Ein neuer Verbund unter Federführung der Philipps-Universität forscht an Behandlungsmöglichkeiten für metastasierten Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Deutsche Krebshilfe finanziert die Studie für drei Jahre mit 1.550.000 Euro.
Für viele Krebserkrankungen gibt es mittlerweile hervorragende, lebensrettende Behandlungsmöglichkeiten. Fortgeschrittener Bauchspeicheldrüsenkrebs allerdings v äuft nach wie vor fast immer tödlich.
Neue Chemotherapien zeigen vielversprechende Erfolge – jedoch nur bei einigen Behandelten, bei anderen verursachen sie lediglich unangenehme Nebenwirkungen. Herauszufinden, welche Therapien bei welchen Patientinnen und Patienten Erfolg versprechen, ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts an der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM).
„Menschen, die auf eine bestimmte Behandlung ansprechen, ähneln sich in Bezug auf Kombinationen bestimmter biologischer Merkmale, der so genannten Biomarker“, erläuterte Prof. Dr. Thomas Gress. Der Direktor der Klinik für Innere Medizin leitet den neuen Forschungsverbund.
„In den letzten Jahren haben wir eine Vielzahl solcher Biomarker-Kombinationen gesammelt und so prädiktive Signaturen entwickelt“, berichtete er. „Mit dieser Studie wollen wir die Vorhersagekraft dieser Signaturen jetzt überprüfen.“ Dafür kommt ein neu entwickeltes diagnostisches Werkzeug zum Einsatz.
Auf der „PREDICT-Card“ sind diagnostische Signaturen gesammelt, sie können unmittelbar auf Blut- und Gewebeproben des Bauchspeicheldrüsenkrebses angewendet werden.
So soll zunächst theoretisch vorhergesagt werden, welche Chemotherapie bei welchen Patientinnen und Patienten erfolgversprechend ist. Nachdem die Patientinnen und Patienten dann eine von drei Standard-Chemotherapien erhalten haben, wird der tatsächliche Erfolg der Behandlung mit der theoretischen Vorhersage der „PREDICT-Card“ abgeglichen. Die prädiktiven Signaturen werden klinisch validiert.
Parallel dazu wird nach möglichen neuen Medikamenten gesucht. Durch Analysen der direkten Umgebung der Tumorzelle sollen Behandlungsoptionen identifiziert werden, die zum Beispiel gezielt genomische Veränderungen im Tumor adressieren. Für den Fall, dass die zu diesem Zeitpunkt bei den Patientinnen und Patienten angewendeten Standard-Chemotherapien das Wachstum des Tumors nicht ausreichend reduziert haben, kann den Teilnehmenden der Studie so eine weitere Behandlung empfohlen werden.
Nach erfolgreichem Abschluss der Laborstudie „PREDICT-PACA“ soll sich eine klinische Studie anschließen, bei der die Chemotherapie der Teilnehmenden vorab mit der PREDICT-Card ausgewählt wird. Studienleiter Gress ist sich sicher: „Unsere Arbeit wird die Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms signifikant verbessern. Außerdem machen wir mit PREDICT-PACA einen großen Schritt weiter in Richtung personalisierte Medizin, die nicht mehr nach der einen Behandlung für alle sucht, sondern sich an dem individuellen Patienten, der individuellen Patientin ausrichtet“.
An der Verbundstudie „Integrated Biopsy-Based Approach to Predict Response to Chemotherapy for Patients with Stage IV Pancreatic Cancer“ [PREDICT-PACA] sind neben Marburg fünf weitere deutsche Zentren – davon vier onkologische Spitzenzentren – beteiligt. Die Deutsche Krebshilfe fördert das dreijährige Vorhaben mit insgesamt 1.550.000 Euro.
Sprecher der Gruppe ist Gress. Der Professor am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität ist zugleich Direktor der Klinik für Innere Medizin. des UKGM
* pm: Philipps-Universität Marburg