Im Theater am Schwanhof ist an diesem Tag alles anders als sonst. Das Hessische Landestheater Marburg (HLTM) hatte für Freitag (24. Juni) zum Tag der Offenen Tür eingeladen.
Dazu gab es zahlreiche Veranstaltungen und Attraktionen. Bei einem „Insta-Walk“ konnte man verschiedenste Masken und Kostüme ausprobieren, sowie sich damit fotografieren lassen. Außerdem gab es Kinderschminken, Improvisationstheater-Kurse, und die Möglichkeit, offene Proben zu besuchen.
Bevor der Trubel allerdings um 15 Uhr losging, durften Schulklassen am Vormittag das Theater zu einer ganz privaten Führung besichtigen. Eingefunden hatten sich zum Beispiel Schülerinnen und Schüler der Siebten und Achten Klassen der Richtsberg Gesamtschule (RGS).
Begleitet wurden sie dabei von den Theaterpädagogen Lotta Janßen und Max Linzner. Ihre Führung fokussierte sich nicht auf die drei Bühnen des Theaters, sondern führte die jungen Besucher „Behind the Scenes“, an Orte, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind.
Als erstes wurde die Requisite gezeigt. Dort werden kleinere Gegenstände wie Schmuck, Brillen, Taschen und Waffen hergestellt.
Danach ging es zur Schneiderei. Dort gab es zum Beispiel Kostümskizzen zu bestaunen, die oft auf die Schauspieler maßgeschneidert werden. „Wir haben schon Schneemänner gemacht, selbststehende Kleider, Drachen – eigentlich alles“, erklärte Kostümbildnerin Caterina Marcki.
Im Malsaal gab es Miniaturversionen von verschiedensten Bühnenbildern zu sehen, die in der angrenzenden Schreinerei in vergrößert hergestellt werden. Der Theatermaler Jonathan Hees ist dafür verantwortlich, das Bühnenbild zu bemalen. Das Holz vergangener Produktionen müsse dabei vier bis fünf Mal wiederverwendet werden, „da die Preise für Holz in letzter Zeit so dermaßen steigen, dass wir uns das nicht mehr leisten können“. Hees hat auch einige der Großrequisiten für „800: das Theaterstück“ hergestellt. Besonders viel Freude habe er an den übergroßen Marburg-Grußkarten gehabt.
„Licht ist etwas, was man sehr unbewusst wahrnimmt“, erklärte Lichttechnikerin Delia Naß. Im „Mini-Tasch“ zeigte sie den Schülerinnen und Schülern die Scheinwerfer, und erläuterte, dass sie von Hand eingestellt werden müssen.
Die Lichttechnik begleitet die Produktionen über alle Phasen hinweg, von Beratung, über Programmierung, bis hin zur Aufführung. Auch wenn es die Schauspieler blendet und dafür sorgt, dass sie das Publikum nicht mehr sehen können, ist das Licht ein essenzieller Teil des Theaters. Es kann „die Leute beeindrucken, sie polarisieren“, fuhr Naß fort. Für den Tag der Offenen Tür hat sie mit ihrem Team eine Lichtshow programmiert, die stündlich aufgeführt wurde.
Die jungen Gäste aus der RGS setzten sich aus zwei Theatergruppen und Teilnehmer der „Licht und Sound-Crew“ zusammen. Während die beiden Licht-interessierten Jungen von Naß das Mischpult gezeigt bekamen, kamen die Theatergruppen auch künstlerisch auf ihre Kosten. Von Janßen angeleitet durften sie hinter einer Leinwand ein kleines Schattentheater aufführen. In kleinen Gruppen stellten sie Standbilder zu Gefühlen dar, die von den anderen erraten werden mussten.
Beim Tag der Offenen Tür konnte man viele Requisiten aus nächster Nähe bestaunen. Nicht nur zur Ressourcenschonung wird möglichst viel davon recycelt. Den Theaterleuten fällt es oft schwer sich von Requisiten, Masken und Kostümen zu trennen, weil viel Arbeit und Liebe darin steckt.
*Laura Schiller