Innovatives Entscheidungshilfesystem soll Diagnose und Behandlung der Lungenkrankheit COPD verbessern. Eine Patientenstudie dazu wird mit bis zu vier Millionen Euro gefördert.
Ein neues klinisches Entscheidungshilfesystem „CDSS“ soll die Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) weiterentwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen spürbar verbessern. Unter der Leitung von Prof. Dr. Claus Vogelmeier entwickelt ein Team von Medizinerinnen und Medizinern verschiedener Institutionen eine Plattform, die Ärzt*innen dabei helfen soll, individuell präzise Diagnosen zu stellen und maßgeschneiderte Therapien – insbesondere auch bei Begleiterkrankungen – zu empfehlen.
Besonders im Fokus steht dabei, die Früherkennung von Risiken, um Krankheitsverläufe zu bremsen und Patienten länger ein besseres Leben zu ermöglichen. Für dieses Projekt namens „PerMed-COPD“ erhält die Universitätsmedizin Marburg rund vier Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme der Kooperationspartner auf fünf Millionen Euro. Dazu zählen Universitäten in Heidelberg, München und Münster sowie ein mittelständisches Unternehmen.
COPD ist die weltweit dritthäufigste Todesursache. „Sie ist wegen zunehmender Lebenserwartung auch weiter von großer Bedeutung“, sagte Prof. Dr. Bernd Schmeck. Er ist der Leiter des Instituts für Lungenforschung der Philipps-Universität.
COPD beeinträchtigt für die betroffenen Personen die Lebensqualität erheblich. Außerdem stellt sie wegen der Behandlungs- und Krankenhauskosten sowie dem Ausfall an Arbeitskraft für die Gesellschaft eine hohe Belastung dar. „Leider wird eine COPD-Erkrankung oft erst diagnostiziert, wenn sie schon fortgeschritten ist“, erklärte Direktor Prof. Dr. Claus Vogelmeier von der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie am Universitätsklinikum Marburg. „COPD Patienten haben auch oft andere behandlungspflichtige Erkrankungen, so dass die Betreuung herausfordernd ist.“
Laut Vogelmeier setzt ein gutes Behandlungskonzept voraus, dass man sich nicht nur auf die Lunge fokussiert, sondern auch die anderen Erkrankungen diagnostiziert und in den Behandlungsplan einbezieht. So kann es gelingen, die Lebensqualität des Patienten wesentlich zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.
Das Entscheidungshilfesystem – englisch „Clinical decision support system“ (CDDS) – soll die behandelnden Ärztinnen und Ärzte darin unterstützen, eine jeweils individuell korrekte Diagnose sowie passende Behandlungsempfehlungen zu finden, die auch die Begleiterkrankungen berücksichtigen. Dabei nutzt das CDSS Erkenntnisse der bundesweiten COPD-Kohorte COSYCONET und greift auf allgemeine Gesundheitsdaten der Patient*innen, auf CT-Bilder der Lunge und auf sogenannte molekulare Marker zurück.
Nach umfangreichen Vorarbeiten startet nun die klinische Studie zunächst in Marburg und München, später an mindestens 11 Studienstandorten: Neben den Universitätskliniken Marburg und Gießen sind das Helios Klinikum Emil von Behring, das Leibniz Lungenzentrum Borstel, die St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen, das Klinikum Itzehoe, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, die Universitätsmedizin Mainz, das Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität in München und das Klinikum Nürnberg beteiligt.
Teilnehmen können Patientinnen und Patienten ab 40 Jahren mit einer COPD-Diagnose und guten Deutschkenntnissen: Dabei kommt bei rund der Hälfte der an der Studie teilnehmenden Patient*innen das CDSS zum Einsatz. Die anderen bilden die Kontrollgruppe. Weitere Informationen finden Interessierte auf www.uni-marburg.de/de/fb20/permed-copd.
* pm: Philipps-Universität Marburg