Wahl an Wahl: Niedrige Beteiligung gibt zu denken

Jens Womelsdorf

Jens Womelsdorf ist zum Landrat gewählt worden. (Foto: Laura Schiller)

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat gewählt. Mitgemacht hat aber nur gut ein Viertel der Wahlberechtigten.
Gewählt haben sie einen neuen Landrat. 2.001 Stimmen haben dabei den Ausschlag gegeben. So groß war bei der Stichwahl am Sonntag (29. Mai) der Vorsprung von Jens womelsdorf gegenüber Marian Zachow.
Geschuldet ist der geringe Unterschied zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten vor allem der niedrigen Wahlbeteiligung. Mit 25,16 Prozent war sie bei der Stichwahl erschreckend gering. Im Marburger Stadtgebiet lag sie sogar nur bei 8,55 Prozent.
Grund dafür dürfte zum Einen der geringe inhaltliche Unterschied zwischen den beiden Kandidaten sein. Obwohl Womelsdorf für die SPD und Zachow für die CDU antrat, verfolgen beide ähnliche inhaltliche Ziele. Zudem war von vornherein klar, dass die herrschende Koalition im Kreis den Unterlegenen als Kreisbeigeordneten zum Stellvertreter des Gewinners wählen würde.
Ein weiterer Grund liegt wohl auch im Termin der Stichwahl. Der Sonntag nach dem Himmelfahrtstag ist für viele Bestandteil eines langen Wochenendes, das dank des „Brückentags“ am Freitag (27. Mai) zu einem Kurzurlaub außerhalb des Kreises einlud. Der Ausflug ins Grüne war ihnen wohl wichtiger als der Gang zur Wahlurne.
All das erklärt jedoch nicht die niedrige Wahlbeteiligung bereits im ersten Wahlgang am Sonntag (15. Mai). Mit 29,64 Prozent lag sie nur wenig über derjenigen der Stichwahl. In einigen Wahllokalen auf dem Richtsbberg lag sie im zweiten Wahlgang sogar unter 6 Prozent.
Gedanken machen müssen sich die Kommunalpolitiker deswegen darüber, wie weit sich Wahlberechtigte möglicherweise schon aus dem gesellschaftlichen Leben verabschiedet haben. Gerade in Gebieten wie dem Richtsberg fühlen sich viele Menschen offenbar verraten oder vergessen. Die Politik muss sie unbedingt ansprechen und zurückholen in die Gemeinschaft.
Verantwortliche müssen Wege finden, wie sie die breite Bevölkerungsmehrheit erreichen können. Überlegen sollten sie auch, wie sie vor allem junge Leute zu kommunalpolitischem Engagement motivieren. Vor Allem aber müssen sie Taten vorweisen beim Kampf gegen Soziales Unrecht und für mehr Klimaschutz.

* Franz-Josef Hanke

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