Besuch aus Tübingen: Andreas Peschel erhielt Behring-Preis

Prof. Dr. Andreas Peschel wurde mit dem Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität ausgezeichnet. Diese Ehrung erhielt er für den Kampf gegen multiresistente Erreger.
Der Mikrobiologe und Infektionsforscher Prof. Dr. Andreas Peschel wurde am Donnerstag (7. Juli) für seine herausragende Forschung zu antibiotikaresistenten Erregern mit dem Emil von Behring-Preis der Philipps-Universität geehrt. Der Emil von Behring-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet.
Die Preisverleihung fand im Zentrum für Synthetische Mikrobiologie statt. Laudator Prof. Dr. Erhard Bremer sagte bei der Preisverleihung: „Andreas Peschel wird insbesondere für seine wissenschaftlichen Leistungen und innovativen Ansätze gewürdigt, die zur Entdeckung neuer Antibiotika zur Bekämpfung von multiresistenten Bakterien geführt haben.“
Bremer sieht Peschel „mit seinen Arbeiten ganz in der Tradition von Emil von Behring. Im Behringschen Sinne verbindet Peschel Exzellenz in der Grundlagenforschung über die Pathophysiologie von Mikroorganismen mit praktischen Anwendungen zum Wohle der Menschen. Seine wissenschaftliche Arbeit ist herausragend.“
In seiner Begrüßung würdigte Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss besonders die gesellschaftliche Bedeutung der Forschungsleistung Peschels. „Im Kampf gegen bakterielle Infektionen tragen die Erkenntnisse von Andreas Peschel wesentlich zu einer Weiterentwicklung der Behandlungsmöglichkeiten bei“, sagte Nauss und betonte damit die Verbindung zwischen universitärer Grundlagenforschung und Anwendung.
Der Präsident freute sich auch darüber, dass die Unternehmen am Standort Behringwerke den Emil von Behring-Preis 2021 erneut fördern. Standortleiter und Geschäftsführer Jochen Reutter von „GSK Vaccines“ sagte in seinem Grußwort: „Der Emil von Behring-Preis hat für die Standortfirmen der Behringwerke einen besonderen Stellenwert: Nur kontinuierliches Forschen –
das Suchen von neuen Wegen – bringt Fortschritt für die Medizin und die öffentliche Gesundheit, wie uns gerade die letzten beiden Jahre wieder gezeigt haben.“
Es sei „eine sehr große Ehre, in der Tradition Behrings den Preis entgegennehmen zu dürfen“, erklärte Peschel in seiner Festrede. „Der Preis geht an ein ganzes Team an Kolleginnen und Kollegen in Tübingen, die an der Forschung zu Staphylococcus aureus arbeiten.“
Peschel fügte hinzu: „Die Infektionsmedizin hat in den letzten zwei Jahrhunderten dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung deutlich gestiegen ist. Mit multiresistenten Erregern haben wir eine stille Pandemie, die uns bedroht. Wir sind überzeugt, dass gemeinsame Forschung zu antibiotikaresistenten Erregern und Mikrobiom-Wechselwirkungen uns beim Kampf gegen diese Bedrohung helfen kann.“
Peschel ist Mikrobiologe und Infektionsforscher am Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin der Universität Tübingen. Er erforscht den bedeutenden bakteriellen Infektionserreger Staphylococcus aureus, im Besonderen dessen „MRSA“-genannte antibiotikaresistenten Varianten.
Peschel studierte Biologie in Bochum und Tübingen. Nach der Promotion war er Postdoc an der Universität Utrecht in den Niederlanden und anderen Institutionen und wurde 2003 auf eine Professur für Mikrobiologie an der Universität Tübingen berufen. Er ist Mitglied im Vorstand des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und Sprecher des Tübinger Exzellenzclusters „Controlling Microbes to Fight Infections“ (CMFI).
Sein Labor erforscht, wie S. aureus auch gesunde Menschen als Bestandteil des Mikrobioms der Nase besiedelt und dann bei entsprechend prädisponierten Menschen das Immunsystem überlistet, um in den Körper einzudringen. Besonders die Arbeiten von Peschel zur Rolle des Mikrobioms für die Evolution und Verbreitung von S. aureus und die Entwicklung entsprechender Präventionsstrategien haben weit über die wissenschaftliche Community hinaus Beachtung gefunden.
Der Emil von Behring-Preis wird alle zwei Jahre von der Philipps-Universität zum Andenken an Emil von Behring vergeben. Der Entdecker des Diphterie-Serums und Begründer der Serumtherapie war deer erste Nobelpreisträger für Medizin. Von 1895 bis zu seinem Tod im Jahr 1917 war er Professor der Hygiene in Marburg.
Mit dem Behring-Preis ausgezeichnet werden herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie, Mikrobiologie oder Virologie. Der Preis gehört zu den renommiertesten deutschen Auszeichnungen für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Immunologie und ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro verbunden, das von den Unternehmen am Standort Behringwerke gestiftet wird. Das sind BioNTech, CSL Behring, GSK, Nexelis, Pharmaserv und Siemens Healthineers.
Die Preisverleihung wurde auch von der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen unterstützt. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Verleihung des Preises für 2021 auf 2022 verschoben. Vor der Preisverleihung fand am Nachmittag das „Behring-Symposium“ mit Vorträgen des Immunologen Prof. Dr. Andreas Radbruch und der Virologin Prof. Dr. Sandra Ciesek statt.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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