Alles mit einem Plan: Marburger Nachtstern startet am 15. Dezember

Zum Fahrplanwechsel am Sonntag (15. Dezember) geht auch der neue „Marburger Nachtstern“ an den Start. Dieses Angebot ermöglicht bis 23.56 Uhr und zum Teil auch noch danach ab Marburg Hauptbahnhof eine späte Bus- oder Bahnfahrt ab Marburg Hauptbahnhof in fast alle Richtungen des Landkreises.
Alltagstauglicher Öffentlicheer Personennahverkehr (ÖPNV) bedeutet auch, die Chance zu eröffnen, auch abends am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Leider war es bisher lange Realität, dass man zwar zum Theater-
oder Kinobesuch mit dem ÖPNV hinkommt, aber nicht – oder erst am nächsten Morgen – wieder zurück. Mit dem „Marburger Nachtstern“ kommen die Besucherinnen und Besucher von Kulturveranstaltungen nicht nur nach Theater-
und Konzertbesuchen in Marburg, sondern Dank der Anschlüsse an Regionalbahn und Regionalexpress-Züge sogar nach Veranstaltungen in Frankfurt oder Kassel noch zurück ins Heimatdorf.
„Mit diesem neuen Angebot wollen wir Lust machen, den ÖPNV auch als Verkehrsmittel für das abendliche Freizeit- und Kulturprogramm zu nutzen“, erläuterte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow bei der Vorstellung des neuen Angebots im Erwin-Piscator-Haus (EPH). „Faktisch besteht die Möglichkeit, fast jede Kulturveranstaltung, Theater- oder Konzertaufführung in Marburg mit Bus und Bahn aus den kreisangehörigen Kommunen zu erreichen, zumal die Nutzung des ÖPNV auch günstiger ist, da viele Eintrittskarten auch ein RMV-Ticket bieten.“
Das gelte angesichts der attraktiven Abfahrtszeit jedoch nicht nur für Marburger Kulturveranstaltungen. Durch die Abfahrtszeiten der Regionalexpresszüge und die entsprechenden Anschlüsse sei es zum Beispiel auch noch möglich, eine Opernaufführung in Frankfurt zu besuchen und mit der U-Bahn um 22:13 Uhr ab Willy-Brandt Platz bequem um 22:21 Uhr den Regionalexpress nach Marburg zu bekommen, mit dem sich dann – nach Busumstieg – auch noch weniger zentral gelegene Orte wie Ilschhausen oder Wolfgruben erreichen ließen.
Auch würden Spätverbindungen von und nach Nordhessen optimiert: Wer beispielsweise ein Bundesliga-Handballspiel in Kassel sehen wolle, könne nach dem Schlusspfiff noch jubeln und trotzdem via Regiotram vom Kasseler Auestadion am Kasseler Hauptbahnhof einen Zug um 22:23 Uhr nach Marburg erreichen um dann von Marburg aus mit einer Nachtstern-Verbindung nach Hause zu fahren.
„Das ist ein sehr attraktives Angebot, mit dem das vielfältige abendliche Kulturangebot in der Universitätsstadt Marburg auch für Besucherinnen und Besucher aus dem Umland noch besser in Anspruch genommen werden kann, ohne auf ein Auto angewiesen zu sein“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Wie die Universitätsstadt Marburg mit ihrer Nahverkehrsoffensive hat sich auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf unter dem Motto „Mobilität zwischen den Ohren“ im Nahverkehrsplan das Ziel gesetzt, mehr Menschen in ihrem Alltags- und Freizeitverkehr für den Öffentlichen Personennahverkehr zurückzugewinnen.
„Gerade im ländlichen Raum ist für viele Menschen der ÖPNV nicht immer eine attraktive Alternative zum Auto gewesen, unter anderem auch deshalb, weil etwa in den Abendstunden außerhalb der größeren Städte scheinbar keine Bus-Verbindungen mehr existieren“, erläuterte Zachow.
Genau hier setze die Idee des „Marburger Nachtsterns“ an, der bereits vorhandene Spätverbindungen systematisch vernetze.Das Bild eines Sterns komme nicht von ungefähr: Von Marburg aus könnten auch in den späten Abendstunden sternförmig mit dem Nahverkehr nahezu alle Kommunen erreicht werden.
„Der einzige Wermutstropfen im Moment ist allerdings, dass wir zwei Kommunen noch nicht anbinden konnten: Angelburg und Breidenbach“, räumte der Erste Kreisbeigeordnete ein. Aber er machte Hoffnung: „Wir haben Mittel und Wege gefunden, dass wir auch diese beiden Gemeinden spätestens zum Fahrplanwechsel 2021 anbinden können!“
Der Erste Kreisbeigeordnete und der Oberbürgermeister sind sich einig, dass mit dem Angebot des „Nachtsterns“ nicht nur die kulturellen Möglichkeiten innerhalb der Region, sondern sogar landesweit vergrößert werden, denn auch Musikliebhaber aus Frankfurt etwa kämen auf ihre Kosten: Nach dem Besuch eines abendlichen Konzerts der Stadtkapelle in Wetter komme der entsprechende Bus noch rechtzeitig am Marburger Hauptbahnhof an, um den Regionalexpress nach Frankfurt zu erreichen.
Die Nahverkehrsplaner nannten zwei konkrete Beispielverbindun: genNach einer Veranstaltung im EPH fährt von der Haltestelle dort um 23.36 Uhr die Linie 1 ab, die fünf Minuten später am Hauptbahnhof ankommt und dort der Umstieg auf eine Linie in den Landkreis möglich ist.
Nach einem Besuch im Theater am Schwanhof (TaSch) fährt beispielsweise freitags um 23.26 Uhr die Linie 1 der Stadtwerke Marburg (SWMR) von der Haltestelle „Frankfurter Straße/Theater“ zum Hauptbahnhof, wo der Bus um 23.41 Uhr ankommt. Wer eine Stunde früher aus dem Theater kommt, kann mit der gleichen Linie bereits um 22:26 Uhr losfahren und ist dann um 22:41 Uhr am Hauptbahnhof.
„Natürlich möchten wir, dass dieses für den ländlichen Raum eher ungewöhnliche Angebot bekannt und angenommen wird“, erklärte Zachow. „Deshalb verlosen wir Freikarten, damit sich Nutzerinnen und Nutzer selbst ein Bild machen können. Wir freuen uns, dass Freikarten von der Oper Frankfurt, dem Hessischen Landestheater und dem Kultur- und Freizeitzentrum (KFZ) Marburg bereitgestellt wurden.“

* pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf

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