63-mal zugelangt: Aktionsplan 2017 zur Behindertenrechtskonvention

Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) formuliert die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebenssituationen als Ziel der Weltgemeinschaft. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hat am Donnerstag (12. Januar) im Rathaus mit dem „Aktionsplan 2017“ ein umfassendes Handlungskonzept für Marburg vorgestellt, um die Teilhabe in der Universitätsstadt Marburg in vielen Bereichen noch weiter zu verbessern.
„Die Menschen sind nicht behindert; sie werden höchstens behindert“, sagte Spies. „Wir wollen aber, dass in Marburg alle Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt und chancengleich leben können.“
Der Aktionsplan 2017 sei dabei ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das Konzept wurde im Auftrag des Magistrats mit Unterstützung des Behindertenbeirats von der städtischen Sozialplanung und der Projektgruppe aus Mitgliedern des Behindertenbeirats, externen Fachleuten und Verantwortlichen der Stadtverwaltung erarbeitet.
„Um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu steigern, haben wir in neun Handlungsfeldern zahlreiche Handlungsansätze entwickelt und konkrete Ziele formuliert“, erläuterte die Sozialplanerin Monique Meier. „Durch die beeindruckende Beteiligung vieler konnten wir sehr verschiedene Ansatzpunkte, Ideen und Wirkungsfelder identifizieren.“ Mit der schrittweisen Umsetzung des Aktionsplans sei bereits begonnen worden.
Spies erinnerte daran, dass 2015 ein Teilhabebericht vorgelegt wurde, der aufgezeigt hat, was es in Marburg bereits gibt. Schließlich fange Marburg nicht bei null an, denn es gebe bereits sehr gute Strukturen, die eine Grundlage für weiteres Vorgehen bilden.
Aufbauend auf dem Teilhabebericht, reichen die Zielformulierungen des nun vorgestellten Aktionsplans von einem verbesserten Zugang zur musikalischen Früherziehung, einer Weiterentwicklung von inklusiven außerschulischen Berufsorientierungsangeboten, der barrierefreien Volkshochschule bis hin zur Sensibilisierung von heimischen Wirtschaftsunternehmen. Auch die Barrierefreiheit von Wohnungen, Gebäuden, Sportanlagen und des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) steht im Fokus. Darüber hinaus sollen neue inklusive Angebote initiiert werden beispielsweise im Kultur und Freizeitbereich.
Der Aktionsplan umfasst 63 Handlungsansätze der städtischen Verwaltung und zahlreicher regionaler Netzwerkakteure. Konkret wird beispielsweise das Kulturprojekt „Join the Band“ nach inklusiven Gesichtspunkten neu konzipiert,
Außerdem werden Standards für Angebote der ambulanten Pflege sowie für eine inklusive Bürgerbeteiligung entwickelt. Der Behindertenbeirat hat eine Checkliste zur Durchführung barrierefreier Veranstaltungen entwickelt. Anlagen zu Bewilligungsbescheiden in Leichter Sprache – beispielsweise zu Sozialhilfe und Wohnhilfe – entwirft der städtische Fachbereich Arbeit, Soziales und Wohnen.
An der Entwicklung des Aktionsplans beteiligt haben sich unter anderem die Agentur für Arbeit, die Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA), der Verein Frauennotruf, die Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH GeWoBau, der Integrationsfachdienst, die Musikschule Marburg, das KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf (KJC), die Stadtwerke Marburg (SWM) und die Philipps-Universität. Von Seiten der Stadtverwaltung beteiligten sich über 20 Fachdienste aller Fachbereiche wie etwa Sport, Schule, Kultur, Soziale Leistungen, Kinderbetreuung, Jugendförderung und Bauamt.
Mitglieder der Projektgruppe hoben hervor, dass es das Ziel sei, dass Menschen mit Behinderung weitgehend so uneingeschränkt leben können wie Menschen ohne Behinderung. Vieles habe sich in Marburg in der Vergangenheit schon gut entwickelt, wobei beachtet wird, dass es viele unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Blinde benötigen beispielsweise abgrenzende Kanten, die Rollstuhlfahrende aber nicht wollen.
„Weil wir voneinander wissen, kann das berücksichtigt werden“, hieß es. Pofitieren werde die gesamte Stadtgesellschaft. Das gelte etwa bei der Barrierefreiheit auch für Eltern mit Kinderwagen oder bei Verwaltungsbescheiden in Leichter Sprache für Menschen, die nicht gut deutsch sprechen.
Wie Meier betonte, werden die Fortschritte sehr transparent offen gelegt. Über die nächsten zwei Jahre hinweg berichten die Beteiligten fortlaufend und öffentlich über die erreichten (Teil-)Ziele. Städtische Sozialplanung, Projektgruppe und Behindertenbeirat werden den Prozess eng begleiten.
Zum Abschluss soll ein erneuter Teilhabebericht folgen, auf dem dann ein zweiter Aktionsplan fußen soll. „Heute wollen wir einen Einstieg schaffen“, hob Oberbürgermeister Spies abschließend hervor.
Ansprechpartnerin für den Aktionsplan ist Sozialplanerin Monique Meier. Der Aktionsplan ist auf der Internetseite der Stadt Marburg unter
https://www.marburg.de/politik-stadtgesellschaft/stadtpolitik/sozialpolitik/sozialplanung-politikberatung/ herunterzuladen.
* pm: Stadt Marburg

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