„Das ist kein dummer Jungenstreich mehr“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Vermutlich durch Brandstiftung sind die öffentlichen Toiletten am Oberstadtaufzug fast vollständig zerstört worden.
Mehrere Wochen oder Monate lang werden die Anlagen nun nicht mehr nutzbar sein. Sie waren am Mittwoch (11. Mai) komplett ausgebrannt. Ein technischer Defekt wird ausgeschlossen.
Bislang sind Täter und Motiv noch unbekannt, aber die Zerstörung ähnelt anderen Vandalismus Vorfällen an Marburger Schulen. Dabei handelte es sich oft um sogenannte „Challenges“, die auf „sozialen Medien“ kursieren.
„Social Media Geschichten sind das eine, aber das geht weit darüber hinaus“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. Die Toiletten waren schon vorher „nicht mehr schön“, aber durch blanke Zerstörungswut seien sie nun komplett unbenutzbar geworden.
Bislang ist unklar, wie lange die Wiederherstellung der Toiletten dauern wird. Die anfallenden Reparaturen kommen einer Kernsanierung gleich. Da die Anlagen sich im öffentlichen Eigentum befinden, gilt außerdem das Haushaltsrecht. Da durch Ausschreiben erst eine zuständige Firma ermittelt werden muss, kann sich der Prozess noch hinziehen.
Die Stadt Marburg habe in letzter Zeit eine sieben-stellige Summe für die Erneuerung der Sanitäranlagen in den Marburger Schulen ausgegeben, sagte Oliver Kutsch vom Fachdienst Hochbau. Dabei sei besonderer Wert auf Hochwertigkeit gelegt worden, um Vandalismus zu vermeiden.
In einer Marburger Schule musste die Stadt im April alle drei Toilettenanlagen sperren. Drei Toilettenschüsseln wurden aus der Verankerung gerissen und fünf Spülkästen zerschlagen. 30 Toilettenbrillen wurden zerstört, sowie 20 Toilettenpapierspender, drei Handpapierspender, drei Spiegel, acht Türverriegelungen und eine Eingangstür beschädigt.
Kurz nachdem der Schaden behoben war, musste die Stadtverwaltung wegen erneutem Vandalismus wieder mehrere Toiletten austauschen. Außerdem wurden in einem Waschbecken Kleidungsstücke angezündet.
Auch an anderen Schulen gibt es regelmäßig Vandalismus. In einer Schule wurden in einem Chemieraum Waschbecken verstopft. An fast allen Schulen werden mit Toilettenpapier die Wände beschmissen oder vorsätzlich die Toiletten verstopft.
Um Vandalismus zu vermeiden, habe man in letzter Zeit auf Einzelpapierspender gesetzt. Das beuge Verstopfungen vor, sagte Antje Kröpelin vom städtischen Fachdienst Gebäudewirtschaft und Grundstücksverkehr.
Außerdem habe die Stadt regelmäßig Graffiti von öffentlichen Plätzen und Anlagen entfernen müssen. Das soll der Entstehung von noch mehr Graffiti vorbeugen.
Mit Schulen werde des Weiteren über Sensibilisierung und Prävention gesprochen. Mit pädagogischen Mitteln sollen jungen Menschen die Konsequenzen von verstärktem Vandalismus klar gemacht werden.
Eine Überwachung von öffentlichen Sanitäranlagen sei „eine nicht ganz triviale Sache“, meinte Spies. Die Leute seien, vor allem durch die letzten zwei Jahre, sehr viel reizbarer geworden. „Die Toilette ist kein Ort, den Sie konsequent überwachen können“.
Mit der Marburger Gastronomie gibt es für das Stadtjubiläum die Aktion „Nette Toilette“. Cafés und Restaurants mit einem „Nette Toilette“ Aufkleber stellen ihre Sanitäreinrichtungen der Bevölkerung zur Verfügung. So wird der Andrang auf öffentliche Toiletten verringert, und mehr Standorte für öffentliche Toiletten stehen zur Verfügung.
*Laura Schiller