Höhere Einnahmen: Stadtverordnete verabschiedeten Haushalt 2026

Die Stadt Marburg rechnet mit einem Plus von 15,3 Millionen Euro im Haushalt 2026. Sie erhält mehr Geld aus Wiesbaden und hat selber ordentlich gespart.
Der Haushalt der Stadt Marburg für 2026 liegt deutlich im Plus: Bei einem Gesamtvolumen von 374,4 Millionen Euro bleibt ein Überschuss 15,3 Millionen Euro. Möglich wird das durch einen Nachschlag aus Wiesbaden und den Start der Konsolidierung. Die Prüfung aller Einnahmen und Ausgaben soll aber konsequent weitergehen. In die Marburger Infrastruktur investiert wird trotzdem – für 2026 sind dafür 48,8 Millionen Euro geplant.
Nach der finanziellen Achterbahnfahrt der vergangenen Jahre kommt die Stadt Marburg im Punkt Haushaltsplanung nur langsam wieder in ruhigere Fahrwasser. Nach nie dagewesenen Rekorderträgen im Nachgang von Corona und ebenso einmaligen Gewerbesteuerabstürzen im dreistelligen Millionenbereich danach hat sich die Stadt einen grundlegenden Konsolidierungskurs auferlegt. Der erste Haushalt unter dieser Maßgabe betrifft das Jahr 2026. Den Haushaltsplan hat die Stadtverordnetenversammlung (StVV) am Freitag (19. Dezember) mehrheitlich beschlossen.
Die Unterschiede zum ersten Entwurf aus dem September sind gravierend: Statt des damals noch erwarteten Defizits von 9,4 Millionen Euro steht nun ein Plus von 15,3 Millionen Euro unterm Strich. Die Erträge verbessern sich auf um 29,72 Millionen Euro auf insgesamt 374,4 Millionen Euro.
Grund sind vor Allem höhere Zuweisungen des Landes von zusätzlich 15,5 Millionen Euro Schlüsselzuweisungen und Soforthilfe für Kommunen sowie höhere Steuereinnahmen mit einem Plus von 13,8 Millionen Euro und höhere bezieungsweise wieder eingeführte Betreuungsgebühren. Dadurch erzielte die Stadt zusätzliche Einnahmen von 1,58 Millionen Euro. Dem stehen jedoch Mehr Ausgaben für Kinderbetreuung, Jugendhilfe und Ausstattung der Schulen gegenüber.
Im Vergleich zum ersten Entwurf wurden die Aufwendungen um 5,1 Millionen Euro höher angesetzt. Mehr ausgegeben werden muss vor allem für Kinderbetreuung in Krippe, Kita und Schule mit zusätzlichen 3,68 Millionen Euro, die Jugendhilfe für gesetzliche Maßnahmen mit zusätzlichen 547.000 Euro, schulische Aufgaben – Ausstattung (mit Mehrkosten von 505.000 Euro, für Verkehrsanlagen mit 491.000 Euro Mehraufwand undfreie Träger und das Programm „Soziale Stadt“ mit 250.000 Euro Zusatzkosten. Den Mehrausgaben stehen Einsparungen und Umschichtungen in fast allen Bereichen des Haushalts gegenüber. Frei werdende Mittel sind an anderer Stelle wieder eingeplant: Unter anderem sollen siefür Mehrkosten zur Sicherung von Veranstaltungen mit 300.000 Euro oder für die Kommunalwahl am 15. März 2026 ausgegeben werden.
Entlastet wird der Haushalt um 1,524 Millionen Euro bei der Kreisumlage, die die Stadt Marburg 2026 weniger abführen muss. Bei den Personalkosten wird ebenfalls gespart – im Vergleich zum Septemberentwurf sinken die Kosten um 600.000 Euro.
Grundsätzlich ist der jährliche Stellenzuwachs zum ersten Mal seit Jahrzehnten gestoppt. Es gibt sogar eine Reduzierung im Plan von 1.444,36 auf 1.420,48 Stellen (Vollzeit-Äquivalente). Zusätzlich sind weitere 15 Stellen unbesetzt als Reserve. So sind aktuell insgesamt 39 Vollzeitstellen eingespart.
Am Ende summieren sich die laufenden Ausgaben für das Jahr 2026 auf 359,2 Millionen Euro. Das sind 11 Millionen Euro weniger als 2025 – und damit eine Verringerung um 3 Prozent. Insgesamt 48,8 Millionen Euro will die Stadt im Jahr 2026 in die Infrastruktur investieren für Schulen und Kindergärten, Feuerwehrhäuser und -fahrzeuge, in sozialen Wohnungsbau ebenso wie in Straßen, Fuß- und Radwege, in Spiel- und Sportplätze, in die Schwimmbäder und vieles andere mehr. Gut ein Drittel der Investitionen erhält die Stadt als Fördermittel, den Rest von rund 30 Millionen Euro über Kredite.
Trotz turbulenter Haushaltsjahre, massiven Gewerbesteuereinbrüchen und Defiziten im dreistelligen Millionenbereich 2024 und 2025 ist die Stadt Marburg immer noch eine der wohlhabenderen Kommunen in Hessen mit einer vergleichsweise geringen Verschuldung. Sie hat nach wie vor ausreichend Liquidität und braucht keine Kassenkredite – sie muss also ihr Konto nicht überziehen, um laufende Aufgaben zu bezahlen. Durch das Plus im Haushalt steigt die Rücklage im kommenden Jahr wieder leicht an – von knapp 272 auf 287 Millionen Euro.
Aber: Das „Sparbuch“ schmilzt. Gleichzeitig klafft in der mittelfristigen Finanzplanung bis 2029 bei den laufenden Erträgen und Aufwendungen weiter eine Lücke in Höhe von jährlich 42 bis 44 Millionen Euro. Sie muss durch weitere Konsolidierung – weniger ausgeben, mehr einnehmen, effektiver wirtschaften – geschlossen werden.
Hintergründe und Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Haushalt und zur Konsolidierung gibt es unter www.marburg.de/haushaltskonsolidierung. Der Haushaltsplan für das Jahr 2026 ist auf der städtischen Webseite zu finden unter www.marburg.de/haushalt.

* pm: Stadt Marburg

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