„In der Kürze liegt die Würze“, behauptet der vielzitierte „Volksmund“. Wenn das stimmt, dann steht Europa nun eine würzige Nacht bevor.
Am Sonntag (30. März) beginnt wieder einmal die „Sommerzeit“. Um 2 Uhr werden die Uhren auf 3 Uhr vorgestellt. Ganz Europa wird in dieser Nacht um eine ganze Stunde erholsamen Schlafs gebracht.
Dabei hatten sich bei einer europaweiten Abstimmung im August 2018 84 Prozent der Teilnehmenden für eine Abschaffung der alljährlichen Zeitumstellung ausgesprochen. Bei der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses versprach der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, er wolle den offensichtlichen Mehrheitswillen umsetzen. Doch geschehen ist seither nichts.
Jahr für Jahr werden Europas Uhren Ende März vor- und Ende Oktober wieder zurückgestellt. Zurückgestellt wird damit zugleich auch der Volkswille, der den Verantwortlichen in der Europäischen Union (EU) offenbar nicht wichtig ist. Angesichts dieses schmählichen Versagens sollte sich niemand über die heftige Kritik gerade populistischer Parteien an der EU wundern. Demokratie kann nur gedeihen, wenn die Regierenden den Souverän – das Volk –
respektieren und seine Bedürfnisse achten. Wenn die EU nicht einmal in der Lage ist, diese lästige Zeitumstellung abzuschaffen, wie souverän und kompetent sind ihre Vertreterinnen und Vertreter dann in so wicchtiggen Fragen wie Krieg und Frieden oder Armut und Reichtum? Es zeugt von erschreckender geistiger Armut, dass die EU-Kommission das Problem „Zeitumstellung“ auch sieben Jahre nach der Abstimmung immer noch nicht angepackt hat!
Wenn die EU nicht bald reagiert, dann darf sie sich nicht wundern, dass sie bei der Bevölkerung immer mehr in Misskredit gerät. Dazu tragen auch zahlreiche andere Fehlleistungen bei, die – kurz zusammengefasst –
mehrheitlich unter den Begriff „Bürokratismus“ und „Lobbykratie“ fallen. Mitunter mag man meinen, in Brüssel herrsche ein demokratiefeindlicher dornröschenschlaf, während das wackere Provinzstädtchen Marburg weitaus fortschrittlicher agiert.