60 Menschen haben an einem Online-Workshop zu „MoVe35“ teilgenommen. Ziel waren Gute Verkehrs-Bedingungen für alle.
Wie soll der Verkehr in Marburg in den kommenden 15 Jahren gestaltet werden? Nachdem die Bestandsanalyse über die Stärken und Schwächen des Verkehrs in Marburg abgeschlossen ist, geht es weiter mit der Bürgerbeteiligung. Über die Ziele des „Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungskonzepts 2035“ (MoVe35) haben rund 60 Bürgerinnen und Bürger in einem digitalen Workshop mit der Stadt rege diskutiert.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, dass alle, die sich in und nach Marburg bewegen, optimale Bedingungen vorfinden“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Dazu ist die Bestandsanalyse im Frühjahr 2021 fertiggestellt worden. Bestandteil der Analyse ist auch eine Online-Umfrage, an der sich mehr als 3.700 Menschen beteiligt haben.
„Deren Anregungen dienen als gute Grundlage“, erläuterte Spies. Im Sommer werden nun die Verkehrszählungen nachgeholt, die wegen der Pandemie noch nicht erfolgen konnten.
Das neue Konzept für Mobilität und Verkehr soll Leitlinien für alle Verkehrsbereiche für die kommenden 15 Jahre formulieren, erklärte Manuela Klug. Laut der Leiterin des städtischen Fachdiensts Stadtplanung und Denkmalschutz gehe es dabei darum, gute Angebot für alle Marburger*innen und Pendler*innen zu schaffen und gleichzeitig Lärm, Luftverschmutzung und Belastung zu verringern. Am Ende wird das Stadtparlament über die Ziele und Leitlinien für MoVe35 abstimmen.
Zu Beginn des digitalen Workshops gab das Gutachter-Büro Planersocietät, das an MoVe35 arbeitet, einen fachlichen Input. Jan Diesfeld betonte, das Konzept sei langfristig ausgerichtet bis zum Jahr 2035. „Move35 muss auch laufend evaluiert und angepasst werden, wenn sich zum Beispiel Rahmenbedingungen verändern“, betonte Diesfeld.
Im nächsten Schritt sollen Ziele formuliert werden, die später richtungsweisend für konkrete Maßnahmen sind. Welche Schritte Sinn machen, könne dann später anhand dessen beurteilt werden, welchen Beitrag sie zum Erreichen der Ziele leisten. Das helfe bei der Priorisierung der Maßnahmen.
Die Ziele orientieren sich auch an Klimazielen und -gesetzen auf EU- und Bundes-Ebene. „Rahmengebend ist außerdem der Klima-Aktionsplan in Marburg, mit dem die Stadt bis 2030 klimaneutral werden will“, erläuterte Diesfeld. In Vorbereitung auf den Workshop hatten die Mitglieder der projektbegleitenden AG MoVe35 bereits Ziele vorformuliert – auf Grundlage der Handlungsbedarfe, die sich aus der Bestandsanalyse ergeben. Nach dem fachlichen Input diskutierten knapp 60 Teilnehmer*innen fast zwei Stunden in sechs Kleingruppen, um das Ziel- und Leitliniensystem zu schärfen und zu ergänzen.
Diesfeld erklärte, es sei das Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Dafür müssen aber die Bedingungen für die klimafreundlichen Alternativen – den Umweltverbund – verbessert werden. Das gelte für das Zu-Fuß-Gehen, das Radfahren und für den öffentlichen Nahverkehr.
Außenstadtteile und Kommunen im Umland sollten durch Radwege und öffentliche Verkehrsmittel besser an Marburg und auch untereinander angebunden werden. Klar sei aber auch, dass auch in Zukunft Menschen auf das Auto angewiesen sind.
Rad- oder Car-Sharing-Systeme sollten ausgebaut werden. Zudem sollte es besser möglich sein, an Knotenpunkten von einem auf ein anderes Verkehrsmittel des Umweltverbunds umzusteigen. Dabei kam in den Diskussionen auch der Begriff „Mobility as a Service“ auf: Mit einer einzigen App sollten nicht nur Verbindungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln aufgezeigt werden, sondern auch die Bezahlung möglich sein.
Der verbleibende motorisierte Verkehr solle „erträglicher“ abgewickelt werden, forderte Diesfeld. Der öffentliche Raum könne etwa entlastet werden, indem das Parkraumangebot optimal genutzt wird.
Die Bestandsanalyse habe etwa ergeben, dass die meisten Autofahrenden ihr Fahrzeug lieber auf der Straße als in Parkhäusern abstellen. In der Maßnahmenentwicklung könne über die Einführung eines Parkraummanagementsystems nachgedacht werden.
„Stadt der kurzen Wege“ war ein weiteres vorformuliertes Ziel. Der Gedanke dahinter erklärt Straßen als öffentlichen Raum, der attraktiv gestaltet werden sollte. Das erhöht die Lebensqualität in der Stadt, lädt zum Zu Fuß gehen und Radfahren ein.
Außerdem können Bäume im Stadtraum gepflanzt werden, die zu einem besseren Klima beitragen. Auch die Barrierefreiheit sowie die Verkehrssicherheit, die als wichtige Ziele benannt werden, werden in einer „Stadt der kurzen Wege“ erhöht.
Nach aktuellem Planungsstand soll im letzten Quartal des Jahres ein weiterer Workshop zur Entwicklung von Maßnahmen stattfinden. Weitere Informationen zu MoVe35 gibt es beim Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz unter der Telefonnummer 06421/201-1278 oder per Mail an jana.schoenemann@marburg-stadt.de.
* pm: Stadt Marburg