Rund 20.000 Glasaale wurden im März und April in der Lahn ausgesetzt. Das Regierungspräsidium Gießen unterstützt die Angelvereine dabei.
Der Aal ist ein wichtiger Bestandteil der heimischen Fischgemeinschaft. Doch der Bestand ist gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, wurden im März und April rund 20.000 Jungtiere an geeigneten Stellen der Lahn in die Freiheit entlassen.
Das Regierungspräsidium Gießen hat verschiedene Angelvereine finanziell unterstützt, die die Aktion vor Ort umgesetzt haben,. „Der Besatz mit Glasaalen – wie die Tiere in diesem Altersstadium genannt werden – stellt die einzige Möglichkeit dar, um das Aussterben der Art in der Lahn zu verhindern“, erklärte Gewässerökologe Marc Sonnleitner von der Oberen Fischereibehörde beim Regierungspräsidium Gießen. Denn die Tiere können nämlich nicht auf natürlichem Weg in das Lahnsystem einwandern, weil sie zum Beispiel Wehre und Staumauern nicht überwinden können. Das Ziel der Aktion ist, den Glasaalen ein Aufwachsen im Süßwasser zu ermöglichen, damit sie später als Laichtiere zur nachhaltigen Stützung des Bestandes beitragen können.
Der Aal ist ein bis heute sagenumwobener „Langdistanzwanderfisch“. Sein besonders komplexer Lebenszyklus ließ Aristoteles beispielsweise vermuten, dass der Aal durch Spontangenese aus Schlamm entsteht. Und auch bis heute konnte die Fortpflanzung des Aals nicht beobachtet werden.
Bekannt ist aber, wo sie ungefähr stattfindet: Das sind Laichgründe in der Sargassosee östlich von Florida. Nachdem die Weidenblattlarven dort geboren wurden, lassen sie sich durch den Golfstrom an die Küsten von Nordafrika und Südeuropa treiben.
„Als schwimmfähiger Glasaal erreichen sie dann die Flussmündungen Westeuropas und so auch die des Rheins“, berichtete Sonnleitner. Anschließend steigen sie als Gelbaale – benannt nach ihrer typischen Färbung – in die deutschen Flüsse auf. Dabei sind sie auf der Suche nach dem optimalen Aufwuchsort, denn die Phase im Süßwasser kann bis zu 20 Jahren dauern. Während dieses Aufenthalts können sie eine Länge von bis zu eineinhalb Metern erreichen. Die lange Reise über rund 6.000 Kilometer zurück zur Sargassosee beginnt dann meist im Winterhalbjahr bei steigenden Wasserständen in der Lahn.
Gut erforscht sind auch die übrigen Faktoren, die sich negativ auf den Bestand des europäischen Aals auswirken. „Neben Parasiten, der illegalen Glasaal-Fischerei an den Küsten und gebietsfremden Arten, stellt auch der Klimawandel eine immer größer werdende Gefahr dar. Ein weiteres, elementares Problem sind die vielen Wanderhindernisse wie beispielsweise Wehre und Staumauern in den Flüssen.
„Für die Lahn lässt sich sagen, dass Maßnahmen, die den Aal bei seiner Wanderung unterstützen, umgesetzt und geplant werden“, berichtete Sonnleitner. Im Rahmen des LIFE-Projekts „LiLa Living Lahn“ gibt es dafür auch besondere Teilprojekte. Genauere Infos gibt es auf der Projekthomepage unter www.lila-livinglahn.de/.
* pm: Regierungspräsidium Gießen