Auf dem Arbeitsmarkt: Blinder Tontechniker gibt Beispiel

Der internationale Tag der Behinderten ist am Samstag (3. Dezember). Trotz des gravierenden Arbeitskräftemangels finden Behinderte nur schwer einen Arbeitsplatz.

Darauf hat der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) aufmerksam gemacht. Mit dem Tontechniker Michael Kuhlmann stellt der in Marburg ansässige Verein ein positives Beispiel einer gelungen Inklusion in den Arbeitsmarkt vor.

Kuhlmann ist umgeben von Boxen, diversen Mikrofonen, einem Mischpult, E-Piano, MacBook und Audiointerface. Er ist 49 Jahre alt, blind und Kirchenmusiker. Das Equipment benötigt er für sein Hobby, das später seinen Beruf ergänzen soll.

Deshalb macht er beim HOFA-College im baden-württembergischen Karlsdorf-Neuthard eine Ausbildung zum Audio-Ingenieur Studiengang Tontechnik. „Ich habe mich schon immer für Musik begeistert und bin deswegen auch Musiker und Musiklehrer“ sagt er. „Jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, meine Arbeit auf eine noch professionellere Ebene zu bringen“.

Michael Kuhlmann ist gut vernetzt und engagiert sich bei der Fachgruppe Musik im DVBS. „Wir unterstützen uns gegenseitig und teilen unsere Erfahrungen“, erklärt er.

Kollegen machten ihn auf die Ausbildung zum Audio-Ingenieur aufmerksam. Sein erster Besuch auf der Website des Colleges war vielversprechend und barrierefrei. Der gute Eindruck setzte sich in einem persönlichen Gespräch fort und ein Probezugang überzeugte ihn. So begann er die zweijährige berufsbegleitende Ausbildung.

„Bei der Online-Ausbildung gibt es wenig Barrieren. Die Website ist gut strukturiert, vieles wird mit Worten geschildert und Grafiken gut beschrieben. Außerdem sind unsere Tutoren gut erreichbar, falls es Fragen zu Bildern gibt“, erklärt der Musiker.

Die genutzten Programme sind überwiegend barrierefrei, doch Tastenkombinationen für einzelne Programme müssten sich die Studierenden oft selbst erarbeiten. „Nur genretypische Effekte, die das HOFA-College selbst herstellt und die beim Mischen von Musik benötigt werden, sind nicht barrierefrei. Doch dieses Problem ist bekannt und es wird daran gearbeitet“, sagt Kuhlmann.

Große Mischpulte, wie sie in vielen Studios stehen, bleiben für seheingeschränkte Menschen aber eine Herausforderung, da sie per se nicht barrierefrei sind. Doch eine solide tontechnische Wissensvermittlung, gute Einarbeitung und gegebenenfalls die Unterstützung durch eine Arbeitsassistenz können dieses Arbeitsumfeld „enthindern“, weiß Michael Kuhlmann aus eigener Erfahrung.

Er wünscht sich, dass die Agentur für Arbeit und die Jobcenter weiter solche barrierefreien Ausbildungen für seheingeschränkte Menschen fördern. „Wir sind doch prädestiniert dafür, Musik zum guten Ton zu verhelfen!“

*pm: DVBS Marburg

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