Ein rundes Vernetzungsformat: Fachbereich Pharmazie bot Plattform für Karriereplanung an

Eine Plattform für junge Gruppenleiter hat der der Fachbereich Pharmazie angeboten. Dabei traf Karrierestart auf Erfahrung.
Der Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität hat in Kooperation mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) eine Veranstaltung organisiert, die Forschungsgruppenleiter*innen der nächsten Generation die Möglichkeit bot, sich und ihre Forschung vorzustellen. 50 Teilnehmende –
darunter Studierende, Promovierende, Postdocs und etablierte Wissenschaftler*innen – nutzten die Gelegenheit zum fachlichen Austausch und zur Karriereplanung. „Besonders erfreulich war die Teilnahme mehrerer Gruppenleiter*innen – mit und ohne Tenure Track – aus angrenzenden Fachbereichen und dem Marburger Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (Synmikro)“, sagte Prof. Dr. Peter Kolb.
Er und Prof. Dr. Julia Weigand vom Fachbereich Pharmazie hatten die Veranstaltung initiiert, die sich gezielt an kürzlich gestartete Gruppenleiter*innen richtete. Neben wissenschaftlichen Vorträgen stand der Karriereweg in der akademischen Forschung im Mittelpunkt. PD Dr. Jasmin Kizilirmak und Dr. Axel Oberschelp vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) informierten über Karriereoptionen und den Weg zur Professur in Deutschland. Ergänzend stellte Dr. Christine Berger das Unterstützungsangebot der MArburg Research Academy (MARA) vor. Ein motivierendes Grußwort der Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Sabine Pankuweitrundete das Programm ab.
Drei Arbeitsgruppen des Fachbereichs stellten ihre Forschungsschwerpunkte vor: Die AG von Hannes Schihada forscht an einer für die Arzneimittelforschung essenziellen Frage: rund ein Drittel der aktuell auf dem Markt befindlichen Arzneistoffe greift an die Proteinfamilie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCRs) an, die Signale in Zellen leiten. Dabei koppeln etwa 800 unterschiedliche GPCRs an nur 21 verschiedene Ga-Proteine, was paradox erscheint, wenn man bedenkt, dass es wesentlich mehr als 21 verschiedene Signale in die Zelle gibt. Wie diese Weiterleitung nun im Detail funktioniert, ist das Ziel der Forschung.
In der AG von Franziska Heydenreich geht es ebenfalls um GPCRs. Hier wird jedoch die Strategie verwendet, sämtliche Aminosäuren einzeln zu mutieren und die dann beobachtbaren Unterschiede in der Signalweiterleitung zu kartografieren. Auf diese Weise lässt sich ein sehr genaues Bild der molekularen Zusammenhänge zeichnen. Ein weiteres Projekt beleuchtet die Verteilung der Sequenzen von GPCRs innerhalb der Bevölkerung und welche Unterschiede in der Funktion der Rezeptoren bzw. der Wirkung von Arzneistoffen sich dadurch ergeben.
Die AG von Benedict Tan fokussiert auf die mitochondriale Genexpression. Menschliche Zellen enthalten Mitochondrien, die als „Kraftwerke“ den größten Teil der Energie zur Aufrechterhaltung des Lebens liefern. Mitochondrien besitzen eine eigene Erbsequenz DNA, die korrekt abgelesen werden muss. Fehler in diesem Prozess führen zu verschiedenen unheilbaren Stoffwechselerkrankungen. Die Forschenden untersuchen die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Schritten der mitochondrialen Genexpression mit dem Ziel, neue Angriffspunkte für Therapien zu identifizieren.
Die Veranstaltung bot nicht nur fachliche Impulse, sondern auch Gelegenheit zum Netzwerken nicht nur innerhalb der Pharmazie, sondern auch mit den anwesenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern angrenzender Fachbereiche und aus Gießen. „Die abschließenden Gespräche bei Getränken und Brezeln führten bereits zu ersten Ideen für neue Forschungsprojekte“, berichtete Kolb. „Aufgrund des positiven Feedbacks ist eine Fortsetzung dieses Formats geplant.“
Mit über 400 Jahren Tradition ist die Pharmazie in Marburg die größte ihrer Art in Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte – insbesondere in den Bereichen GPCRs und RNA – leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der pharmazeutischen Wissenschaften.
„Wir wollten den „Next Generation Group Leaders“ unseres Fachbereichs Pharmazie eine Plattform zur Vorstellung der eigenen Person und der Forschung in den jeweiligen Arbeitsgruppen geben“, erklärten die beiden Veranstalter. Eine Tenure Track-Professur ist ein Weg, um zu einer Lebenszeitprofessur zu gelangen. Dabei wird die*der Wissenschaftler*in auf Probe eingestellt und nach einer gewissen Zeit – meist drei Jahren – anhand eines am Anfang festgelegten Leistungskatalogs evaluiert. Nach bestandener Zwischenevaluation wird die Professur dann auf Lebenszeit verliehen. Die Philipps-Universität hat sich 2018 eine Tenure Track-Satzung gegeben und das Verfahren damit vereinheitlicht.
Die Marburg Research Academy (MARA) unterstützt die nächste Generation von Forschenden – Doktorand*innen, Postdocs und „Young Faculty“ – bei der Entwicklung der eigenen Karriere. Neben zahlreichen Kursen zur Weiterbildung in Themen wie Präsentationstechnik, Gruppenleitung, und wissenschaftlichem Schreiben bietet MARA auch Überbrückungsfinanzierung für Habilitierende. Seit Kurzem gibt es mit dem „Young Faculty Network“ ein für die Zielgruppe des Thementags maßgeschneidertes Vernetzungsangebot.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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