Entmutigt: Zwangsprüfung bei Abi kann Folter sein

In Hessen müssen alle Schüler eine Abiturprüfung in Mathematik und Deutsch ablegen. Für den Großteil aller Schüler stellt diese Regelung eine an Folter grenzende Belastung dar.
Nach der Erfahrung aus vorangegangenen Schuljahren ist kurz vor dem Abitur klar, wo die Stärken und Schwächen eines Schülers liegen. Durch die mögliche Abwahl bestimmter Fächer ist schon zu Beginn der Oberstufe entschieden, wohin die Reise gehen soll.
Ein Schüler, der Physik abgewählt hat, wird niemals Physik studieren. So hat er bereits zuvor eine wichtige Entscheidung für seine Zukunft getroffen. Gleiches geschah auch mit der Wahl der beiden obligatorischen Leistungskurse.
Die Leistungskurse werden schriftlich geprüft. Dadurch sind sie bedeutsam für die engültige Abiturnote.
Dass diese Note so gut wie möglich ausfällt, ist das Ziel aller Absolventen.
Um dieses Ziel zu erreichen, vernachlässigen die Prüflinge in der Abiturzeit nahezu ihr gesamtes Leben. Das Lernen für die bevorstehenden Prüfungen nimmt neben der gesamten freien Zeit auch die eigene Gesundheit in Anspruch.
Nicht selten kommt es vor, dass Schüler aufgrund des enormen Stresses physische sowie psychische Schäden davon tragen. Die Tatsache, dass ihnen vorgeschrieben wird, sich in Mathematik und Deutsch prüfen zu lassen, verschlimmert diese Qualen enorm.
Die Entscheidung, ob die Prüfung in schriftlicher oder mündlicher Form erfolgt, liegt bei dem Prüfling. An dem Problem ändert sie jedoch nichts.
Es gibt nun einmal Schüler, die beispielsweise mathematisch nicht begabt sind. Sie quälen sich – oft mit Nachhilfe und schlechten Noten – jahrelang durch den Unterricht, um am Ende ihrer Schulzeit vor einer Prüfung zu stehen, deren Ausgang vorhersehbar ist.
Ist die verhasste Prüfung erst einmal absolviert und das Ergebnis wie erwartet schlecht, ist der Ärger enorm. Die gezwungenermaßen absolvierte Prüfung zieht nämlich die Endnote erheblich nach unten.
Dass sowohl Mathematik als auch Deutsch bis zum Ende der Schulzeit belegt werden sollten, steht außer Diskussion. Mathematische sowie sprachliche Grundkenntnisse sind für die allgemeine Hochschulreife zwingend notwendig.
Man sollte jedem Abiturienten aber frei stellen, ob er sich in Mathematik und Deutsch prüfen lässt. Diese Entscheidung ist für seine Zukunft auch nicht erheblicher als vorherige Festlegungen. Daher besteht kein Grund, jeden Schüler dieser Folter auszusetzen.

*Elisa Tittl

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