Manchen mutet Marburg manchmal an wie eine „Insel der Seligen“. Die offene Atmosphäre preisen viele mit lobenden Worten.
Damit haben sie natürlich auch Recht. Dennoch ist auch die mittelhessische Universitätsstadt kein Paradies. Auch in Marburg herrscht das pralle Leben mit Mord und Totschlag, Teufel, Tod und Trauer.
Außerdem ist Marburg nicht frei von den Einflüssen, die das Weltgeschehen überallhin ausstrahlt. Geflüchtete aus der Ukraine haben hier ebenso aufnahme gefunden wie die Opfer der Kriege in Syrien und Afghanistan oder in der äthiopischen Provinz Tigray. Der krasse Klimawandel betroht Pflanzen, Tiere und Menschen auch in Marburg, weil das Klima nicht an den Stadtgrenzen Halt macht.
Was allerdings anders ist als anderswo, ist eine größere Bereitschaft, zusammenzustehen und die Herausforderungen der Zukunft anzupacken. In Marburg gibt es eine entwickelte Bürgergesellschaft, die gerne diskutiert, dann aber auch durchaus tatkräftig zupackt. Diese Haltung verdankt die Stadt übrigens ihrer 800 Jahre andauernden Geschichte von der Heiligen Elisabeth über die Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA) und die Lebenshilfe bis hin zu Käte Dinnebier und den vielen tausend unbekannten Größen, die sich in Marburg Tag für Tag für Soziale Gerechtigkeit einsetzen.
* Franz-Josef Hanke