Naher Flächenbrand: Kritik an Netanjahu ist kein Antisemitismus

Der Nahe Osten steht kurz vor einem großflächigen Krieg. Verantwortlich dafür ist auch Benjamin Netanjahu.
Systematisch hat der israelische Premierminister alle Verhandlungslösungen für einen Geiselaustausch sabotiert. Ihm ist es geschuldet, dass sich immer noch mehr als 100 israelische Bürgerinnen und Bürger in der Hand der Hamas befinden. Netanjahu will keinen Frieden, weil er sein Amt als Premierminister nur durch die Fortführung des Kriegs über die Runden retten kann.
Damit kein Zweifel aufkommt: Auslöser der Kampfhandlungen war der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Damit hat die palästinensische Terrororganisation nicht nur den Einmarsch israelischer Gruppen in den Ghaza-Streifen verursacht, sondern das Leiden der dortigen Zivilbevölkerung eiskalt einkalkuliert in ihre Strategie der angestrebten „Auslöschung des Staats Israel“.
Die „vollständige Vernichtung der Hamas“ wiederum hat Netanjah wiederholt zu seinem Kriegsziel erklärt. Dafür hat er Militärschläge auf palästinensischem Gebiet ebenso rücksichtslos geführt wie im Libanon, im Jemen und sogar im Iran. Auch ihm sind die dort lebenden Menschen offenbar egal.
Dass der Internationale Strafgerichtshof ihn zum Kriegsverbrecher und der Internationale Gerichtshof sein Vorgehen für völkerrechtswidrig erklärt hat, schmerzt viele Freunde Israels. Doch diese Einstufung ist nicht grundlos erfolgt. Letztlich ist Netanjahu wahrscheinlich von seiner weltweiten Wirkung her der schlimmste Antisemit, den es seit Martin Luther gegeben hat.
Auch in Marburg wirkt sich seine gnadenlose Machtpolitik aus: Jüdinnen und Juden fürchten um ihre Sicherheit. Parolen wie „From the River to the Sea“ werden zwar nicht offen gegrölt, dürften jedoch seit dem Ghaza-Krieg immer mehr Zustimmung gefunden haben.
Antisemitismus hat auch etwas mit dem Blick auf den Staat Israel zu tun, wenngleich dessen Repräsentanten durchaus kritisiert werden dürfen und gerade in diesen Zeiten zur Verhinderung schlimmerer antisemitischer Ressentiments leider sogar kritisiert werden müssen. Wer Prof. Dr. Meron Mendel zum „Antisemiten“ erklärt, der hat offenbar jedes vernünftige Maß und jede Bereitschaft zu einem differenzierten Blick verloren. Möge Marburg die Jüdische Gemeinde ehren und schützen, gleichzeitig aber auch das Leben der Menschen im Ghaza-Streifen, im Südlibanon sowie überall sonst auf der Welt achten!

* Franz-Josef Hanke

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