Ausgefragt: Fahrradklimatest erhebt Daten für Marburg

Der Fahrradklimatest fragt: Wie gut ist man mit dem Rad in Marburg unterwegs? Interessierte können jetzt mitmachen und Marburg bewerten.
Macht Radfahren in Marburg Spaß? Wo ist man gut unterwegs? Was kann die Stadt noch besser machen? Und wie ist das Miteinander im Verkehr?
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ruft zum Fahrradklimatest auf. Er lädt Radfahrende ein, das Radeln in der eigenen Stadt zu bewerten. Die Rückmeldungen geben auch der Verkehrsplanung wertvolle Hinweise.
„In Marburg ist der Verkehrsraum begrenzt; und viele Verkehrsteilnehmer*innen müssen diesen unter sich aufteilen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Da ist es wichtig, dass alle im guten Miteinander unterwegs sind.“ Das Thema „Miteinander im Straßenverkehr“ ist diesmal auch ein Schwerpunkt beim ADFC-Fahrradklimatest.
„Wir freuen uns daher, wenn möglichst viele bei der Online-Umfrage mitmachen und diese und andere Fragen bewerten“, betonte der Verkehrsdezernent. „Das gibt uns wertvolle Hinweise und zeigt, wo wir schon gut sind und was wir noch besser machen können.“
Gerade das Thema „Miteinander“ ist seit 2018 ein Schwerpunkt der Stadt Marburg mit der Kampagne „Marburg Miteinander #fairimverkehr. Immer wieder“ macht die Stadt auf verschiedenen Wegen – oft mit einem Augenzwinkern –
darauf aufmerksam, dass alle unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden manchmal Fehler machen und es daher wichtig ist, Rücksicht aufeinander zu nehmen und fair miteinander umzugehen.
Wer seine Bewertung zum Radverkehr in Marburg abgeben will, kann das noch bis Samstag (30. November) unter fahrradklima-test.adfc.de/ mit wenigen Klicks tun. Dabei wird zunächst etwa gefragt, ob das Radfahren Spaß macht und ob viel für das Radeln geworben wird, ob Radwege gereinigt werden und Ampelschaltungen auf den Radverkehr abgestimmt sind. Teilnehmende können auch angeben, ob es preisgünstige Leihfahrräder gibt. In diesem Jahr haben bislang 111 Marburgerinnen und Marburger mitgemacht –
die Stadt wirbt dafür, dass sich noch einmehr Menschen beteiligen und ihre Hinweise abgeben.
Die Stadt Marburg arbeitet jedes Jahr daran, die Bedingungen für mehr Fairness und Sicherheit im Verkehr weiter zu verbessern – das können größere Markierungsarbeiten sein oder auch mal Kleinigkeiten mit einer größeren Wirkung. In diesem Jahr wurde unter anderem die Situation für die Radfahrenden am Cappeler Berg verbessert. Seit der Fahrbahnerneuerung gibt es dort bergauf einen zwei Meter breiten Schutzstreifen. Rote Farbe in Einmündungsbereichen und Piktrogramme auf der Straße machen zusätzlich nochmal deutlicher darauf aufmerksam, dass Autos und Fahrräder hier gemeinsam unterwegs sind. An der Fußgängerampel in der Cappeler Straße zur Ecke Großsseelheimer Straße gibt es nun außerdem Aufstellflächen für Radelnde.
Auch in der unteren Gutenbergstraße gibt es neue Markierungen, die für mehr Aufmerksamkeit und Klarheit für alle sorgen. „Das nützt allen und hilft, sensibel mit kritischen Situationen umzugehen“, erläuterte der Oberbürgermeister. „Niemand möchte, dass es zu Unfällen kommt.“
Sicherer ist nun auch der Radweg entlang der Kreisstraße K42 von Marburg nach Gisselberg. Der hat eine beidseitige Randmarkierung bekommen. Das hilft – ohne zusätzliche Lichtverschmutzung – insbesondere in dunkleren Stunden auf unbeleuchteten Radwegen außerhalb der Ortschaften auf der Fahrbahn zu bleiben.
Weiter ausgebaut wurde außerdem die „YuBike-App“ für Marburg. Die unterstützt bei der Ampelschaltung und kann den Verkehrsfluss für den Radverkehr verbessern ohne einen spürbaren Eingriff für alle anderen Verkehrsteilnehmende. Mittels GPS-Ortung werden Position und Geschwindigkeit der Nutzenden bestimmt – sodass Grünphasen an Ampeln einige Sekunden verlängert oder etwas früher geschaltet werden können. Diese Technik gibt es mittlerweile an 22 Ampeln in Marburg.
Frisch am Start ist in Marburg neben dem Fahrradverleihsystem von „nextbike“ mit einem – seit 2022 deutlich ausgebauten – Service an moderneren und zusätzlichen Fahrrädern und Standorten außerdem ein Verleih von E-Lastenrädern. Dabbei gibt es 21 Lastenräder an 12 Stationen im Innenstadtgebiet.
In 2022 wurden von den Radlerinnen und Radlern in Deutschland mehr als 100 Städte bewertet. In diesem Ranking ist Marburg bundesweit in der Größe der Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnenden auf Platz 15 gelandet. Hessenweit kam Marburg auf Platz 1 von 7 und auf die Schulnote 3,7.
Im Jahr 2012 hatte Marburg noch eine 4,3 bekommen. Besonders positiv bewertet wurden vor zwei Jahren das Fahrradverleihsystem, die Ampelschaltung für Radler*innen und in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen. Negativ bewertet wurden etwa die Konflikte mit dem Autoverkehr und die Breite der Wege. Angegeben haben die Teilnehmenden, dass es ihnen wichtig ist, wenn die Konflikte mit Autos reduziert und die Akzeptanz von Radelnden verbessert wird.
Seit 2012 findet der ADFC-Fahrradklima-Test alle zwei Jahre mit Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) statt. Die Ergebnisse geben den Verantwortlichen Auskunft darüber, wo es in ihrer Stadt in Sachen Radverkehr hakt und wo es gut läuft. Marburg hat in den vergangenen Tests gut abgeschnitten: 2016 war die Stadt „Aufsteiger des Jahres“. 2020 landete sie erstmals auf Platz 1 in Hessen – als die fahrradfreundlichste Stadt mit 50.000 bis 100.000 Einwohnenden.

* pm: Stadt Marburg

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