Die Natur ist kein Aquarium. Deshalb ist das Aussetzen von Tieren und Pflanzen nicht erlaubt.
Wenn sich gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten ausbreiten, kann das die Natur gefährden. Verantwortlich dafür ist der Mensch, egal ob durch Unwissenheit oder bewusstes Handeln. Gelangen etwa Aquarienpflanzen und -tiere in Gewässer, können sie sich in den Ökosystemen ausbreiten und die biologische Vielfalt bedrohen.
Weltweit gelten biologische Invasionen mit gebietsfremden Arten als zweitwichtigste Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt. „Als Regierungspräsidium Gießen schützen wir deshalb gemeinsam mit vielen Partnern unsere heimische Natur“, sagte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Ein Beispiel für ein solch gelungenes Projekt ist die erfolgreiche und nachhaltige Bekämpfung der Papageienfeder in einem Rückhaltebecken im Wald südöstlich von Marburg.
Die Papageienfeder ist eine aus Südamerika stammende invasive Pflanze. Sehr wahrscheinlich wurde sie durch einen Aquarianer in das Becken ausgesetzt und lange nicht erkannt. Durch ihr starkes Ausbreitungsverhalten kann sie die regionale Artenvielfalt gefährden.
„Die auch als Brasilianisches Tausendblatt bezeichnete Wasserpflanze hatte sich in dem Gewässer stark ausgebreitet“, berichtete Jutta Neumann aus dem zuständigen Naturschutzdezernat des RP Gießen. Dadurch ist die vielfältige heimische Tier- und Pflanzenwelt zunehmend verdrängt und der Lebensraum massiv verändert worden. Die Biodiversität in dem Gewässer war akut bedroht.
In einem gemeinschaftlichen Projekt mit der Abfallwirtschaft Lahn-Fulda, HessenForst sowie der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Marburg ist es dem RP Gießen nach mehreren Jahren konsequenter Beseitigung geglückt, die Papageienfeder in dem Rückhaltebecken vollständig zu entfernen. Erfreulicherweise konnten bislang seit zwei Jahren keinerlei Sprossen der invasiven Wasserpflanze mehr in dem Teich nachgewiesen werden. Nichtsdestotrotz sind künftig weitere Kontrollen nötig, um sofort ein Wiederaufkommen der invasiven Wasserpflanze zum Schutz der heimischen Fauna und Flora zu verhindern.
Verschiedene geschützte Libellen- und Amphibienarten- aber auch heimische Wasserpflanzen – können sich nun wieder ungestört in ihrem Lebensraum entfalten. Um diese positive Entwicklung zu unterstützen und um einer schleichenden Verlandung des Beckens entgegenzuwirken, ließ die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg einige offene Wasserflächen wiederherstellen. Mit Landesmitteln zur Förderung der Biodiversität konnte damit ein wertvolles, artenreiches Biotop im Marburger Wald gerettet werden. Die Europäische Union (EU) hat eine Vielzahl gebietsfremder invasiver Tier-
und Pflanzenarten auf die sogenannte „Unionsliste“ gesetzt. Diese Arten dürfen innerhalb der EU unter anderem nicht mehr gehandelt und freigesetzt werden.
„Immer mehr Tier- und Pflanzenarten werden in einer globalisierten Welt verschleppt, die sich dann in Gebieten außerhalb ihres natürlichen Herkunftsbereiches ansiedeln können“, erklärte Ullrich den gesetzlichen Auftrag seiner Behörde und appelliert zugleich: „Setzen Sie bitte deshalb nichts aus, was in ein Aquarium gehört.“
Auch die Papageienfeder gehört zu den Aquarienpflanzen, die diesen Verboten unterliegen. Zudem ist sie eine von zehn invasiven Pflanzenarten, die auf der „Schwarzen Liste“ des Bundesamts für Naturschutz aufgeführt ist. Für die dort genannten Arten empfiehlt die Fachbehörde nachhaltige Maßnahmen zur Beseitigung.
Deshalb weist das RP Gießen darauf hin, dass das Aussetzen von Tieren und Pflanzen in der Natur ohne die dazu erforderliche Berechtigung grundsätzlich nicht erlaubt ist und mit einem Bußgeldverfahren verfolgt werden kann. Weitere Informationen dazu sind auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Gießen unter rp-giessen.hessen.de/umwelt-natur/forsten-naturschutz/biodiversität/invasive-arten oder bei den RP-Mitarbeiterinnen Jutta Neumann und Lisa Küchenunter den E-Mail-Adressen jutta.neumann@rpgi.hessen.de sowie lisa.kuechen@rpgi.hessen.de) erhältlich.
* pm: Regierungspräsidium Gießen