Zu mindestens acht Anrufen falscher Polizeibeamter kam es am Dienstag (7. Januar) im Landkreis. Die Täter blieben erfolglos.
Gründe dafür sind sicher eine erhöhte Sensibilität durch die ständige Präventionsarbeit und manchmal auch einfach glückliche Umstände. Viele der potentiellen Opfer meldeten sich später bei der Polizei.
Dabei fielen Sätze wie „Jetzt habe ich auch einen Anruf von so einem
angeblichen Polizeibeamten erhalten“ oder „Ich kenne die Masche dieser Betrüger und habe einfach aufgelegt. Wollte den versuchten Betrug nur mitteilen.“
Trotzdem gehört auch immer wieder das notwendige Quäntchen Glück dazu, nicht Opfer dieser Betrüger zu werden. So bewahrten am Dienstag letztlich die glücklichen Gesamtumstände eine Frau von Ende 70 vor dem Verlust von mehr als 20.000 Euro. In letzter Minute beschloss sie, sich vor der Geldübergabe noch rückzuversichern.
Sie informierte den Sohn, der sofort die Polizei verständigte. Zuvor hatte der Anrufer die Seniorin über gut fünf Stunden hinweg immer wieder angerufen.
Das Gespräch begann mit der Story der Festnahme von Tätern und einer – im Rahmen der Ermittlungen gefundenen – Liste mit verschiedenen Namen möglicher Opfer. Darauf stand angeblich auch ihr Name. Die geschickte Gesprächsführung, plausible Darstellungen und glaubwürdige Erklärungen auf Nachfragen sowie das freundliche, hilfsbereite und so vertrauensweckende Auftreten ließen die Seniorin zunächst tatsächlich glauben, es mit echten Polizisten zu tun zu haben.
Die Täter hatten ihr Opfer sogar aufgefordert, sich mit einem Anruf bei der Nummer „110“ nach den genannten Beamten zu erkundigen. Bei diesem – vermutlich von den Tätern umgeleiteten oder fingierten – Anruf bestätigte jemand die „tatsächliche Existenz“ der genannten Namen als Polizeibeamte. Der Anruf ging irgendwo ein, allerdings nicht bei der echten Polizei.
„Bei einem Rückruf oder Anruf bei der Polizei sollte man vorher unbedingt das vorherige Gespräch bewusst beenden“, rät Polizeisprecher Martin Ahlich. „Dabei sollte man darauf achten den Hörer richtig aufzulegen und ob nach der Wiederaufnahme ein Freizeichen zu hören ist. Anschließend bewusst die selbst recherchierte Telefonnummer wählen und keinesfalls die Wahlwiederholungstaste nutzen!“
Die zunächst beruhigte Frau ging, wie mit dem Betrüger vereinbart, zur Bank und holte Geld ab. Wie sich hinterher herausstellte, war es ein Glück für sie, dass sie offenbar gerade frisch eingetroffene, nagelneue Banknoten erhielt, die der Angestellte für eine bessere Griffigkeit nochmal durch die Zählmaschine laufen ließ.
Der Betrüger rief später erneut an. Er behauptete, dass dieses Geld vermutlich vertauscht sei und es sich dabei um Falschgeld handele. Er forderte sein Opfer auf, das Geld zur Überprüfung in einen neutralen verschlossenen Umschlag zu stecken und es einem vorbeikommenden Beamten zu übergeben.
Sie erhalte das Geld spätestens 45 Minuten später nach der Prüfung auf Echtheit und Fingerabdrücke zurück. Das Geld war jedoch gerade erst durch die Zählmaschine der Bank gegangen und dann direkt in ihrer Geldbörse verschwunden. Bei der Bank wäre das Falschgeld doch mit Sicherheit erkannt worden, dachte die Frau.
Diese Aufforderung, Geld abzuheben und in einem neutralen umschlag an eine unbekannte Person zu übergeben, machte der Seniorin klar, dass etwas nicht stimmte. Daraufhin rief sie ihren Sohn an.
* pm: Polizei Marburg