Der Edeka-Markt an der Rosenstraße macht dicht. Für die Bevölkerung im Nordviertel ist das vielleicht die schlechteste Nachricht des Monats.
Zum letzten Mal öffnen soll der Supermarkt am Samstag (29. August). Angaben des Personals zufolge war der Mietvertrag nicht vverlängert worden.
Allerdings hatte es bereits vor mehr als zehn Jahren Begehrlichkeiten benachbarter Grundstücksbesitzer auf das Gelände gegeben. Darum befürchten viele, dass das Geschäft Opfer einer geldgierigen Grundstücksspekulation geworden sein könnte. Schließlich hatte die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) im vergangenen Jahr auch das Gelände am G-Werk aufkaufen wollen und war nur am Protest der Bürgerinitiative „Rettet den Afföller“ und der SPD-Parteibasis gescheitert.
Während Stadt und Uni den fortschreitenden Ausbau des „Campus Firmanei“ feiern, bricht diesem städtebaulichen Vorzeigeprojekt mit der Schließung von Edeka die Nahversorgung mit Lebensmitteln und Alltagsbedarf plötzlich weg. Außer dem beengten Tegut-Markt in der Ketzerbach gibt es rund um die Elisabethkirche keinen anderen Lebensmittelmarkt mehr. Dabei hat sich gerade während der Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig eine wohnortnahe Grundversorgung mit Lebensmitteln und Waren des Alltagsbedarfs ist.
Kassiererinnen und Kassierer an Supermarktkassen wurden in begeisterten Aktionen auf Balkonen beklatscht und für „systemrelevant“ erklärt. Ihre Arbeitsplätze sind ebenfalls systemrelevant und verdienen den Schutz der Verantwortlichen in den zuständigen Behörden. Klatschen hilft wenig, wenn die „Helden der Pandemie“ still und heimlich ihren Arbeitsplatz und die Menschen „ihren“ Supermarkt im Viertel verlieren.
Die Verantwortlichen der Stadt Marburg müssen Maßnahmen ergreifen, um die grassierende Bodenspekulation in Marburg einzugrenzen und die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung zu schützen. Der barrierefreie Supermarkt an der Rosenstraße gleich hinter der nördlichen Bebauung der Bahnhofstraße ist nicht nur für viele Menschen mit Behinderungen wichtig, sondern auch für alle Anwohnenden sowie diejenigen, die im Nordviertel arbeiten oder studieren. Gerade angesichts einer drohenden „Zweiten Welle“ der Corona-Pandemie wäre die Schließung des Edeka-Markts an der Rosenstraße eine unverantwortliche Gefährdung der Bevölkerung.
* Franz-Josef Hanke