Qualität und Quantität: Stadträtin Dinnebier zum Stand der Kinderbetreuung

Die Stadt baut ihre Kinderbetreuung massiv aus. Allein im ersten Halbjahr 2018 entstehen rund 110 Ganztagsplätze für Kinder von 0 bis sechs Jahre.
Dabei gehen der Ausbau und die Qualität immer Hand in Hand, betonte Stadträtin Kirsten Dinnebier: „Es läuft toll. Wir kommen sehr gut voran.“
Mitte November hatte die Stadtverordnetenversammlung (StVV) beschlossen, die Kinderbetreuung angesichts stark steigender Geburtenzahlen und einer größeren Nachfrage nach Ganztagsplätzen massiv auszubauen bei konstant hoher pädagogischer Qualität. Der Auftrag war, sowohl kurzfristig mehr Plätze bereitzustellen als auch eine mittel- und langfristig zuverlässige Kinderbetreuung auf hohem Marburger Niveau zu gewährleisten.
Dabei will Dinnebier den quartiersbezogenen und sozialen Bedarf in den Fokus nehmen. „Wo mehr Förderbedarf besteht, muss dieser Bedarf auch differenziert berücksichtigt werden“, betonte sie und nannte Sprache und Armutsrisiko als Beispiele für solche fachlichen Indikatoren.
Ein halbes Jahr nach dem Parlamentsbeschluss stellte die Stadträtin in einer ersten Zwischenbilanz am Freitag (18. Mai) vor, wie die Umsetzung des Kita-Ausbaus voranschreitet. „Sehr gut und sogar besser, als wir das vor einem halben Jahr dachten“, fasste die Dezernentin zusammen. Schon in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres wurden 35 Betreuungsplätze neu geschaffen und weitere knapp 30 Plätze von Halb- auf Ganztagsbetreuung aufgestockt.
Bis zum Sommer können weitere 46 Marburger Kinder zusätzlich in Kitas und Tagespflege unterkommen. Noch einmal zehn Betreuungsplätze mehr kommen im Oktober dazu. Weitere 70 Plätze zusätzlich in Kitas und Krippen werden es bis zu Beginn des Kindergartenjahrs 2019 sein.
„Der Fachdienst Kinderbetreuung der Stadt leistet tolle Arbeit und die Kooperation mit den Freien Trägern läuft hervorragend“, sagte Dinnebier. Mit jedem Schritt, der gegangen werde, täten sich neer Optionen auf.
„Es ist wichtig, den Eltern eine gute Perspektive anzubieten“, erklärte Stefanie Lambrecht vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familie. „Wir können gute und passende Angebote machen und den Bedarf auch mittel- und langfristig abdecken.“
Beim Ausbau der Kinderbetreuung setzt die Stadt Marburg auf vier Handlungsfelder: Das Erste ist die Umwandlung von Mittagsplätzen in 14-Uhr-
oder Ganztagsplätze. Das ist bis 1. März in der Kita Ockershausen des Evangelischen Gesamtverbands und der städtischen Kita Auf der Weide geschehen. In Ockershausen wurden 14 Mittagsplätze in Ganztagsplätze umgewandelt, Auf der Weide waren es 15.
Der zweite Bereich ist die Erweiterung bestehender Einrichtungen: Seit dem 1. März gibt es eine weitere Krippengruppe mit zehn Plätzen in der Kita Weißer Stein in Wehrda. Gleichzeitig richtete die Anneliese-Pohl-Kita auf den Lahnbergen ebenfalls zehn Plätze mehr für Kinder ab drei Jahren ein.
Fünf Kita-Plätze kamen im März in der Freien Schule dazu und eine Zehner-Gruppe in der städtischen Kita Am Teich in Cappel. Dort wird nach dem Umzug in den Neubau Anfang Oktober eine weitere Ü3-Gruppe für zehn Kinder eingerichtet. Im darauffolgenden Kindergartenjahr will die Stadt in ihrer Kita in Michelbach im Sommer 2019 eine dritte Gruppe für 20 Ü-Kinder aufmachen für die Familien, die sich im dort wachsenden Neubaugebiet ansiedeln werden.
Das dritte Handlungsfeld sind neue Einrichtungen und die Prüfung geeigneter Immobilien: Im August startet die neue Waldkindergarten-Gruppe am Alten Kirchhainer Weg. Die Einrichtung nimmt 20 Kinder ab drei Jahre auf.
Ebenfalls im Sommer eröffnet die Stadt im Südviertel eine Krippengruppe mit zehn Plätzen in Räumen am Friedrichsplatz, die die Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA) angeboten hat. Zusätzlich ist eine ganz neue Kita in der Innenstadt geplant mit zehn Krippen- und 40 Ü3-Plätzen. Sie soll bis Sommer 2019 fertig sein.
Als viertes Handlungsfeld kommt der Ausbau der Tagespflege hinzu: Die Stadt arbeitet derzeit an einem neuen innovativen Konzept der angestellten Tagespflege und ist dazu mit einem Träger in Verhandlung. In diesem Zusammenhang werden verstärkt Wohnungen gesucht, die für die Tagespflege angemietet werden können.
„Unabhängig davon konnten wir schon in Wehrda, Elnhausen und Marbach neue Tagespflegepersonen gewinnen“, berichtete Dinnebier. Dort gibt es dadurch im zweiten Halbjahr insgesamt 16 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren.
Bis zum Herbst ist die neue Kita Am Teich in Cappel bezugsfertig, in der dann 20 Kinder mehr betreut werden können als zuvor. Gleichzeitig beginnen die Planungen für die Sanierung der städtischen Kitas in der Geschwister-Scholl-Straße am Ortenberg und im Familienzentrum Gedankenspiel in Wehrda. Baubeginn soll im 1. Quartal 2020 sein.
„Wir wollen weiterhin einen Neubau der Kita Goldberg und ihre Erweiterung um Plätze für 20 Kinder“, nannte Dinnebier ein weiteres Projekt. „Bei all unseren Anstrengungen, Marburger Eltern zusätzliche Betreuungsplätze anbieten zu können, haben wir gleichzeitig die Verbesserung unserer bestehenden Einrichtungen sowie die Qualität der Betreuung im Blick“, erklärte Angela Stefan vom Fachdienst Kinderbetreuung.
Ausbau, Kita-Gebührenbefreiung und Qualität gehöre zusammen, betonte Stadträtin Dinnebier. Genauso wichtig sei es, die Sanierung bestehender Kita-Einrichtungen der Stadt zu forcieren.
Schon im zweiten Halbjahr 2018 beginnt die Planung der Umsetzung des KindergartenBauProgramms (KiBaP). Analog zum BildungsBauProgramm (BiBaP), mit dem die Marburger Schulen innerhalb von fünf Jahren für 30 Millionen Euro saniert werden, will die Verwaltung auch für die städtischen Liegenschaften der Kindergärten und Krippen eine Priorisierungsliste der geplanten Umbau- und Sanierungsprojekte erstellen unter Beteiligung der Einrichtungen und Eltern. Mit KiBaP will die Universitätsstadt Marburg in den kommenden Jahren verbindlich, verlässlich und transparent in die räumliche Qualität der Kindertagesbetreuung investieren.

* pm: Stadt Marburg

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