Marburg wird „foodsharing-Stadt“. Bürgermeisterin Nadine Bernshausen und der entsprechende Vereinhaben eine Motivationserklärung unterzeichnet.
Die Universitätsstadt Marburg ist nun offiziell „foodsharing-Stadt“. Bürgermeisterin Nadine Bernshausen und Vertreter*innen der foodsharing-Gruppe Marburg haben die Motivationserklärung gemeinsam am „Fairteiler“-Standort in der Lutherischen Pfarrkirche unterzeichnet.
Die Stadtverordnetenversammlung (StVV) der Universitätsstadt hat Ende Januar einstimmig beschlossen, dass sich Marburg der deutschlandweiten Bewegung der foodsharing-Städte anschließt. Nun hat Bürgermeisterin Bernshausen gemeinsam mit Vertreter*innen der foodsharing-Gruppe Marburg eine entsprechende Motivationserklärung unterschrieben. Dazu haben sich die Beteiligten am Fairteiler der Lutherischen Pfarrkirche getroffen.
„Es ist ein richtiger und wichtiger Schritt, dass Marburg nun eine foodsharing-Stadt ist“, sagte Bürgermeisterin Bernshausen. „Damit können wir noch mehr Bewusstsein für das Thema der Lebensmittelverschwendung schaffen. Viel zu oft werden Lebensmittel weggeworfen, die noch genießbar sind. Dies ist sehr schade und oftmals unnötig.“
Mit der Motivationserklärung bekennt sich die frisch gebackene „foodsharing-Stadt“ dazu, auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen und gemeinsam mit der lokalen foodsharing-Gruppe für mehr Wertschätzung der Lebensmittel zu werben. Für die landwirtschaftliche Produktion, die Weiterverarbeitung und den Vertrieb von Lebensmitteln werden viele Ressourcen von Natur, Tier und Mensch benötigt. Dennoch werden nicht benötigte Lebensmittel häufig entsorgt, obwohl sie noch genießbar sind. Ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln sowie Essensresten schont Ressourcen und trägt so zu mehr Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz bei.
Die Stadt Marburg betreibt bereits seit Jahren Aufklärung zum Thema und arbeitet dabei auch schon länger mit der foodsharing-Gruppe in Marburg zusammen. „Wir sind froh und dankbar für das großartige Engagement der Foodsaver*innen in Marburg“, erklärte Bernshausen. „Das Retten von Lebensmitteln bietet ein großes Potential für Nachhaltigkeit, verantwortungsbewussten Konsum und für die Einsparung von CO2.“
Ohne die vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Rettung von Lebensmitteln engagieren, wären die Verteilstationen – die sogenannten „Fairteiler“ – in der Stadt nicht möglich und es würden noch mehr Ressourcen verschwendet. Wie so ein Engagement aussehen kann, hat foodsharing in einem Ideenkatalog für die lokalen Gruppen und die öffentliche Hand festgehalten: ob Fairteiler, Info-Stände oder Ähnliches – es geht darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und Lebensmittel zu retten.
Die Ehrenamtlichen nehmen Nahrungsmittel entgegen von Supermärkten, Bäckereien und Wochenmärkten, die mit dem Verein foodsharing kooperieren. Sie verteilen die Lebensmittel untereinander und bringen Überschüsse in die verschiedenen, öffentlich zugänglichen Schränke in der Stadt, auch bekannt als Fairteiler. Die Esswaren im Schrank stehen allen kostenlos zur Verfügung. Auch alle Privatpersonen, die Lebensmittel zu verschenken haben, die noch verzehrbar sind, können diese in den Schränken für andere hinterlassen. Dabei hängt an jedem Schrank ein Hinweisschild, was dort gelagert werden kann und was nicht. Denn nicht alle Schränke sind gekühlt.
„Das Prinzip der Verteiler ist ein Geben und Nehmen“, erklärte Bernshausen. Jede und jeder kann sich an den Angeboten in den „Fairteilern“ bedienen und andersherum übriggebliebene Lebensmittel abgeben.
Das ist besonders praktisch, wenn man zum Beispiel in den Urlaub fährt, aber noch Lebensmittel zu Hause hat, die man nicht wegwerfen möchte“, erklärten die foodsharing-Organisator*innen. Derzeit gibt es in Marburg fünf öffentliche Verteilstationen. Die Fairteiler sind an der Lutherischen Pfarrkirche, der Universitätskirche, , beim „LebensMittelPunkt Wehrda“, in der DAV Kletterhalle auf dem Waggonhallenareal und bei der Volkshochschule an der Deutschhausstraße.
Mit dem „Fairteiler“ in der vhs entstand im Dezember 2022 der erste Fairteiler in Räumlichkeiten der Stadt. Er erfreut sich großer Beliebtheit nicht nur bei den Besucher*innen der vhs-Kurse, da er zu den Öffnungszeiten der vhs für alle zugänglich ist.
„Oftmals ist der Fairteiler bereits innerhalb einer Stunde nach Einräumen der neuen Waren leer“, berichtete Benjamin Nichell von der lokalen foodsharing-Gruppe. Er verwies auf die hohe Nachfrage der foodsharing-Angebote im Marburger Stadtgebiet.
2022 hatte die Stadt Marburg dem Verein „foodsharing“ einen „VielRAUM“ an der Wettergasse zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung gestellt. Der Verein zeigte mit einer Ausstellung, wie viele Backwaren von foodsharing allein an einem Wochenende gerettet werden und verdeutlichte damit, wie viel Backwaren allein jedes Wochenende im Müll landen würden. Daneben unterstützte die Universitätsstadt Marburg bei der Beschaffung von Lebensmittelboxen sowie dem Druck von Infomaterialien.
Auch die Jugendförderung der Stadt macht sich das Retten von Lebensmitteln zum Thema: In Angeboten der Umweltbildung verarbeiten Kinder und Jugendliche von foodsharing gerettete Lebensmittel zu einem Abendessen. Damit wird im Haus der Jugend ein Zeichen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln gesetzt und die Teilnehmenden werden dafür sensibilisiert, Lebensmittel wertzuschätzen.
„Die Aktion der Jugendförderung ist eine tolle Initiative, denn der Umgang mit Lebensmitteln ist auch für Kinder und Jugendliche und ihre Familien ein tägliches Thema und hat einen hohen Bildungsaspekt“, erklärte Bernshausen. „Zudem herrscht auch hier viel zu oft noch Unklarheit über Begriffe wie Mindesthaltbarkeitsdatum oder Verbrauchsdatum.“ Dazu soll es in der Zukunft noch weitere Workshops und Angebote zusammen mit der foodsharing-Gruppe geben.
* pm: Stadt Marburg