Ein Pilotprojekt zu Carsharing geht in den Außenstadtteilen an den Start. Die Bevölkerung dort möchte es selbst organisieren.
Wie kann Carsharing auch in kleineren Orten umgesetzt werden? Bürgerinnen und Bürger in Marburger Außenstadtteilen haben sich zusammengeschlossen und wollen selbst initiativ werden. Die Stadt Marburg wird daher drei Außenstadtteile auswählen, in denen das Pilotprojekt „Bürger*innen-Carsharing“ starten soll.
„Die Idee für ein Bürger*innen-Carsharing kommt von der AG-Mobilität und Versorgung“, berichtete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir greifen sie gerne auf und unterstützen die Außenstadtteile dabei, ein passendes Carsharing-Modell aufzubauen. Diese Initiative hilft uns auch bei der Mobilitätswende und der Erreichung der Klimaneutralität bis 2030.“
In Ginseldorf traf Spies sich mit Interessierten. Der Oberbürgermeister lobte die Initiative und den Gemeinsinn der Engagierten.
Die Innenstadt und die kernstadtnahen Stadtteile wie Wehrda, Marbach oder Cappel verfügen über ein gutes Carsharing-Netz durch einen lokalen gewerblichen Anbieter. Eine Ausweitung auf die dörflich geprägten Stadtteile ist jedoch derzeit für sie nicht alleine umsetzbar. Weil es aber Initiativen in Stadtteilen gibt, die Umsetzung selbst in die Hand zu nehmen, unterstützt die Stadt Marburg die Außenstadtteile gerne beim Aufbau eines Bürger*innen-Carsharings, das zu den Bedürfnissen der Einwohnenden passt.
Die Stadt finanziert für drei Außenstadtteile eine dreijährige Pilotphase. „Ziel ist, dass Carsharing langfristig als Ergänzung des ÖPNV-Angebotes auf ehrenamtlicher Basis in den Außenstadtteilen verankert werden kann“, erklärte Spies. Das Sharing-Angebot solle von allen registrierten Nutzer*innen in allen Stadtteilen nutzbar sein.
Ralf Laging von der „AG Mobilität und Versorgung“ sagte, in Ginseldorf solle in diesem Zuge auch E-Mobilität gefördert und Elektroautos angeschafft werden. Auch die Nutzung von privaten Zweitwagen, die Besitzerinnen und Besitzer zur Verfügung stellen möchten, sei denkbar.
Die ersten drei Jahre des Pilotprojekts sollten eine Testphase sein, um festzustellen, wie viele Menschen Zweitwagen aufgrund des Carsharing-Angebots abschaffen oder gar nicht erst ein neues Auto kaufen. Mit viel ehrenamtlichem Engagement – beispielsweise als „Fahrzeugpaten“ – solle es möglich werden, das Angebot preisgünstig zu gestalten.
Engagierte Vorarbeit für das Projekt gibt es bereits: In diesem Jahr fanden verschiedene Workshops zur Vorstellung und Vorbereitung eines Carsharings statt.
„Wir waren überrascht, wie viel Resonanz wir aus den Außenstadtteilen bekommen haben“, berichtete Rose Michelsen vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz. In einzelnen Stadtteilen haben sich bereits Initiativgruppen gebildet, die ein örtliches Carsharing-Modell entwickeln wollen. Insbesondere Ginseldorf sei in seinen Vorüberlegungen schon weit.
Nach Auswahl der Pilot-Orte Anfang Dezember durch die „AG Mobilität und Versorgung“ beginnt die Konzeptionsphase, in der die drei ausgewählten Stadtteile jeweils für ihren Ort – aber auch gemeinsam – ein passendes Modell entwickeln. Genutzt werden soll eine gemeinsame Sharing-Plattform, um die Angebote der Stadtteile miteinander zu vernetzen. Auf der Grundlage der erarbeiteten Konzepte soll dann im nächsten Jahr die Realisierungsphase mit zwei Carsharing-Autos pro Stadtteil starten.
Die Erarbeitung der Konzepte und die Umsetzung werden fachlich intensiv begleitet. Dafür gibt es bereits eine Förderzusage durch das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen von 20.000 Euro. Aber auch die Stadt Marburg wird sich mit mindestens 15.000 Euro an den Kosten beteiligen.
Das im Rahmen der Dorfentwicklung entstandene Projekt zum Carsharing ist Bestandteil des Klimaaktionsplans und des Mobilitätskonzepts „MoVe35“. Entsprechend sind die Fachdienste Umwelt-, Klima- und Naturschutz, Fairer Handel sowie Stadtplanung und Denkmalschutz von städtischer Seite gemeinsam mit der „AG Mobilität und Versorgung“ aus den Außenstadtteilen für die Umsetzung des Projekts zuständig.
* pm: Stadt Marburg