Trotz Dauerregens und Kälte haben zum Internationalen Frauentag am Mittwoch (8. März) mehr als 300 Menschen demonstriert.
Unter dem Motto „Wir sind viele, wir sind stark“ demonstrierten sie in der Innenstadt für Gleichberechtigung und gegen Gewalt gegen Frauen. Aufgerufen zu der Demonstration hatten das Gleichberechtigungsreferat der Universitätsstadt Marburg, das Frauenbüro des Landkreises Marburg-Biedenkopf und die Frauenbeauftragten der Philipps-Universität mit einem breiten Bündnis von Initiativen.
Dass sich trotz des schlechten Wetters so viele Frauen und Männer zum Treffpunkt auf dem Bahnhofsvorplatz eingefunden hatten, darüber freuten sich Dr. Christine Amend-Wegmann vom Gleichstellungsreferat der Universitätsstadt Marburg, die Frauenbeauftragte Claudia Schäfer vom Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Frauenbeauftragte Nina Schuhmacher von der Philipps-Universität besonders. Schuhmacher lobte die gute Zusammenarbeit der Organisatorinnen, „denn zusammen können wir viel erreichen“. Das solle in den nächsten Jahren fortgeführt werden.
Amend-Wegmann und Schäfer verlasen zu Beginn den gemeinsamen Demonstrationsaufruf, der die Forderungen der Teilnehmenden zusammenfasste. „Auf dem Papier sind Frauen und Männer in Deutschland gleichberechtigt. Die Wirklichkeit sieht aber für sehr viele Frauen ganz anders aus“, erklärte Amend-Wegmann. Besonders deutlich merkten Frauen, dass sie noch erhebliche Nachteile haben, wenn sie einen Blick in ihre Geldbeutel werfen. „Denn Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich immer noch 20 Prozent weniger als Männer“, so die städtische Frauen- und Gleichstellungbeauftragte. „Und wer weniger verdient, erhält auch weniger Rente. Deshalb ist Altersarmut weiblich.“
Zudem sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch unzureichend. „Vor allem alleinerziehende Frauen spüren das besonders deutlich und leben mit ihren Kindern in unserem reichen Land sehr oft an der Armutsgrenze“, beklagte Amend-Wegmann.
„Frauen wollen von ihrer Arbeit gut leben können und eigenständig abgesichert sein“, ergänzte Schäfer. Das gelte auch, wenn sie beispielsweise in der Pflege, im Einzelhandel oder als Hebamme arbeiten. „Sie wollen gleichberechtigt in Führungspositionen, Vorstandsetagen und politischen Ämtern vertreten sein.“
Demonstriert werde auch gegen Gewalt gegen Frauen, denn jede dritte Frau erkläre laut Schäfer, dass sie bereits körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt hat. Frauen wollen sich zu Hause und im öffentlichen Raum angstfrei bewegen und ein selbstbestimmtes Leben ohne jegliche Diskriminierung und Gewalt führen.
„Gewalt gegen Frauen darf nicht geduldet werden“, erklärten die Organisatorinnen. Gewalt geben dürfe es „nicht gegen die eigene Ehefrau, nicht gegen Kolleginnen, nicht gegen geflüchtete Frauen und auch nicht gegen Frauen in der Prostitution. Es darf keine Ausnahmen geben.“
Insbesondere auf die Situation von geflüchteten Frauen ging für den Ausländerbeirat der Universitätsstadt Marburg, „der sich in seiner Arbeit immer für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt“, ging Dr. Nkechi Madubuku ein. Insbesondere das Schicksal von Frauen, die nur mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen sind, müsse Beachtung finden. „Es erfordert großen Mut, sein Land zu verlassen“, betonte sie, insbesondere, wenn die Sprache in der neuen Heimat unbekannt sei. Umso wichtiger sei die Unterstützung hier. Marburg und seine Bürgerinnen und Bürger lebten eine besondere Willkommenskultur.
Anschließend führte der Demonstrationszug über die Bahnhofstraße und die Elisabethstraße zum Firmaneiplatz. Dort verliehen weitere Rednerinnen ihren Forderungen Nachdruck, dass Frauen selbstbestimmt leben können, sich kleiden, wie sie wollen, und dass Gewalt – insbesondere Vergewaltigungen auch im häuslichen Umfeld – nicht hingenommen wird.
Weiter ging es über die Deutschhaus- und die Elisabethstraße, bevor die Veranstaltung mit einer Abschlusskundgebung sowie Musik und Poetry Slam auf dem Vorplatz des Erwin-Piscator-Hauses (EPH) zu Ende ging.
* pm: Stadt Marburg