Langsam nähert sich das coronavirus. Gerüchte über drohende Gefahren gehen viral.
Acht bestätigte Infektionen meldete das Hessische Sozialministerium am späten Samstagabend. Seither sind keine neuen hinzugekommen. Auch in Marburg gibt es bislang keine Erkrankungen.
Dennoch waren am Samstag (29. Februar) erste Hamsterkäufe zu beobachten. In einigen Geschäften waren die Regale mit Nudeln leer. Vorrat erscheint vielen in dieser Situation ein guter rat zu sein.
Trotzdem sollten sich die Menschen nicht allzusehr fürchten vor dem Virus. Für die allermeisten ist „CoVit 19“ eine geringere Bedrohung als die alljährliche Grippewelle. In 80 Prozent verläuft eine Infektion mit diesem neuartigen Erreger absolut harmlos.
Verständlich ist jedoch die Sorge von Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit Lungenkrankheiten. Ihnen sollte in der gegenwärtigen Situation die Solidarität aller anderen gelten. Für Chronisch Kranke, die sich regelmäßig Medikamente spritzen müssen, ist der Mangel an Desinfektionsmitteln in vielen Apotheken eine ebenso ernste Bedrohung wie für Lungenkranke der Coronavirus.
Darum sollten Bürgerinnen und Bürger zur Reinigung ihrer Hände lieber Seife benutzen anstatt Desinfektionsmittel. Seife tötet die Viren ab. Gründliches Händewaschen nach jedem Aufenthalt außerhalb der Wohnung sowie vor dem Essen sind nun wichtiger als sonst.
„Bleibe im Lande und nähre Dich redlich“, sagte ein altes Sprichwort dereinst. Der Aufenthalt in den eigenen vier Wänden ist sicherlich die sicherste Maßnahme gegen eine Ansteckung, doch wird es wohl für die allermeisten unmöglich sein, ganz ohne den obligatorischen Gang zur Arbeit, zur Schule oder zum Supermarkt auszukommen. Das Händeschütteln jedoch ist durchaus verzichtbar in Zeiten von Grippe und Pandemie.
Wichtig wäre wohl auch der Verzicht auf Messen wie die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Ohnehin ist in Zeiten des Klimawandels ein kritisches Nachdenken über den internationalen Massentourismus mehr als angebracht. Reisen bildet zwar, kann aber auch zur Weiterverbreitung von Krankheiten führen.
Ernsthaft nachdenken sollten Konsumentinnen und Konsumenten vielleicht auch einmal über den Verzicht auf Produkte aus fernen Ländern, die genausogut in der Umgegend zu beziehen wären. Eine Regionalisierung und nachhaltigere Produktionsbedingungen der Warenerzeugung helfen nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel, sondern erhöhen auch die Versorgungssicherheit in Fällen ausfallender Lieferströme aus fernen Ländern wie derzeit angesichts des Coronavirus. Ökologisches Wirtschaften in regionalen Strukturen wäre also nicht nur die richtige Antwort auf CoVit 19, sondern auch auf die längst herbeieilende Klimakatastrophe.
* Franz-Josef Hanke