Besetzer pflanzen Bäume: Konflikt auf Waggonhallengelände gelöst

Die Besetzung der Bäume am geplanten Parkdeck des Waggonhallengeländes wird bis Mittwoch (3. Februar) um 24 Uhr friedlich beendet. Darauf haben sich Lokschuppen-Inhaber Gunter Schneider, Flächen-Inhaber GeWoBau, Stadt Marburg und die Besetzer*innen geeinigt.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hatte für Montag (1. Februar) zu einem klärenden Gespräch ins Rathaus eingeladen. Dem gemeinsamen Verhandlungsergebnis stimmten alle Beteiligten am Dienstag (2. Februar) zu.
Die gemeinsame Vereinbarung sieht Ersatzpflanzungen für das etwa halbe Dutzend Bäume vor, die für den Bau des Parkdecks weichen müssen. Schneider sagte die Bepflanzung des Lokschuppen-Umfelds mit Stauden, Sträuchern und zirka 16 kleinkronigen Bäumen sowie 10 bis 15 Setzlingen entlang des Radwegs Richtung Hauptbahnhof zu. Auch das neu entstehende Parkdeck soll – „wie es biologisch sinnvoll und technisch möglich ist – “ begrünt werden.
Gemeinsam mit der Initiative „Mehr Bäume für Marburg“ pflanzen die Besetzerinnen und Besetzer im Einvernehmen mit der Anwohnerschaft weitere 50 Bäume auf Grundstücken der GeWoBau beziehungsweise der Stadt als Beitrag zum Klimaschutz. Die Stadt Marburg nimmt Gespräche mit NextBike auf um zu prüfen, ob im Umfeld des Lokschuppens eine Leihfahrrad-Station eingerichtet werden kann.
Zudem prüft Schneider, ob den Gästen von Veranstaltungen im Lokschuppen RMV-Kombi-Tickets angeboten werden können. Der Lokschuppen informiert zudem über ökologische Anreisemöglichkeiten.
„Es war uns wichtig, eine gewaltfreie und gemeinsame Lösung zu finden“, erläuterte Schneider. „Das Ansinnen Klimaschutz ist kein alleiniges Ziel der Besetzer*innen, sondern beschäftigt uns alle. Im konstruktiven Dialog haben wir unsere persönliche Haltung zum ,Klimaschutz‘ vermittelt und gezeigt, mit welchen konkreten Maßnahmen wir dies bereits heute verfolgen. Darüber hinaus haben wir zusätzliche Maßnahmen verabredet, die weit über eine gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichbegrünung hinausgehen.“
Die diskutierte verbesserte Einbindung des Lokschuppens bezüglich Fahrradanbindung und Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei laut Schneider „ein wichtiger Schritt im Bereich nachhaltiger Mobilität in Marburg. Die Bemühungen und der persönliche Einsatz der Beteiligten haben sich also gelohnt und wir sind dankbar über den erarbeiteten Kompromiss. So können die Baufirmen kurzfristig wieder ihre Arbeit aufnehmen. Langfristig profitieren die MarburgerInnen von all den Aktivitäten, die in dem Lokschuppen-Areal umgesetzt werden“, betonte der Investor.
„Auch wenn die Baumbesetzung widerrechtlich war, alle Beteiligten belastet hat und in dieser Form kein Zukunftsmodell sein darf, bin ich froh, dass wir mit sachlichen GesprächspartnerInnen eine konstruktive, gewaltfreie Lösung gefunden haben“, erklärte GeWoBau-Geschäftsführer Jürgen Rausch. „Eine Begrünung der Gewobau-Grundstücke mit Bäumen und Sträuchern, die in Abstimmung mit unseren MieterInnen erfolgen wird, entspricht unseren Unternehmenszielen, mit denen wir Beiträge zu Klimaschutz und Klimaanpassung leisten wollen. Ich danke Herrn Schneider für seine Gesprächsbereitschaft und Herrn Oberbürgermeister Spies für seine moderierende Rolle.“
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zeigte sich „sehr froh, dass wir eine so gute Lösung gefunden haben. Mein Respekt gilt insbesondere Herrn Schneider für seine große Bereitschaft sowie sein außerordentliches Engagement. Damit haben er und Jürgen Rausch einen friedlichen Ausgang möglich gemacht. Genauso danke ich den Klima-Aktivist*innen, die sich nun selbst an der Pflanzung von Bäumen beteiligen wollen, für ihre Bereitschaft zur Einigung. Es hat sich wieder einmal gezeigt: In Marburg lösen wir Probleme, in dem wir miteinander sprechen, anstatt gleich nach der Hundertschaft Polizei zu rufen, wie manche gefordert haben.“

* pm: Stadt Marburg

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