Für Flexibilität: Schulen entzerren ihre Anfangszeiten

Verbesserungen zum Schutz in der Corona-Pandemie meldet die Stadt Marburg. Die Marburger Schulen entzerren ihre Unterrichtszeiten am Morgen.
Die Schulen in Marburg gestalten die Zeiten des Schulbeginns am Morgen flexibler. Das sorgt dafür, dass eine deutliche Entlastung im Schulbusverkehr am Morgen zu spüren sein wird. Die Stadt Marburg hat mit dem Schulamt und den Verkehrsbetrieben gemeinsam an diesen und weiteren Lösungen für eine Entzerrung in der Schulbusbeförderung gearbeitet.
„Durch individuellere Schulbeginn-Zeiten am Morgen müssen weniger Kinder und Jugendliche zeitgleich mit dem Bus zur Schule fahren“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Das haben die Stadt Marburg und das Staatliche Schulamt Marburg in gemeinsamen Bemühungen mit den Verkehrsbetrieben und den Schulleitungen erreicht“, berichtete Stadträtin Kirsten Dinnebier.
Die Richtsberg Gesamtschule hat beispielsweise bereits eine Flexibilisierung der Schulanfangszeiten kurzfristig umgesetzt. Das funktioniert an dieser Stelle im Rahmen der individuellen Lernzeiten. Auch die Sophie-von-Brabant-Schule hat Lösungen für die Jahrgänge 5 bis 7 entwickelt.
Ebenso haben Marburger Gymnasien für einzelne Klassen an einzelnen Tagen individuelle Lösungen gefunden, damit nicht alle Schülerinnen und Schüler zeitgleich Unterrichtsbeginn haben. „Diese flexiblen Lösungen sind so entwickelt, dass die Schüler*innen einfach spätere Anfahrtszeiten des Linienverkehrs im ÖPNV nutzen können und aktuell keine zusätzlichen Fahrten mit Schulbussen nötig werden“, erklärte Schulamtsleiter Burkhard Schuldt.
Weiterhin gibt es Anträge von Schulen auf Genehmigung von digital-gestütztem Distanzunterricht. „Wird dies umgesetzt, führt auch das kurzfristig zu einer weiteren Entlastung im Schulbusverkehr“, erklärte der Leiter des Staatlichen Schulamts Marburg.
Erste positive Effekte hat beispielsweise die Schulleitung der Sophie-von-Brabant-Schule schon zurückgemeldet: Am Standort Uferstraße treffen wesentlich weniger Schulkinder zeitgleich am Morgen ein – weil die benachbarte Martin-Luther-Schule neue Taktungen zum Schulbeginn habe und an drei Tagen in der Woche jeweils ein ganzer Jahrgang in der Berufsschule ist.
Am Standort in der Willy-Mock-Straße gibt es ab Montag eine Gleitzeit zum Schulbeginn – die einzelnen Klassen kommen dabei innerhalb von 45 Minuten zu unterschiedlichen Zeiten an. „Das entzerrt ja nicht nur die Situation in den Bussen, sondern vor allem das Eintreffen am Schulgelände, denn der Platz an der Bushaltestelle ist sehr begrenzt“, berichtete die stellvertretende Schulleiterin Bettina Höhn-Lemmrich.
Die Schule hat bereits sehr umfassende Maßnahmen zum Schutz der Schülerinnen und Schüler umgesetzt. Das sind etwa verschiedene Wartezonen und auch flexible Pausen. „Die Klassen haben zeitversetzt Pause und sind dabei immer von einer Lehrkraft beaufsichtigt“, erläuterte Höhn-Lemmrich.
Das sei für die Lehrkräfte zusätzliche Arbeitszeit, die sie freiwillig und hochmotiviert einbringen um die Kinder bestmöglich betreuen und auch unterrichten zu können. „Die Situation hat auch positive Effekte“, erklärte sie: „Die Klassengemeinschaften sind viel intensiver, entspannter und besser geworden.“ Dafür lohne sich der große logistische Aufwand in den Planungen.
Bereits seit Montag (2. November) sorgen zusätzliche Busse im morgendlichen Schulbusverkehr für eine Entlastung auf den besonders gut genutzten Linien. Die Stadtwerke Marburg (SWM) hatten dafür in den vergangenen Wochen alle am Markt verfügbaren Reisebusse organisiert.
Die Verfügbarkeit von Bussen und Fahrpersonal ist derzeit jedoch stark begrenzt. Fünf Busse verstärken mittlerweile die Linien.
„Mit mehreren kleinen Bausteinen und einer sehr guten Zusammenarbeit mit den Marburger Schulen erreichen wir eine spürbare Entlastung und damit mehr Sicherheit für unsere Kinder und Jugendlichen“, erklärte Dinnebier. Neben den Verkehrsfragen und der Schulanfangszeit gehören dazu aber auch Fragen der gleichen Bildungschancen – insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche von Zuhause aus lernen müssen.
Die Stadt Marburg hat daher bereits im ersten Lock-Down bei den Schulschließungen gemeinsam mit dem Landkreis schnell gehandelt und iPads für den digitalen Unterricht an Schülerinnen und Schüler verliehen, die keine eigenen Tablets oder Computer zur Verfügung haben. Nun hat das Medienzentrum der Stadt Marburg 850 weitere iPads an Marburger Schulen ausgeliefert, um den Schüler*innen im Falle von Quarantänemaßnahmen oder Distanzunterricht eine gute Teilhabe am Unterricht zu ermöglichen.
„Wir unterstützen Schulen, die in der aktuellen Pandemie-Situation das Angebot des Hessischen Kultusministeriums nutzen und weitere Möglichkeiten des digital-gestützten Unterrichts testen und umsetzen“, betonte Bildungsdezernentin Dinnebier. Die Stadträtin wies darauf hin, dass Schulen auch ohne Gründe für konkrete (Teil-)Schulschließungen bis zu 25 Prozent des Präsenzunterrichts über digitalen Unterricht abdecken dürften. Teilzeitschulen, etwa Berufsschulen, könnten sogar bis zu 50 Prozent des Unterrichts digital-gestützt machen.

* pm: Stadt Marburg

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