Das sogenannte „Sicherheitsempfinden“ ist Inhalt einer Befragung am Richtsberg. Wie sicher fühlen sich die Bewohnerinnen und Bewohner dort?
Die Marburgerinnen und Marburger sollen sich in öffentlichen Räumen möglichst sicher fühlen – das hat in der Universitätsstadt einen hohen Stellenwert. Die Stadt arbeitet fortlaufend daran, das Sicherheitsempfinden weiter zu verbessern.
Am Richtsberg findet eine Befragung zu diesem Thema statt. 1.500 Menschen werden angeschrieben und können sich zu ihrem „Sicherheitsempfinden in der Nachbarschaft“ äußern. Der Fragebogen kann online oder auf Papier in den Sprachen Deutsch, Englisch, Arabisch und Russisch ausgefüllt werden.
„Marburg ist eine sichere Stadt“, stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies fest. „Das hat die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2020 erneut gezeigt. Dennoch gibt es auch in Marburg Orte, an denen Probleme auftreten und an denen sich Menschen unsicher fühlen.“
Darum ergänzte der Oberbürgermeister: „Deswegen ist uns diese Befragung so wichtig. Denn wir wollen wissen, ob die Richtsberger*innen sich sicher fühlen, und welchen Einfluss unsere Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit haben. Das Projekt „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“, eine Wissenschaft-Praxis-Kooperation zur Abstimmung von Präventionsstrategien in der Stadt, führt seit 2014 regelmäßig Studien zur Sicherheit und zum Sicherheitsempfinden durch.
Ob sich eine Person sicher fühlt, kann demnach von ganz verschiedenen Dingen abhängig sein. Unbestritten ist aber, dass ein gestörtes Sicherheitsempfinden einen großen Verlust an Lebensqualität bedeutet, etwa wenn aus Angst bestimmte Orte nicht mehr aufgesucht werden und dadurch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die Mobilität der Betroffenen im Alltag eingeschränkt werden.
Bei der aktuellen Sicherheitsbefragung werden circa 17 Prozent der Gesamtbevölkerung des Marburger Richtsbergs angeschrieben: 1.500 zufällig ausgewählte Haushalte erhalten dazu einen Fragebogen per Postwurf. Die Zahl der angeschriebenen Haushalte ist repräsentativ zur zahlenmäßigen Verteilung der Wohnbevölkerung in den einzelnen Quartieren des Stadtteils.
„Wenn es um Sicherheit in Marburg geht, wird meist über die Lahnterrassen oder über die Oberstadt gesprochen“, erklärte Ortsvorsteherin Erika Lotz-Halilovic. „Die Situation in den äußeren Stadtteilen findet viel weniger Beachtung. Bevölkerungsbefragungen, aus denen Verbesserungsvorschläge resultieren, können das ändern.“
Die Bearbeitung des Fragebogens dauert etwa 15 Minuten. Die Teilnahme ist sowohl online als auch in Papierform auf Deutsch, Englisch, Arabisch oder Russisch möglich. Die Umfrage des Projekts „Einsicht“ wird von der Arbeitseinheit Sozialpsychologie der Philipps-Universität im Rahmen der Masterarbeit von Christiane Blöcher unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Christopher Cohrs und in Zusammenarbeit mit dem Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen (BSF) durchgeführt.
„Mit Blick auf ihre Sicherheit haben Menschen teils sehr unterschiedliche Perspektiven und Bedürfnisse, aber auch tatsächliche Problembelastungen, abhängig von ihrer Lebenssituation“, erklärte Cohrs sein wissenschaftliches Interesse an der Befragung. „Der Marburger Richtsberg ist aus sozialpsychologischer Sicht sehr interessant, weil hier viele Menschen auf relativ engem Raum zusammenleben, die sich ganz verschiedenen Gruppen zugehörig fühlen.“
„Wir führen diese Umfrage durch, um Bedürfnisse, Meinungen und Perspektiven hinsichtlich des Sicherheitsgefühls in der Nachbarschaft besser zu verstehen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Einflussfaktoren zu beleuchten“, ergänzte Master-Absolventin Blöcher. „Die Teilnahme an der Umfrage ist freiwillig. Um jedoch ein aussagekräftiges Meinungsbild zu bekommen, ist es sehr wichtig, dass sich möglichst alle angeschriebenen Personen beteiligen.“
Im Mittelpunkt der Studie stehen die Fragen, wie sicher sich die Bewohner*innen des Richtsbergs in ihrer Nachbarschaft fühlen, ob es möglicherweise bestimmte Orte gibt, an denen sie sich unsicher fühlen und was getan werden kann, damit sich die Menschen an solchen Orten sicherer fühlen. Damit soll die Befragung für die Ausrichtung von Präventionsmaßnahmen der Stadtverwaltung genutzt werden können und zu einem besseren Verständnis der Wirksamkeit solcher Maßnahmen beitragen.
Voraussichtlich im März 2022 werden die Ergebnisse vorgestellt und mit Teilnehmer*innen, Expert*innen und dem Ortsbeirat diskutiert. Inhaltliche und organisatorische Fragen beantworten Christiane Blöcher von der Philipps-Universität und Johannes Maaser vom Fachdienst Gefahrenabwehr –
Bereich Prävention der Marburger Stadtverwaltung per Mail an bloechec@students.uni-marburg.de und johannes.maaser@marburg-stadt.de.
* pm: Stadt Marburg