Der „ERC Advanced Grant“ geht an Prof. Dr. Stefanie Dehnen. Die Marburger Chemikerin erhält bis zu 2,5 Millionen Euro für die Erforschung von Bismut-Clustern.
Die Chemikerin Prof. Dr. Stefanie Dehnen von der Philipps-Universität erhält einen „ERC Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats „European Research Council“ (ERC). Im geförderten Projekt „BiCMat“ widmet sich die weltweit anerkannte Expertin für moderne Clusterchemie der Synthese und Anwendung Bismut-basierter Nanostrukturen, um die Basis für die Entwicklung neuartiger und zukunftsweiser Materialien zu schaffen. Die Fördersumme beträgt bis zu 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre.
Dehnen ist Expertin für das Design und die Herstellung von maßgeschneiderten Clusterverbindungen aus Metall- und Halbmetall im Nanometermaßstab und hat mit ihrer Arbeitsgruppe bereits eine faszinierende Vielfalt an unterschiedlichen Zusammensetzungen erforscht. „Clusterverbindungen bieten großes Potenzial für die Herstellung neuartiger, „intelligenter“ Materialien und für die Lösung gesellschaftlicher Probleme wie zum Beispiel eine effiziente Energieübertragung bzw. -speicherung“, erklärte Dehnen.
Das gilt auch für Verbindungen mit dem Metall Bismut. „Zu den wichtigsten Eigenschaften des Metalls gehört seine bemerkenswerte Luft- und Temperaturstabilität; und es ist praktisch ungiftig“, erläuterte Dehnen
„Die davon abgeleiteten nanostrukturierten Bi-Materialien sind daher weniger bedenklich als viele andere Metallverbindungen.“Doch wie bei allen Clusterverbindungen stellt die kontrollierte Synthese und Anwendung eine Herausforderung dar.
Dehnen und ihr Forschungsteam haben eine neue Methodeentwickelt, um Bismut-basierte Materialien aus atomgenauen molekularen Clustern herzustellen. „Sie bietet großes Potenzial, um entsprechende Cluster gezielt zu erzeugen, sie zu identifizieren und funktionale Nanostrukturen aus ihnen präparieren zu können“, bemerkte Dehnen.
Die Forscherinnen und Forscher planen, für diese neuartige Synthesestrategie auch Methoden des maschinellen Lernens einzusetzen. „Mit Hilfe eines ,digitalen Zwillings‘ kann man Zielstrukturen vorweg modellieren und so die Synthesen zielgerichteter und effizienter machen, was langfristig Kosten und Ressourcen schont“, betonte Dehnen. Im Projekt „BiCMat“ soll diese kombinierte Methode genauer erforscht und validiert werden.
Der „Europäische Forschungsrat“ oder „European Research Council“ ist der Forschungsförderer der Europäischen Union (EU). Die „ERC Advanced Grants“ gehören zu den vier großen Förderprogrammen der Organisation.
Dehnen ist seit 2006 Professorin für Anorganische Chemie an der Philipps-Universität und im Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften, dem sie von 2012 bis 2014 als geschäftsführende Direktorin vorstand. Ebenfalls seit 2006 ist sie Direktorin des Mitmachlabors „Chemikum“ in Marburg. Zurzeit ist sie die Vorsitzende der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und seit 2020 Vizepräsidentin der GDCh.
Seit 2020 ist Dehnen Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“. Unter anderem ist sie auch Preisträgerin des hochrenommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2022.
* pm: Philipps-Universität Marburg