Nicht allein: Solidarität ist nun erste Bürgerpflicht

Das Coronavirus bereitet vielen furchtbare Angst. Schuld daran sind auch die, die immer noch verantwortungslose Coronapartys feiern.
Wer die lebensnotwendigen Regeln zu Abstand und Vorsicht ignoriert, der nimmt damit den Tod tausender Menschen billigend in Kauf. Ein solches Verhalten ist kein „Kavaliersdelikt“, sondern möglicherweise Fahrlässige Tötung oder gar Massenmord. Solche verantwortungslosen Handlungen gehören ganz und gar geächtet.
Doch noch am Mittwoch (18. März) saßen größere Gruppen gemeinsam an den Lahnterassen. Vor der Eisdiele am Steinweg standen die Kunden dicht an dicht Schlange. Das Friseurgeschäft an der Ketzerbach war geöffnet.
Verantwortungsbewusste Mitmenschen wird man bald wohl an ihrer „Coronafrisur“ erkennen. Sie besteht aus einer langen Matte ungeschnittener Haarpracht. Das wird die Mode des Sommers werden, auf die sich vor Allem alte, behinderte und kranke Menschenfreuen. Lange Haare sind nun – nicht wie Konservative in den späten 60er und frühen 70er Jahren behaupteten – Ausdruck eines „kurzen Verstands“, sondern gerade jetzt das genaue Gegenteil.
Sorglose Twens sitzenübrigens einer Falschinformation auf, wenn sie glauben, das Coronavirus sei für sie keine Gefahr. 14 Prozent der Infizierten unter 27 Jahre erleiden einen schweren Verlauf, der eine Behandlung im Krankenhaus erfordert. Dieser Prozentsatz steigt dann allerdinds mit jedem weiteren Lebensjahr weiter an.
Nur Kinder können sich in einiger Sicherheit wiegen, dass sie selber nicht schwer erkranken. Noch ist weltweit kein Fall einer schweren Erkrankung eines Kinds unter zwölf Jahren an „Covit 19“ dokumentiert. Ansteckend sind Kinder dagegen aufgrund ihrer Kontaktfreudigkeit und ihrer Neugier, ales anzufassen, lwesentlich stärker als Erwachsene.
Die meisten Todesopfer des Coronavirus in Deutschland sind Senioren. In Wiesbaden starb ein 68-jähriger Mann und im Landkreis Offenbach eine 89-jährige Frau. Die Mehrheit der 43 Infizierten im Landkreis Marburg-Biedenkopf hat aufgrund ihres meist nicht ganz so hohen Alters nur einenleichten Verlauf von „Covit 19“.
Die Zustände in der norditalienischen Lomardei sollten allen Mitmenschen eine dramatische Warnung sein. Dort kanndas Gesundheitssystem wegen mangelnder Beatmungsplätze nicht mehr alle Erkrankten versorgen und muss Menschen jämmerlich krepierenlassen. Wer immer noch nicht kapieren will, wie dramatisch die Situation ist, der sollte sich die Ansprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Mittwochabend anhören.
Massenhaft gelebte Solidarität ist in diesen trüben Tagen ein riesiger Lichtblick. Die Nachbarschaftshilfe Marburg bietet Menschen aus Risikogruppen eine Unterstützungbei wichtigen Besorgungen an. Die Pflege von Kontakten per Telefon und E-Mail oder Internet gewinnt für alle Mitmenschen nun eine ganz besondere Bedeutung. „You´llnever walkalone!“ lief am Donnerstag (20. März) um 8.45 Uhr europaweit über fast alle Radiosender als „Mutmacher“ in der Hoffnung auf das Licht am Ende des Tunnels.
Ernstliche Probleme bereitet manchen Menschen die häusliche Isolation. Vor allem psychisch labile Mitmenschen oder Personen mit klaustrophobischen Ängsten müssen mitunter an die frische Luft. Diejenigen, die immer noch ohne Grund im Freienflanieren und miteinander in Gruppen herumstehen und schwadronieren, gefährden damit nicht nur die Infizierten, sondern auch alle besorgten Bürgerinnen und Bürger.
Freiwilliger Verzicht auf die freie Bewegung ist jetzt der beste Weg, die Freiheitsrechte zu schützen. Demokratie besteht ihre Bewährungsprobe gerade in Krisensituationen. Verantwortungsbewusstes Verhalten ist jetzt die allererste Bürgerpflicht.

* Franz-Josef Hanke

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