Bundesweit vorbildlich: Marburg gut im Vergleich von Innenstädten

Das Institut für Handelsforschung Köln hat Ergebnisse seiner Studie „Vitale Innenstädte“ vorgestellt. Marburg sei demnach „Attraktiv, lebendig und in der Entwicklung“.
Als „schön, atmosphärisch und lebendig“ sehen die Menschen Marburg. Ideen für die weitere Stadtentwicklung haben die Menschen auch. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie, die das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln durchgeführt hat.
Bundesweit wurden Passantinnen und Passanten zum Thema „Vitale Innenstädte“ interviewt. Sie haben die Attraktivität ihrer Innenstädte mit Schulnoten bewertet. Marburg schneidet dabei „gut“ ab.
„Insgesamt bekommt Marburg bei der Befragung gute Noten, die die Attraktivität, Lebendigkeit und den Erlebniswert der Stadt herausstellen“, zog Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies ein positives Fazit aus der Studie. „Die Ergebnisse geben uns außerdem wertvolle neue Impulse für die Weiterentwicklung unserer Stadt als attraktiver Einzelhandelsstandort. Wir sind gut! Aber wir werden gemeinsam noch besser“, formulierte Spies sein Resümee.
Die Teilnahme Marburgs an der bundesweiten Befragung hat der Fachdienst für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung angestoßen. Die Ergebnisse der Studie stellte IFH-Geschäftsführer Boris Hedde online vor.
Insgesamt hat die IFH Köln knapp 58.000 Passantinnen und Passanten in fast 110 Innenstädten Deutschlands interviewt. Sie macht diese Studie alle zwei Jahre. Dabei geht es darum, wie Passant*innen Innenstädte zum Beispiel in Bezug auf Erreichbarkeit oder Online-Affinität bewerten.
Zudem wurden sie gefragt, warum sie die Marburger Innenstadt besuchen und ob sie ihre Stadt weiterempfehlen würden. Gerade in Zeiten von Corona sei es spannend, zu sehen, welche Kriterien den Befragten wichtig sind, um eine Innenstadt für sie attraktiv zu machen, erläuterte Hedde.
Mit Hilfe der gewonnenen Daten sollen die Städte eine Strategie entwickeln können, wie die Innenstädte wiederbelebt und Verluste des letzten Jahres ausgeglichen werden können. „In der Frage, wie wir den Einzelhandel in Marburg fördern können, sind wir schon ziemlich weit“, meinte Spies. „Wir haben das Oberstadtkonzept, das Programm Lebendige Zentren und die sehr gute Vorarbeit der letzten Jahre.“
Das Stadtoberhaupt versprach weitere Aktivitäten. „Angesichts der Corona-Pandemie werden wir auch über Unterstützung für den Wieder-Aufschwung reden müssen“, kündigte der Wirtschaftsdezernent an.
Die grundsätzliche positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Antworten der Marburger Passant*innen wider. Zwar gab rund die Hälfte an, weniger Geld für Waren, Gastronomie und Dienstleistungen auszugeben als vor der Corona-Pandemie. Auf der anderen Seite ging fast die Hälfte nun bewusst mehr in der Innenstadt einkaufen, um die lokalen Anbieter zu unterstützen.
Zum Zeitpunkt der Befragung im September 2020 waren die Geschäfte und Gastronomiebetriebe nach dem ersten Lockdown wieder geöffnet. Das „Marburger Stadt-Geld“ war ausgegeben, das Online-Gutscheinsystem „MarburgLiebe“ erfolgreich angelaufen und die Kampagne „Kauf Lokal“ ging an den Start, um den lokalen Einzelhandel zu stärken. Die Strategie traf das Bedürfnis der Passant*innen. Denn fast 60 Prozent der Befragten gaben „Shopping“ als ihr Hauptmotiv für einen Besuch in der Innenstadt an.
Darauf folgen die Gastronomie mit mehr als einem Viertel der Befragten und rund ein Fünftel gab an, wegen der Freizeit- und Kulturangebote die Stadt zu besuchen. Das zeige, dass für eine lebendige Innenstadt nicht nur ein lebendiger Einzelhandel wichtig ist, sondern eine gelungene Verzahnung von Handel, Gastronomie und Kultur, erläuterte Hedde.
„Flair muss die Stadt haben“, resümierte Hedde. „Und sie muss einen hohen Erlebniswert bieten.“ Vor allem Jüngere in die Innenstadt zu ziehen, stellt sich als immer schwieriger heraus.
Auch für das soziale Zusammenleben spielen die Innenstädte eine wichtige Rolle: 96 Prozent der Passant*innen stimmten der Aussage zu, dass die Innenstadt für sie ein Ort zum Wohlfühlen und Leute treffen sei. Für 93 Prozent ist sie ein Ort zum Ausgehen und 85 Prozent sehen sie als touristisches Ausflugsziel.
In Bezug auf die Lebendigkeit, Sehenswürdigkeiten und das allgemeine Ambiente schneidet die Stadt Marburg mit einer Schulnote von 2 gut ab. Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad sowie dem öffentlichen Nahverkehr und die Wegführung bewerteten die Passant*innen als gut. So waren in Marburg mehr Befragte zu Fuß oder mit dem Öffentlicheen Personennahverkehr (ÖPNV) unterwegs als im Gesamtdurchschnitt aller teilnehmenden Städte.
Potential sahen die Befragten bei der Erreichbarkeit mit dem Auto und bei der digitalen Aufstellung der Innenstadt. Insgesamt bewerteten die Passant*innen Marburg in ihrer Gesamtattraktivität jedoch mit einer 2,2 als gut. Jede*r fünfte Befragte gab die Bewertung „sehr gut“.
Wie zufrieden die Befragten insgesamt mit der Marburger Innenstadt waren, zeigt sich auch deutlich darin, dass fast 70 Prozent eine klare Weiterempfehlung an Freund*innen und Bekannte aussprechen würden. Damit liegt der Wert für Marburg deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von knapp 50 Prozent.
„Die Gestaltung, Aufrechterhaltung und Verknüpfung einer lebendigen Stadt, einer lebendigen Gastronomie und eines lebendigen Handels ist ein Dauerauftrag“, schlussfolgerte Spies. „Die Ergebnisse der Studie bestärken uns darin, dass es richtig ist, eine Stadt als ein Gesamtkonzept zu betrachten. Die neuen Impulse nehmen wir für unsere Planung und Weiterentwicklung einer ganzheitlich attraktiven Stadt mit.“
Die Stadt habe daher weitere Untersuchungen bereits gemacht oder in Planung. Sie sollen sich etwa mit dem Konsumverhalten der Marburgerinnen und Marburger sowie mit der Verkehrsgestaltung befassen.

* pm: Stadt Marburg

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