Gedächtnissicherung: Wanderausstellung „Gesichter erzählen Geschichten“

Die Ausstellung „Gesichter erzählen Geschichten“ geht auf Wanderschaft. Zuvor feierte sie eine Finissage im BiP.
Die Ausstellung „Marburg erinnern –
Gesichter erzählen Geschichten“
im Rahmen des Stadtjubiläums „Marburg800“ gewährt Einblicke in die Lebensgeschichte von 19 Marburger*innen. Bereits seit April war sie im Beratungszentrum mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP) zu sehen, doch nun geht die Ausstellung auf Wanderschaft.
Zur Ausstellung ist eine Stadtschrift erschienen, die für 5,50 Euro erhältlich ist. „Heute feiern wir den Abschluss einer gelungenen Ausstellung im BiP anlässlich des Stadtjubiläums, die den Fokus auf ältere Mitmenschen legt; und zugleich möchten wir auch Sie heute als Gäste aufrufen, Ihre ,Visionen guten Älterwerdens‘ in Marburg mit uns zu teilen“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier während der Finissage der Ausstellung im BiP am Freitag (7. Oktober). Nach dieser ersten Station soll die Ausstellung nun noch an anderen Standorten zu sehen sein.
Seit April ist die Ausstellung bereits in Marburg zu sehen. Nun geht sie voraussichtlich ein Jahr lang auf Wanderschaft. Erster Halt ist Elnhausen. In der Mehrzweckhalle werden die Bilder ab Mittwoch (12. Oktober) für vier Wochen zu sehen sein.
Die Vernissage findet im Rahmen eines Cafés statt. Weitere Stationen sind das Beratungs- und Begegnungszentrum am Richtsberg sowie das Evangelische Alten- und Pflegeheim „Elisabethenhof“ Marburg. Weitere Institutionen aus der Region können sich bei Interesse an der Ausstellung bei Petra Heuser unter 06421/201-1004 oder per Mail an altenplanung@marburg-stadt.de wenden.
Die Stadtschrift zum Projekt ist ein „Lesebuch der unterschiedlichsten Marburg-Erinnerungen und Lebens-Geschichten, persönlich geschrieben, aber in der Perspektive zugleich auch immer stellvertretend für viele andere Marburger*innen“, erklärte Sabine Preisler. Sie ist Leiterin der Stadtschriftenreihe und des Jubiläumsbüros „Marburg800“. Die Publikation gibt es online auf www.marburg.de/stadtschriften, bei der Pressestelle im Rathaus sowie im Buchhandel.
„Marburg erinnern – Gesichter erzählen Geschichten“ bringt Interessierten die Lebensgeschichten von insgesamt 19 Marburgerinnen und Marburgern im Alter von 60 bis 97 Jahren näher. Dabei fing die Fotografin Heike Heuser ihre Mitbürger*innen auf Fotos ein, während Dr. Sabine Schock sie malte. Mitglieder der Projektgruppe Planung und Gestaltung interviewten die Marburger*innen.
Aus diesen Informationen erstellte die freie Autorin Katrin Völker Kurzporträts, die Interessierte sowohl in der Ausstellung im BiP als auch in der Langfassung in der gleichnamigen Stadtschrift (Band 116) lesen können. Die Ausstellung setzte der Fachdienst Altenplanung der Stadt Marburg zusammen mit der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf sowie den Aktiven Bürger*innen Cappels, der Alzheimer Gesellschaft Marburg-Biedenkopf, dem Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB), dem Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen (BSF), dem Club der Aktiven am Ortenberg, dem Dorfcafé Bortshausen, Freiwilligen aus Wehrda, Ockershausen und dem Campusviertel, dem Heimat- und Kulturverein Elnhausen und dem Seniorbeirat um.
Auf der Finissage hatten Besuchende die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen und mit musikalischer Untermalung der Vielsaitigen Gitarreros die Ausstellung noch einmal zu besichtigen und mit den Porträtierten ins Gespräch zu kommen. Einige von ihnen stellten zudem ihre Wünsche und „Visionen des guten Älterwerdens in Marburg“ in kurzen Statements vor, die sich in der zur Ausstellung erschienen Stadtschrift zum Teil ebenfalls finden.
Vertreter der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz und der Alzheimer Gesellschaft Marburg-Biedenkopf präsentierten ebenfalls bei der Veranstaltung ihre Vorstellungen eines guten Lebens in Statements. Auch Gäste der Finissage waren aufgerufen, sich mit Anliegen und Anregungen zu beteiligen.
„Meine Vision ist ein Demenz-Bauernhof mit Landwirtschaft und Tieren, wo die anfallenden Arbeiten auch mit demenzerkrankten Mitbürger*innen unter Anleitung erledigt werden“, stellte Laura Exner von der Alzheimer Gesellschaft eine Stimme vor. „Dieses Projekt sollte auch als Tagespflege anerkannt und damit auch abrechenbar sein.“
ach dieser Vorstellung könne der Bauernhof auch generationenübergreifend funktionieren. Unter den Teilnehmenden war auch von mehr autofreien Straßen, bedarfsgerechten öffentlichen Toiletten und etwa einer Notfallstelle zur Unterbringung von pflegebedürftigen Personen die Rede. Aber auch immaterielle Wünsche waren zu hören, wie sie zum Beispiel Sonja Röllinghoff von der Lokalen Allianz vorstellte: „Ich wünsche mir einen respektvollen Umgang, dass ich ohne mich gut ausdrücken zu können verstanden und respektiert werde“, und: „Ich wünsche mir, möglichst viele glückliche Momente mit Demenz zu erleben und nicht von anderen vergessen zu werden.“
Die Stadt hatte zum Austausch eingeladen, um sich ein Bild von aktuellen Anliegen älterer Menschen zu machen. Vor drei Jahren verabschiedeten die Stadtverordneten das „Konzept III kommunaler Altenplanung Marburg“, das die Basis für die Arbeit des städtischen Fachdienstes Altenplanung bildet. Erstellt wurde es mit Beteiligung von Bürger*innen, Engagierten und Expert*innen zum Beispiel des Seniorenbeirats, der Sozialträger oder Wohlfahrtsverbände.
Zahlreiche Planungen wurden umgesetzt oder gestartet. Manches hat sich seitdem in Marburg weiterentwickelt. Daher werden die Pläne stets mit aktuellen Bedürfnissen abgeglichen, damit sie ausreichende Berücksichtigung finden.
Nicht zuletzt die Visionen und Anregungen aus der Veranstaltung werden – wie Stadträtin Dinnebier betonte – dem Plan gegenübergestellt, um die weitere Arbeit entsprechend abzustimmen. Anliegen können zudem per Mail an altenplanung@marburg-stadt.de eingebracht werden oder in der Offenen Sprechstunde des Seniorenbeirats jeden dritten Montag im Monat von 14.30 bis 16 Uhr im BiP Am Grün.

* pm: Stadt Marburg

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