister, der sich in einen Kasseler Mordfall auf fatale Weise eingemischt hat und das nach dem Mord an seinem Freund Walter Lübcke später bestimmt bitterlich bereut hat. Die Figur des „linken“ Kommissars Momberger ist vermutlich zwar eher unrealistisch, aber durchaus passend zu Marburgs fast familiärer Verstrickung aller mit allen. Insgesamt ist Scholz mit „Tod in Marburg“ eine vergnügliche und spannende Kriminalgeschichte voller Marburger Lokalkolorit gelungen.
Zwischen Impfstoffentwicklung und schlagenden Verbindungen spielt die Handlung des Marburg-Krimis und damit zwischen zwei prägenden Polen der Stadt. Die Herkunft des Opfers aus dem Iran verweist zudem auf die kulturelle Vielfalt in Marburg. Die Beschreibung von Mombergers Stammlokal bringt das eher einseitige Speisenangebot vieler beliebter Studentnkneipen gut aufden Punkt.
Den Titel „Tod in Marburg“ hatte übrigens der Verlag dem Krimi-Debüt verpasst. Die ursprüngliche Idee des Autors „Der Tod hat kalte Füße“ wäre besser gewesen. Doch dem stand die leichtere Vermarktbarkeit des Regionalkrimis mit der Nennung des Tatorts im Titel entgegen.
Die Frage aus dem Publikum nach einer Hörbuchfassung beantwortete Scholz positiv. Mit seiner Slam-erprobten Vortragstechnik wäre er selbst der ideale Sprecher dafür. Bislang ist leider aber nur eine Aufnahme der Deutschen Blinden-Hörbücherei (DBH) in der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) geplant, was die Verbreitung des Hörbuchs unnötig einschränken würde.
Seinen zweiten Kriminalroman hat Scholz auch schon fast fertig. Wünschenswert wäre, wenn der Verlag dieser Geschichte aus dem studentischen Millieu dann den Titel „Sturz vom Spiegelslustturm“ beließe.
* Franz-Josef Hanke