Die Unvernünftigen: Brunnen sind besser als Wasserflaschen

Marburg bietet „Trinkwasser to go“ aus 17 Brunnen in der Stadt. Wasser sollte man lieber aus der Leitung trinken als aus Plastikflaschen.
Der Sommer ist heiß, der Durst oft groß. Da greift man häufiger als sonst zum kühlen Schluck Wasser. Und der kann gerne aus der Leitung kommen nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs.
In Marburg gibt es „Trinkwasser to go“ an 17 Brunnen in der Stadt. Wo man die eigene Flasche einfach drunter halten und mit Trinkwasser füllen kann, ist am Schild mit dem Becher erkennbar. Seit Sommer 2018 ist Marburg Teil der internationalen „Blue Community“ und hat sich zu deren Grundsätzen verpflichtet. Sie beinhalten, dass Wasser als Menschenrecht anerkannt wird, Wasserdienstleistungen in der öffentlichen Hand bleiben, Leitungswasser statt Flaschenwasser getrunken werden sollte und Partnerschaften mit internationalen Partnern gepflegt werden.
Im Gegensatz zum Genuss von Trinkwasser aus der Leitung werden durch den Konsum von abgepacktem Mineral- und Tafelwasser aus Plastik- oder Glasflaschen große Mengen an Ressourcen verbraucht und Kohlendioxid freigesetzt. Dabei werden nicht nur für die Herstellung der Mehrweg- und Einwegflaschen selbst Rohstoffe und Energie verbraucht. Auch deren Transport, die Reinigung und der anschließende Recycling- beziehungsweise Entsorgungsprozess belasten Umwelt und Klima.
Vor allem der Gebrauch von Plastikflaschen ist eine unnötige Belastung von Natur und Umwelt durch Kunststoffe. In der Folge entstehen Probleme wie zum Beispiel die Ausbreitung von Mikroplastik in den Weltmeeren, die nicht nur das Ökosystem, sondern auch die Gesundheit der Menschen bedrohen. Als nachhaltige, umwelt- und klimafreundliche Stadt möchte Marburg daher alle von den Vorteilen überzeugen, Leitungswasser statt abgepacktem Flaschenwasser zu trinken.
Trinkwasser aus der Leitung ist in Deutschland eines der am besten kontrollierten Lebensmittel und von erstklassiger Qualität. Darüber hinaus ist es einfach unschlagbar günstig. Dieses gute Wasser gibt es in Marburg auch öffentlich für alle an den Trinkwasserbrunnen in der Stadt.
Von den knapp 70 öffentlichen Brunnen und Wasserspielen sind 17 für Trinkwasser ausgewiesen. Das heißt: Aus Bären-, Löwen- oder Wildschweinköpfen sowie mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Hähnen fließt das gleiche Wasser, das auch zu Hause aus der Leitung kommt. Gleiches gilt für die Trinkwasserbrunnen in den Marburger Schulen.
Neun von zehn Schulen in der Stadt haben einen solchen Brunnen, der Wasser zum Trinken bietet. Sie alle sind gekennzeichnet: Ein Schild mit einem Becher-Symbol weist auf die Trink-Qualität des Wassers hin. Ist der Becher durchgestrichen, ist das Brunnenwasser nicht zum Trinken geeignet.
Auch die Stadtverwaltung selbst hat ihre Getränkeversorgung fast vollständig auf Wasser aus der Leitung umgestellt. Es gibt Wasserspender in mehreren Verwaltungsgebäuden, die das Wasser auch mit Kohlensäure anreichern können. Das trifft den Geschmack vieler Menschen. Aus diesen Wasserspendern oder direkt aus der Leitung können dann die Karaffen für den täglichen Bedarf wie auch für größere Veranstaltungen befüllt werden.
Die Initiative „Blue Community“ hat ihren Ursprung in Kanada. Gegründet wurde sie dort durch das „Council of Canadians“. Die größte zivilgesellschaftliche Vereinigung Kanadas setzt sich für soziale Gerechtigkeit und Umweltgerechtigkeit ein.
2011 wurde die Stadt Burnaby die erste „Blue Community“ Kanadas, 2013 folgten die Stadt und die Universität Bern die ersten „Blue Communities“ außerhalb Kanadas. Weitere Universitäten, Kirchen, Gewerkschaften, Institutionen sind seither in der Schweiz der Bewegung „Blue Community“ beigetreten.
In der europäischen Union (EU) ist die Stadt Paris seit März 2016 größte „Blue Community“. In Deutschland machen bislang München, Berlin und Marburg in der Initiative Blue mit.
Als „Blue Community“ legt eine Stadt oder Gemeinde die Selbstverpflichtung ab, sich für die Ziele der Blue Communities einzusetzen. Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten in den „Blue Communities“ Stadtverwaltung, lokale Wasserversorger, Universitäten, Schulen, Politik und Zivilgesellschaft zusammen.
In Marburg gibt es einen Runden Tisch „Blue Community“, in dem die Stadtwerke Marburg (SWM), die Philipps-Universität, die Studierendeninitiative „Blue Community“ der Universität, Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverordneten, das ehrenamtliche Projekt „Refill Marburg“, Unicef Marburg und das Gesundheitsamt Marburg vertreten sind.
Die Standorte der Trinkbrunnen sind im BürgerGIS – dem Geoportal der Stadt Marburg – zu finden. Außerdem gibt es den BlueCommunity-Flyer zum Download.

* pm: Stadt Marburg

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