Zum vierten Mal fand am Donnerstag (19. November) der „Tag der Lehre“ an der Philipps-Universität statt. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung erstmals digital durchgeführt.#
Mini-Workshops, virtuelle Rundgänge und Power-Point Karaoke zeigten die vielen verschiedenen Lehr-Lern-Ideen von Lehrenden und Studierenden der Philipps-Universität und luden zum Mitdenken, Nachmachen und Weiterentwickeln ein. Außerdem wurden die Preisträgerinnen und Preisträger von „Lehre@Philipp“ bekannt gegeben, die für besondere Lehrprojekte mit insgesamt 53.000 Euro ausgezeichnet wurden.
„Wie jedes Jahr möchten wir die Lehre der Philipps-Universität Marburg feiern, die Studierende begeistert und Forschungserkenntnisse transportiert“, sagte Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn. „Lehrende und Studierende haben in diesem Jahr besonderen Ideenreichtum und große Flexibilität bewiesen. Der Tag der Lehre ist eine Gelegenheit, sich selbst auf die Schulter klopfen zu dürfen. Gleichzeitig bietet er viel Raum für Reflexion und Ideen für die kommenden Monate.“
Anregungen für die eigene Lehre boten zum Beispiel die Lehrprojekte der Preisträgerinnen und Preisträger des Lehrpreises „Lehre@Philipp“. In diesem Jahr wurden vier Preise vergeben.
Dr. Ada Bäumner vom Fachbereich Physik erhielt die Auszeichnung für ihr Projekt „“Aufbau einer Digitalwerkstatt am Fachbereich Physik zur Einbindung Virtueller Experimente in die Ausbildung von Physikstudierenden“. Virtuelle Experimente, die auf Computersimulationen fußen, gewinnen in vielen Bereichen der modernen Physik zunehmend an Bedeutung. Simulationen können einen entscheidenden Beitrag bei der Fehleranalyse praktischer Versuche leisten, verdächtige Effekte für ein beobachtetes Missverhalten prüfen oder auch mögliche Wechselwirkungen aufzeigen.
Bäumner verfolgt das Ziel, virtuelle Experimente stärker im Grundstudium einzubinden, um bei den Studierenden von Beginn an ein Bewusstsein für die verschiedenen Vorteile und Herausforderungen zu schaffen. Das möchte sie durch den Aufbau einer Digitalwerkstatt erreichen.
Studierende am Fachbereich Physik sollen so computergestützte Experimente als sinnvolle Erweiterung beim Modellieren und Simulieren verstehen lernen und zum eigenständigen Experimentieren angeregt werden. Für ihr Vorhaben erhält sie ein Preisgeld von 18.000 Euro.
Antonia Sailer und weitere Studierende wirdem für „Participlace“ ausgezeichnet. Die Gesellschaft steht vor vielen Herausforderungen, die neue Ansätze, Ideen und Denkmuster erfordern. Gemeinsam mit anderen Studierenden möchte Sailer die Online-Plattform „Participlace“ ins Leben rufen.
„Participlace“ soll Studierende, Professorinnen und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Zivilgesellschaft sowie die Stadt Marburg zusammenbringen, um soziale Innovationen mittels praxisbezogener Lehrprojekte zu fördern. So soll die Suche nach Kooperationspartnern – auch über Fachbereiche und Einrichtungen hinaus –
erleichtert und die Lehre um Praxisnähe und Vielfalt bereichert werden. Zudem wird angestrebt, das Engagement der Studierenden in Form von ECTS zu honorieren.
Prof. Dr. Kathleen Otto vom Fachbereich Psychologie, Prof. Dr. Michael Stephan vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Simone Strambach vom Fachbereich Geographie, Prof. Dr. Gabriele Taentzer vom Fachbereich Mathematik und Informatik wurden für ihr Vorhaben „Kreativität und Innovation im regionalen Ökosystem – Erkunden, Vernetzen, Erproben“ ausgezeichnet. Ziel des Projektmoduls ist die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Studierenden verschiedener Fachbereiche und Stakeholdern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie Stadtverwaltung. Gemeinsam widmen sie sich aktuellen Fragestellungen mit hoher Relevanz für die Marburger Gesellschaft.
Ein Projekt widmet sich beispielsweise dem Ladenleerstand in der Oberstadt und sucht anhand verschiedener Fallbeispiele Lösungsansätze. Aber auch die Steigerung der Zahl weiblicher Geschäftsgründungen oder die Verbesserung der Fahrradmobilität in der Stadt sind Themen, die im Projektmodul behandelt werden.
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Participlace“. Studierende sollen zu Gestalterinnen und Gestaltern der Zukunft werden, indem sie Kompetenzen erwerben, die über das eigene Fachwissen hinausgehen und ihnen bei der Gestaltung komplexer, nachhaltigkeitsorientierter und sozialer Innovations-oder Transformationsprozesse helfen. „Participlace“ und „Kreativität und Innovation im regionalen Ökosystem –
Erkunden, Vernetzen, Erproben“ sind eng miteinander vernetzt, daher werden sie gemeinsam zur weiteren Entwicklung des Projekts mit 30.000 Euro gefördert.
Lisa Fröhlich vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften war mit ihrem Projekt „Rhetorische Kompetenzen. Wann du willst. Asynchron lernen“ vertreten. Bisher fand Lehre zu Kommunikation vor allem synchron und in Präsenz statt. Doch die Corona-Pandemie gab Anlass, die digitale Lehr- und Lernbarkeit von Kommunikation zu untersuchen und praktisch zu erproben.
Zusammen mit dem Projekt „Für ein richtig gutes Studium“ im Teilprojekt „Abgeordnete Lehrkräfte“ entstand daher im Sommersemester 2020 am Institut für Sprechwissenschaft ein innovatives Service-Learning-Projekt: Studierende erarbeiteten digitale asynchrone Lernmodule zum Erwerb rhetorischer Kompetenzen. Von diesem ersten Projekt aus soll die Digitalisierung in der Vermittlung rhetorischer Fähigkeiten systematisch weitergedacht werden.
Im nächsten Semester werden die Studierenden synchrone digitale Formate erarbeiten und für Studierende im Programm der Study Skills der Hochschuldidaktik und der Zentralen allgemeine Studienberatung (ZAS) anbieten. Fröhlich plant außerdem eine digitale Workshop-Reihe mit Expertinnen und Experten im Bereich „Rhetorische Kompetenzen digital vermitteln“ für die Studierenden, um sich weiter zu professionalisieren. Dafür erhält Fröhlich 5.000 Euro Preisgeld.
Der Wettbewerb „Lehre@Philipp“ prämiert Projekte, die eine sichtbare Innovation in die Lehre einbringen oder zur Verbreitung von Konzepten beitragen, die sich bereits in der Erprobung befinden. Weitere Kriterien sind unter anderem die Förderung von Motivation und Begeisterung für das Fach, eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis und die Förderung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden.
* pm: Philipps-Universität Marburg