Zweimal Uraufführung: Lange Zur Lage des HLTM

„Alle unsere Beschäftigten haben Arbeit“, sagt Theaterintendantin Eva Lange. Die meisten sitzen im Home-Office.
Einzelne arbbeiten auch in den Werkstätten des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM). Meist werkelt dort dann aber nur eine einzige Person in einem Raum.
Noch müssen die beiden Theaterintendantinnen nicht über Kurzarbeit nachdenken. Sorgen bereitet ihnen jedoch der Einnahmeausfall angesichts der Corona-Epidemie. Bis mindestens Sonntag (19. April) sind alle Aufführungen im Theater am Schwanhof (TASCH) und im Erwin-Piscator-Haus (EPH) sowie alle Gastspiele abgesagt.
Auch der Probebetrieb wurde unterbrochen. Stattdessen arbeiten die Beschäftigten des Theaters meist daheim am Spielplan für die kommende Spielzeit. Außerdem erstellen sie auch einen Online-Spielplan.
Geplant sind zudem Lesungen der Darstellerinnen und Darsteller per Telefon. Ganze Inszenierungen per Video wird es aller Voraussicht nicht geben. Vielmehr wird das HLTM nur kurze Videos online stellen.
„Als subventioniertes Theater sind wir noch in einer vergleichsweise günstigen Situation“, bemerkt Lange. „Aber ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung wird es auf längere Sicht auch schwer werden für uns.“
Besonders betrüblich war die Absage der beiden Premieren im März und April. Im Anschluss an die Premiere „Die Welt im Rücken“ nach einem Roman von Thomas Melle hätte das HLTM am Samstag (14. März) auch den Preis der deutschen Theaterverlage erhalten sollen. Zudem wurde die Uraufführung „Pollesch wäre das nicht passiert“ von Anah Filou von Samstag (4. April) auf einen späteren Termin verschoben.
Derzeit berechnen die Finanzverantwortlichen des HLTM die Einahmeausfälle. Heftig zu Buche schlägt dabei die Absage des KUSS-Theaterfestivals. Selbst wenn viele Gäste ihre Karten in Gutscheine für spätere Aufführungen umwandeln oder ganz auf eine Erstattung verzichten und den bereits eingezahlten Betrag spenden, reißt die Pandemie riesige Löcher in den Haushalt des HLTM.
„Noch schlimmer trifft es aber die freie Szene, die keineigrundlegende staatliche Absicherung genießt“, bemerkt Lange. „Seit Längerem arbeiten wir alle eng miteinander zusammen. Natürlich werden wir uns da solidarisch verhalten.“
Am Ende gilt genau das auch für die Theaterfans: Wer auch in Zukunft die herausragenden Inszenierungen des HLTM besuchen möchte, sollte jetzt darüber nachdenken, wie das Theater diese schwierigen Zeiten gut überstehen kann. Kultur muss am Ende ebenso gesund bleiben wie alle Menschen.

* Franz-Josef Hanke