Forschung aus Marburg: Protein fördert problematische Biofilme

Molekulare „Lockenwickler“ fördern bakterielle Biofilme. Ein Team aus Lebens- und Naturwissenschaften hat die Struktur eines dafür benötigten Proteins aufgeklärt.
Um die Entstehung sogenannter „Biofilme“ zu steuern, bildet das Protein „RemA“ einen Ring, um den sich die DNA wickelt. Ein Team aus der Marburger Biologie und Chemie beschreibt diese Entdeckung im Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“.
Als „Biofilme“ bezeichnet die Wissenschaft Bakteriengemeinschaften, die in einer gewebeartigen Schicht zusammenleben. Biofilme besitzen große medizinische Bedeutung, immerhin schützt sich der Großteil der bekannten bakteriellen Krankheitserreger durch Biofilme vor der körperlichen Immunabwehr und vor Antibiotika.
Bei der Bakteriengruppe der „Firmicutes“ schaltet das Protein „RemA“ die drei wichtigsten Gengruppen an, die dazu führen, dass die Bakterien Biofilme bilden. „Wie dieses Molekül die Differenzierung der Zelle steuert, war in den mechanistischen Einzelheiten bisher noch nicht bekannt“, erklärte der Biochemiker Prof. Dr. Gert Bange von der Philipps-Universität, der die Forschungsarbeit leitete.
Insbesondere wusste die Wissenschaft noch nicht, wie RemA mit denjenigen Abschnitten der Erbsubstanz DNA interagiert, die den Aufbau des Biofilms beeinflussen. Das Team klärte die Molekülstruktur von RemA auf, um die bestehende Forschungslücke zu schließen.
Dabei kam heraus, dass sich acht Kopien des Proteins zu einem Ring zusammenschließen – die Forschungsgruppe vergleicht ihn mit einem Donut.
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten RemA mit molekular-genetischen und struktur-biochemischen Mitteln. Dafür taten sich die Arbeitsgruppen von Bange und dem Marburger Biologen Prof. Dr. Erhard Bremer mit Prof. Dr. Daniel Kearns von der Indiana University in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) zusammen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die DNA um den RemA-Ring wickeln kann etwa wie das Haar um einen Lockenwickler. „Wird die Ringstruktur von RemA gestört, so funktioniert die komplette Bildung des Biofilmes nicht mehr“, erläuterte Bremer
Die Biowissenschaften zählen zu den Profilbereichen der Marburger Forschung. Bange lehrt Biochemie am Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg. Er gehört dem Marburger Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO) und dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg an, 2021 erhielt einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats.
Bremer lehrt Mikrobiologie an der Philipps-Universität und ist ebenfalls Mitglied von SYNMIKRO. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) förderte die Studie durch ihren Marburger Sonderforschungsbereich 987.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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