Ein positives Fazit zu Artenschutz-Maßnahmen hat die Naturschutzbehörde des Kreises am Mittwoch (17. Dezember) gezogen. Es gibt neue Lebensräume für Laubfrösche.
Der streng geschützte Laubfrosch breitet sich wieder im Landkreis Marburg-Biedenkopf aus – so lautet das erfreuliche Fazit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Dabei tragen die Bemühungen der Behörde in den vergangenen Jahren Früchte: Seit 2022 arbeitet sie gemeinsam mit dem Marburger Gutachter- und Planungsbüro „Bioplan“ zusammen, um den Laubfrosch in der Region zu stärken und neue Lebensräume zu schaffen.
An verschiedenen Gewässern im Kreis hatten die Naturschutzbehörde und das Planungsbüro dafür Larven ausgesetzt, die sich inzwischen in vielen Fällen zu vielversprechenden neuen Populationen entwickelt haben. Das ist ein erfreulicher Erfolg für die Untere Naturschutzbehörde, denn der Laubfrosch wird in Deutschland immer seltener. Auch, weil Naturflächen immer stärker durch den Menschen genutzt werden und beispielsweise Auengebiete, in denen die Frösche vorkommen, trockengelegt wurden. Diese Entwicklung hat auch vor dem Landkreis Marburg-Biedenkopf nicht Halt gemacht.
Das Planungsbüro hat deshalb im Auftrag der Naturschutzbehörde aus Gewässern mit stabilen Vorkommen der Frösche Laichballen mit Eiern entnommen, um daraus in künstlichen Becken Larven heranzuziehen. Diese Larven hat das Planungsbüro dann anschließend in andere, geeignete Gewässer eingesetzt. Darunter waren der Udendorfer Teich bei Kirchhain-Großseelheim, in den Weimarer Ortsteilen Niederweimar und Kehna oder auch in Wetter-Unterrosphe und Esbdorfergrund-Heskem sowie an der Zwester Ohm. In diesem Jahr kamen zudem weitere Gebiete zum Beispiel bei Wetter-Mellnau, Münchhausen-Wollmar und die Riedwiesen bei Lohra-Altenvers dazu. Mit dem Ziel, dass der Laubfrosch wieder heimisch wird in Gebieten, in denen die Art ausgestorben war.
Dieses Vorhaben hat größtenteils zu Erfolgen geführt: Besonders erfreulich ist die Entwicklung im Naturschutzgebiet „Sandgrube Hollenberg“ bei Unterrosphe und dem angrenzenden Rosphebachtal. Dort haben sich die Larven inzwischen zu jungen Hüpferlingen entwickelt.
Da im Rosphebachtal im Jahr 2024 keine Larven ausgesetzt wurden, deuten die Sichtungen dort darauf hin, dass sich die Laubfrösche bereits erfolgreich vermehren. Das ist ein Erfolg, der hörbar ist: Während in dem Gebiet im gesamten Jahr 2024 bereits 24 rufende Männchen nachgewiesen wurden, waren es im April 2025 allein am oberen Gewässer der Rosphebachaue mindestens zwölf. Die Erfassung von Amphibien wie Fröschen mittels des sogenannten Verhörens ist im Naturschutz eine gängige Praxis – Sachkundige können so wegen der artspezifischen Rufe und in Verbindung mit Sichtbeobachtungen die Anzahl der Tiere bestimmen.
Auch in der Walgerbachaue bei Kehna schreitet die Wiederansiedlung voran: An den frisch entschlammten Gewässern am Rande des Naturschutzgebiets haben Fachleute im Jahr 2025 bis zu neun Rufer sowie mindestens drei weitere im angrenzenden Steinbruchgelände erfasst. Im selben Jahr wurden zudem besonders viele Tiere ausgewildert.
Aus 471 entnommenen Laichballen am Brücker Wald und am Kreuzborn bei Erksdorf wurden 7.050 Larven herangezogen und anschließend in Gewässer im Kreis eingesetzt. Da wegen ausbleibendem Regen und einer hohen Verdunstung ein großer Teil der Laichballen im Entnahmegewässer am Kreuzborn vertrocknet wäre, wurden durch die Entnahme viele Tiere gerettet.
Nicht alle Standorte entwickeln sich allerdings gleich erfolgreich: Wurden im Bereich der ehemaligen Kiesgrube Niederweimar im Jahr 2024 noch zehn Rufer an einem Gewässer gehört, konnten dort im Jahr 2025 keine mehr bestätigt werden. Als mögliche Gründe vermuten die Fachkräfte von Naturschutzbehörde und Planungsbüro ein durch Hochwasser zerstörtes Winterquartier oder das frühzeitige Austrocknen der Gewässer im trockenen Frühjahr 2023. Das könnte die erfolgreiche Entwicklung eines Großteils der Larven verhindert haben.
Um stabile Populationen aufzubauen, wird die Untere Naturschutzbehörde die Besiedelung der Gebiete mit Larven, unter anderem in Ebsdorfergrund (Zwester Ohm, Heskemer Teichwiesen) sowie im Bereich des renaturierten Kiesabbaugebiets Niederweimar, noch mindestens ein bis zwei weitere Jahre fortführen. Denn die Erfolge bei Unterrosphe und Kehna geben Anlass zum Optimismus, da sie zeigen, dass sich der Laubfrosch in den dortigen Bereichen niederlässt. In diesen Gebieten gilt die Wiederansiedlung zunächst als abgeschlossen, wobei die Naturschutzbehörde plant, sie weiterhin hinsichtlich der Entwicklungen zu beobachten.
Weitere Informationen zu den Amphibien im Kreis und zum Thema Artenschutz gibt es online unter www.marburg-biedenkopf.de/artenschutz. Dort lässt sich auch die Amphibienbroschüre des Kreises herunterladen. Für Rückfragen ist die Untere Naturschutzbehörde per E-Mail an Naturschutz@marburg-biedenkopf.de erreichbar.
* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf