Gas weg: Freiwillige helfen bei Amphibienwanderung

Beim Amphibienschutzzaun bei Michelbach helfen Freiwillige Kröten über die Straße. Die Wanderung zu ihren Laichgewässern hat jetzt begonnen.
In den vergangenen Wochen wurden im Kreisgebiet und auch rund um die Stadt Marburg Vorkehrungen getroffen, damit Amphibien möglichst sicher ihre Wanderung zu den Laichgewässern antreten können. Neben Straßensperrungen zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten wurden auch Amphibienschutzzäune aufgestellt. Das geschah etwa in Michelbach an der K77.
„Es war in den vergangenen Tagen noch zu kalt und zu trocken; daher hat sich die Wanderung der Amphibien etwas verzögert“, berichtete Dr. Franziska Seer von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Marburg. Sie ist mit Kollegin Marlene Hölzer sowie freiwilligen Helfer*innen in Michelbach vor Ort, um mit Bürgermeisterin Nadine Bernshausen sowie Michelbachs Ortsvorsteher Peter Aab auf die aktuellen Gefahren hinzuweisen und die Verkehrsteilnehmenden zu sensibilisieren. Die Expert*innen stellten fest, dass die Wanderungen jetzt gestartet sind.
Die Freiwilligen stehen bereit, zu den Stoßzeiten den Amphibienzaun zu kontrollieren und die Tiere dann sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite zu geleiten. Dort wollen die Amphibien den südlich der Straße gelegenen „Feldspeicher“ erreichen. „Der Feldspeicher ist das größte Laichgewässer für Erdkröten im gesamten Stadtgebiet“, erklärte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Entsprechend viel ist hier rund um Michelbach los, weil die Amphibien die Straßenseite wechseln müssen.“
Bernshausen bedankte sich bei den Ehrenamtlichen, die in den nächsten Wochen den Kröten über die Straße helfen: „Das ist ein unschätzbares und ein großartiges Engagement für unsere Natur und Umwelt.“
Die Erdkröten und Grasfrösche sowie Teich- und Bergmolche kommen aus dem Waldbereich und treffen auf ihrem Weg zum Feldspeicher auf die Sperre des Amphibienschutzzauns. Die Tiere wandern am Zaun entlang und fallen dann in einen der Eimer, die in regelmäßigen Abständen eingegraben sind. Die Freiwilligen sorgen in den Abend- und frühen Morgenstunden dafür, die Frösche herauszunehmen und über die Straße zu bringen. Dabei zählen sie auch die Kröten und Frösche.
Die Organisation dieses Projektes hat die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg übernommen. Der Zaun wurde vom Regierungspräsidium (RP) Gießen dauerhaft zur Verfügung gestellt.
„Wir freuen uns sehr, dass sich mehr als 30 Helfer*innen gefunden haben, die in den kommenden Wochen ehrenamtlich die Streckenkontrolle übernehmen“, sagte Ortsvorsteher Aab. Mit dabei sind auch Jörg Klug und Karl-Heinz Härtel aus Michelbach, die sich mit ihren Mitstreiter*innen stets kurz per Messenger abstimmen und die Dienste früh morgens oder spät abends übernehmen.
Alle Beteiligten bitten darum, die Zaunanlage nicht zu betreten oder zu beschädigen. Der Bereich ist durch Verkehrsschilder deutlich markiert, Dort besteht eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Stundenkilometer.
Autofahrer sollten auf der etwa 800 Meter langen Strecke besonders aufmerksam sein, weil die Freiwilligen, die den Zaun betreuen, in den Sammelnächten und -tagen die Straße kreuzen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung dient dem Schutz der Menschen. Trifft man auf Frösche und Kröten, die sich auf Straßen und Wegen befinden, so muss man viel langsamer fahren. Bereits bei Geschwindigkeiten über 30 Kilometer pro Stunde besteht nach Einschätzung des NABU die große Gefahr, dass die Tiere durch den entstehenden Luftdruck des über sie fahrenden Autos oder Lastwagen getötet werden.
Die Amphibien queren noch weitere Straßen im Stadtgebiet. Darunter sind zum Beispiel die Kreisstraße K68 an der Kleinen Lummersbach, die K77 am Pfaffenwald zwischen Dagobertshausen und Wehrshausen und die K38 am Eselsgrund. Auch sind weitere Straßen im gesamten Landkreis von den Wanderungen betroffen und zum Teil temporär gesperrt. Darunter sind etwa die K59 bei Niederwalgern oder die ehemalige K42 bei Ronhausen.
An einigen Stellen weisen temporäre Warnschutzschilder darauf hin. Die Untere Naturschutzbehörde bittet darum, zum Schutz der Tiere bis Mitte April in warmen, regenreichen Nächten diese Straßen möglichst nicht zu befahren, da die Tiere auch bei niedrigen Geschwindigkeiten zu Tode kommen können, selbst wenn sie nicht von den Reifen zerquetscht werden.

* pm: Stadt Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.