Rund 110 Interessierte haben Lösungsvorschläge zur Mobilität in Marburg diskutiert. Geschehen ist das bei einem Workshop zum „Mobilitäts- und Verkehrskonzept“ (MoVe35).
Mobilität gehört zum Alltag: Die Menschen in Marburg begegnen sich auf den Straßen, den Gehwegen, den Radwegen. Aber wie können sich die unterschiedlichen Menschen mit ihren unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen am besten in und durch Marburg bewegen?
Darüber haben rund 110 Bürgerinnen und Bürger aus Marburg und dem Landkreis diskutiert und gemeinsam Kompromisse für ihre unterschiedlichen Bedürfnisse gesucht. Verschiedene Ideen fließen in die weitere Entwicklung des Mobilitäts- und Verkehrskonzepts „MoVe35“ mit ein.
„Mobilität geht uns alle an“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Eröffnung des Workshops im Erwin-Piscator-Haus (EPH). „Daher ist es uns als Stadt besonders wichtig, dass so viele Perspektiven wie möglich zum Thema Verkehr und Mobilität in Marburg in den Planungsprozess mit einbezogen werden.“
Den Beteiligten wünschte Spies viel Spaß beim gemeinsamen Ideensammeln. „Es freut mich zu sehen, dass so viele von Ihnen heute Abend hier sind, um gemeinsam zu diskutieren, wie zukunftsorientierte, klimafreundliche und vielfältige Mobilität in Marburg aussehen könnte“,
Kurz darauf erhob sich bereits ein Stimmengewirr, das bis zum Ende der Diskussionszeit nicht abebbte. Rund 110 Menschen aus Marburg und dem Landkreis gingen in Kleingruppen miteinander ins Gespräch. Damit möglichst viele verschiedene Blickwinkel an einem Diskussionstisch zusammenkamen, wurden Teilnehmende aus verschiedenen Stadtteilen und dem Kreisgebiet miteinander vermischt.
Ziel des Workshops war, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnissen zusammensetzen, um gemeinsam zu überlegen, wie sich eben diese unter einem bestmöglichen Kompromiss zusammenbringen lassen. Das ist bei so vielen verschiedenen Punkten, die es zu berücksichtigen gibt, gar nicht mal so einfach. Das bemerkten auch die Bürger*innen und berichteten in der Feedback-Runde von ihren Gesprächen.
Beim Zusammentragen der Ergebnisse zeigte sich schnell, dass manche Gruppen trotz verschiedener Ansichten dennoch viele Kompromisse und gemeinsame Vorschläge erarbeitet haben. So waren sich mehrere Gruppen bei bestimmten Ideen relativ einig: beispielsweise wünschen sich einige eine engere Taktung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und das Einführen von Schnellbussen sowie einen Ausbau der Radwegenetze.
An anderen Tischen erlebten die Beteiligten es wiederum als schwieriger, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. So sprachen sich manche dafür aus, die Parkplätze im Innenstadtbereich zu reduzieren und stattdessen Shuttleservices – zum Beispiel von Bahnhöfen aus – einzuführen und die Parkflächen entsprechend dort zu vergrößern. Anderen ging das nicht weit genug und sie wünschten sich einen kompletten Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf ÖPNV und Alternativen wie das Fahrrad.
Das kritisierten wiederum andere als „nicht lebensnah“, wenn beispielsweise ein Elternteil mit mehreren Kindern den Großeinkauf tätigt. In dieser Gruppe sprachen sich die Marburgerinnen und Marburger daher beispielsweise für den Umstieg auf Elektromobilität als Alternative aus sowie für eine App, auf der nach Mitfahrgelegenheiten für bestimmte Punkte in Marburg und Umgebung gesucht werden kann. Fahrgemeinschaften sollten so gestärkt und zumindest das Zweitauto oder ein selten genutztes Erstauto ersetzt werden.
Insgesamt trugen die Anwesenden zahlreiche Ideen vor, die sie auf Plakaten festhielten. Die Vorschläge der Teilnehmenden werden nun ausgewertet und in den weiteren Prozess miteingebunden.
Die erarbeiteten Maßnahmenvorschläge werden dann noch einmal mit der projektbegleitenden AG MoVe 35 sowie mit den Ortsvorstehenden besprochen. Die finale Festlegung der Maßnahmen erfolgt in der Stadtverordnetenversammlung (StVV).
Im Vorfeld zum bereits zweiten Bürgerworkshop haben sich die Besuchenden im EPH an den Infoständen zu den Maßnahmevorschlägen und dem Prozess informiert sowie Fragen gestellt. Zudem hatte die Stadt bereits im Südviertel und am Georg-Gaßmann-Stadion zu Infoständen eingeladen, um über das Konzept zu informieren und Anregungen der Bevölkerung zu speziellen Mobilitätsfragen im Südviertel und in Ockershausen mit aufzunehmen. Des Weiteren steht eine virtuelle Infomesse unter www.marburgmachtmit.de/page/infomesse mit allen Informationen und Veranstaltungsankündigungen zum Verkehrs- und Mobilitätskonzept MoVe 35 zur Verfügung.
Neben den Bürgerworkshops und den Infomessen startete die Stadt Marburg 2020 zudem eine Online-Befragung zu Mobilität und Verkehr in Marburg. Mehr als 3.700 Marburgerinnen und Marburger nahmen an der Umfrage teil. Zudem sind die Ortsvorstehenden in den Prozess mit eingebunden ebenso wie die Mitglieder der AG MoVe 35, die den Prozess zur Entwicklung des Konzepts begleiten.
In der AG Move 35 sind alle wichtigen Interessengruppen vertreten. Das reicht von den großen Arbeitgeber*innen und Wirtschaftsverbänden der Stadt über den Behindertenbeirat bis hin zu Radverkehrs- und Mobilitätsinitiativen sowie dem Landkreis und den Umlandgemeinden.
MoVe 35 geht auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zurück. Danach soll das Verkehrsgeschehen im gesamten Stadtgebiet überprüft und daraus eine ganzheitliche Strategie für die Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung bis 2035 aufgestellt werden.
* pm: Stadt Marburg