Marburg als „Healthcare Valley“ ähnlich dem „Silicon Valley“ stellt sich Dirk Bamberger als Zukunftsoption vor. Der Abgeordnete im Hessischen Landtag kandidiert am Sonntag (14. März) für die CDU als Oberbürgermeister.
Bereits bei der OB-Wahl 2015 hatte Bamberger kandidiert. Bei der Landtagswahl 2018 errang er das Direktmandat im Wahlkreis 13.
„Als meine größte Kompetenz sehe ich die Wirtschaftskompetenz“, erklärt der 48-jährige diplomierte Sparkassenbetriebswirt. Beim derzeitigen Oberbürgermeister vermisst der gebürtige Marburger eine „zukunftsorientierte Standortpolitik“ insbesondere für die Pharmabranche.
„Mir fehlt eine klare Aussage zur Weiterentwicklung des Pharmastandorts Görzhäuser Hof“, erläutert Bamberger. Wichtig sind ihm dabei sowohl Ausweitungsoptionen der Produktionsgelände wie auch ihre Anbindung ans Straßennetz, an Radwege und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). „Ich bin dafür, die Option des oft zitierten – aber nie ausführlicher diskutierten – Behringtunnels ernsthaft auf die Machbarkeit dieses Projekts hin zu überprüfen“, fordert Bamberger.
Notwendig für einen attraktiven Wirtschaftsstandort sei zudem die Ausweisung weiterer Neubaugebiete innerhalb der Stadtgrenzen. Insbesondere junge Familien ziehen sonst ins Umland, wo die Bodenversiegelung um ein Vielfaches höher ausfalle, als in Marburg.
Die Vielzahl von Verwaltungsstandorten an unterschiedlichen Stellen in der Stadt möchte Bamberger in einem „Technischen Rathaus“ zusammenführen. Damit werde es überflüssig, zur Erledigung von Verwaltungsakten von einem zum anderen Ort zu pendeln. Alle wichtigen Dienste der Stadt sollten entweder im Rathaus oder an einer weiteren Stelle konzentriert sein.
Zudem müsse die Digitalisierung aller Leistungen der Stadt weiter vorangehen. Das gelte nicht nur für die Verwaltung, sondern genauso auch für Schulen und andere Einrichtungen in städtischer Trägerschaft. Zusätzlich fordert Bamberger auch freies W-Lan an wichtigen Plätzen und den Bushaltestellen im Stadtgebiet.
Kritisch sieht der gebürtige Marburger den Online-Händler „Amazon“ und seine gigantische Marktmacht: „Ich habe einen Brief an Jeff Bezos geschrieben“, berichtet Bamberger. „Ich habe sogar eine Antwort bekommen von Amazon.“ Seither sei er in einem fruchtbaren Austausch mit Vertretern des Onlinehändlers.
Gerade angesichts der Erfahrungen mit dem zweiten Corona-Lockdown hält Bamberger eine zielgenaue Förderung von Gastronomie und Einzelhandel für notwendig. „Ein Stadt-Geld-Gutschein 2.0 wird da nicht mehr reichen“, meint er. Wichtig wäre vor allem ein großangelegtes Investitionsprogramm.
Neben dem Bau eines „Technischen Rathauses“ spricht sich Bamberger auch für einen Theaterneubau aus. Das jetzige Gebäude des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) werde seiner Bedeutung nicht gerecht. Ein Neubau würde dieses Areal für ein „Haus der Musik“ freimachen, wo Musikgruppen Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten sowie Unterrichtsräume bekommen könnten.
Als Freizeitmusiker kennt Bamberger die Probleme der Bands und Musikgruppen aus eigener Erfahrung. Insgesamt sieht er Kultur als wichtige Voraussetzung für wirtschaftliches Wohlergehen in Marburg an. Er geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren noch steigen wird.
Ein persönliches Anliegen ist ihm die Gebärdensprache. „Als die erste Corona-Welle begann, habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass gehörlose Menschen die Informationen auch benötigen“, berichtet der Sohn eines gehörlosen Ehepaars. „Auf meine Anregung hin werden wichtige Pressekonferenzen der Hessischen Landesregierung auch in Gebärdensprache übertragen.“
Seine Chancen bei der Wahl im März sieht Bamberger durchaus optimistisch. „Ich habe durchaus Aussichten, Oberbürgermeister zu werden, auch wenn das sehr ambitioniert ist“, sagt er. „Ich kann in die Stichwahl kommen, gegen den Amtsinhaber ebenso wie gegen die Kandidatin der Grünen, die ihrerseits ebenfalls in die Stichwahl gegen den amtierenden Oberbürgermeister kommen kann.“
* Franz-Josef Hanke
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