Die Fotokampagne „Gesicht zeigen gegen Partnergewalt!“ holt das Thema Gewalt ins Stadtbild. Am Samstag (21. November) erscheint sie auch im ZDF.
In dem Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ startet die Stadt Marburg mit der Rugby Union Marburg, „Frauen helfen Frauen“ und der JUKO eine groß angelegte Fotokampagne. Die Plakate unter dem Titel „Gesicht zeigen! Weil Partnergewalt alle angeht“ sind im ganzen Stadtgebiet sichtbar. Die Kampagne macht darauf aufmerksam, dass Gewalt in Partnerschaften keine Privatsache ist und es in der Verantwortung aller liegt, sich dagegen einzubringen.
Die Universitätsstadt Marburg und viele weitere Initiativen und Organisationen arbeiten schon länger gemeinsam daran, in der Öffentlichkeit mehr Bewusstsein für geschlechterbezogene Gewalt – insbesondere Partnergewalt – zu schaffen. Mehr als 80 Prozent der Betroffenen von Gewalt in Partnerschaften sind Frauen. Jede vierte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens sogenannte „häusliche Gewalt“.
„Gewalt besteht nicht nur aus Schlägen oder anderen körperlichen Verletzungen“stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies klar. „Gewalt beginnt immer schon viel früher mit unverhältnismäßiger Kontrolle, verbalen oder psychischen Erniedrigungen. Gewalt ist für Außenstehende also nicht immer leicht ,sichtbar‘. Wir alle müssen also sehr aufmerksam auf unser Umfeld achten, schon kleinere Verhaltensänderungen wahrnehmen und im Zweifelsfall reagieren und eingreife.“
Durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verschärft sich die Situation von Partnergewalt zusätzlich: Die Isolation in der gemeinsamen Wohnung und der Verlust von Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen, fördern das Risiko, dass die Gewaltspirale sich schneller dreht: Gewaltausbrüche werden häufiger, Gewaltformen heftiger.
Gleichzeitig fehlt Betroffenen durch die sozialen Einschränkungen ein wichtiger Anker. Der alltägliche Kontakt mit Menschen, die auf Anzeichen von Gewalt aufmerksam werden und Hilfe anbieten, wird weniger.
Im Rahmen des EU-Projekts „Marburg ohne Partnergewalt“ startet im November 2020 eine Fotokampagne mit dem Titel „Gesicht zeigen! Weil Partnergewalt alle angeht“. Im Zentrum der Kampagne stehen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen des Marburger Alltags, ihre Botschaften richten Sie an die breite Öffentlichkeit: Hinschauen, helfen, sich stark machen gegen Partnergewalt!
Janis Loewe von der Koordinations- und Servicestelle des Projekts führte das Ziel der Kampagne weiter aus: „Uns alle geht Partnerschaftsgewalt etwas an, nicht nur Betroffene oder Täter*innen. Wir alle haben Freund*innen, Bekannte, Familie – statistisch kennen wir alle jemanden, der in der Partnerschaft Gewalt ausübt oder davon betroffen ist. Wir dürfen nicht wegsehen, allen muss klar sein: Auch Nichtstun schadet.“
Für die ersten Motive für die Plakatkampagne fiel die Wahl auf die Rugby Union Marburg. Die Spieler*innen haben direkt ihre Unterstützung bei dem wichtigen Thema zugesagt. Gesichter der Kampagne sind die jeweiligen Teamsprecher*innen Elisa Rudolph für die Damen und Nima Heidary für die Herren.
Sabine Schlegel von der Koordinations- und Servicestelle des Projekts „Marburg gegen Partnergewalt“ berichtete von ihren Erfahrungen: „Die Teams sind sehr engagiert dabei und haben sich eigeninitiativ mit Ideen eingebracht.“ Begleitet wurde das Fotoshooting wurde von einem Fernsehteam, das eine Sendung über Partnerschaftsgewalt macht. Sendetermin ist Samstag (21. November) um 17.35 Uhr in der Dokumentationsreihe „plan b“ im Zweien Deutschen Fernsehen (ZDF).
Dass die Kampagne direkt das soziale Umfeld anspricht und es in die Pflicht nimmt, lobte Dr. Christine Amend-Wegmann vom Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg: „Gute Ausstattung von Beratungsstellen und Notunterkünften ist von grundlegender Bedeutung, ebenso ein deutliches Handeln von Polizei und Justiz. Doch all das muss ergänzt werden durch eine couragierte und solidarische Stadtgesellschaft. Partnerschaftsgewalt kann nur beendet werden, wenn sich alle angesprochen und verantwortlich füreinander fühlen. Das gilt zu jeder Zeit, und in Zeiten von Corona nur umso mehr.“
Die Homepage der Kampagne unter www.marburg.de/gesichtzeigen informiert darüber, wie jede und jeder Gewalt erkennen, helfen und Gesicht zeigen kann. Sie gibt Antworten auf grundlegende Fragen wie „Wann muss ich die Polizei rufen?“ sowie Leitfäden, wie Betroffene konkret unterstützt werden können.
Weitere Informationen zu dem Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ gibt es auch unter www.marburg.de/MRoP Das von der Europäischen Union geförderte Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ nimmt seit mittlerweile einem Jahr diese Problematik der Gewalt in Partnerschaften in den Blick.
* pm: Stadt Marburg