„Gesammelte Zeit“ von Gerda Waha präsentiert das EPH. Der Objekt-Turm im Foyer regt zum Nachdenken an.
Im Erwin-Piscator-Haus (EPH) gibt es nun gesammelte Zeit gestapelt und mit Wachs versiegelt. „Gesammelte Zeit“ ist ein Kunstobjekt der Marburger Künstlerin Gerda Waha. Das Werk, das gute und schlechte Nachrichten vereint und versiegelt, lädt nun im Foyer im Haus der Stadtgesellschaft zur Auseinandersetzung mit der Zeit ein.
Um „gesammelte Zeit“ geht es bei dem Werk von Waha im doppelten Sinn: Sie hat Nachrichten, Zeit, Geschichte gesammelt, zusammengebunden und versiegelt – aus Exemplaren der Wochenzeitung „ZEIT“.
Der Objekt-Turm hat nun seinen Platz im Foyer des Erwin-Piscator-Hauses gefunden, geschützt von einem Glas-Kubus hebt er sich von der kräftigen roten Farbe an der dahinterliegenden Wand ab.
„Gesammelte Zeit ist ein Turm aus wachsversiegelten Ausgaben der ZEIT, voller Nachrichten aus der ganzen Welt, voller Kultur und mit vielen Anregungen zu gesellschaftlichem Diskurs“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Deshalb passt dieses Kunstwerk so gut in dieses Haus, in dem sich die Stadtgesellschaft trifft und wo es Raum für Diskurs und Kultur gibt.“ Außerdem sei dort der Ort, an dem gemeinsam mit der Oberhessischen Presse (OP) und der Zeitung „ZEIT“ das Format „Marburg spricht“ stattgefunden habe.
Die Künstlerin bedankte sich bei Spies und den Mitarbeitenden der Stadt dafür, dass die „Gesammelte Zeit“ nun einen dauerhaften und würdigen Platz im Erwin-Piscator-Haus habe. Drei Firmen aus Hessen seien beteiligt gewesen, um den Objekt-Turm zu vollenden. Insbesondere aus Brandschutzgrünen mussten für das Werk aus Papier und Wachs an einem so belebten Ort sowohl ein Glaskubus als auch ein Metallsockel her – und passendes Licht für die richtige Beleuchtung.
„Im Vergleich zur jetzigen Ausführung war das Kunstwerk vorher wie Aschenputtel“, freute Waha sich. Und sie wünschte sich, dass ihre „Gesammelte Zeit“ Anregung für viele Gespräche bringt. „Zeit ist ein Thema mit vielen Facetten.“
Für Spies ist es selbstverständlich und wichtig, dass die Stadt Marburg sukzessive Kunst kauft und präsentiert. Das gelte insbesondere für Werke von Marburger Künstlerinnen und Künstlern. „Gerade bei öffentlichen Gebäuden sollte Kunst im und am Bau selbstverständlich sein“, erklärte das Stadtoberhaupt.
Denn so kämen die Menschen an öffentlichen Orten mit Kunst in Berührung. „Wir können nicht an der Gesammelten Zeit vorbeigehen, ohne dass wir sie sehen“, erläuterte Spies. „Sie erreicht uns. Den einen so und die andere so.“ Dabei gehe es um den Kontakt und darum, zum Nachdenken angeregt zu werden.
Waha ist eine bildende Künstlerin aus Marburg. „Sie ist aber auch Weltbürgerin: Sie bereist die ganze Welt und hat einen breiten Blick auf sie“, betonte Spies. Waha sei eine kritische Begleiterin der Gegenwartsgesellschaft.
Ihre künstlerische Ausbildung hat Waha in Malerei und Grafik an der Philipps- Universität in Marburg und der Hochschule Vechta gemacht. Sie hatte viele Studienaufenthalte im Ausland, ist unter anderem im Marburger Kunstverein und im Verein der Freunde des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte Marburg sowie Mitglied der Künstlergemeinschaft Werkstatt Radenhausen. Als Schwerpunkte ihrer Arbeiten benennt sie die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten sozialen Themen und die Unterschiede und den Austausch mit fremden Kulturen.
* pm: Stadt Marburg