Ideeen diskutieren: 60 Interessierte bei Planungswerkstatt zum Temmer-Areal

Bei einer Planungswerkstatt haben 60 Bürgerinnen und Bürger Ideen zum Temmler-Areal eingebracht. Die Vorschläge reichen von Verkehrsberuhigung über begrünte Innenhöfe bis zu einem Stadtteilplatz.
Entlang der sogenannten Entwicklungsachse „Ab in den Süden“ soll vom Südviertel über den Südbahnhof und die Frauenbergstraße bis zur Beltershäuser Straße ein neues und lebenswerteres Stadtgebiet entstehen. Rund 60 Bürgerinnen und Bürger haben am Dienstag (21. Mai an einer Planungswerkstatt teilgenommen, um das Temmler-Areal mit ihren Ideen, Anregungen und Fragen mitzugestalten. Sie wünschen sich urbane Strukturen, nachhaltige Entwicklung und bezahlbarer Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen.
„Zwischen der Temmlerstraße und der Frauenbergstraße wird es ein neues Quartier geben mit allem, was es an Infrastruktur und Angeboten braucht“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Eröffnung der Planungswerkstatt zum Temmler-Areal. Dabei sei die frühzeitige Beteiligung der Bevölkerung wichtig: „Stadtentwicklung wird besser, wenn die, die es betrifft, möglichst früh mitreden können.“
In seinem Grußwort erklärte Spies, dass laut Berechnungen des Regierungspräsidiums Gießen bis zum Jahr 2035 in Marburg 3.000 Wohnungen zusätzlich benötigt werden – die Berechnung stammt demnach aber von einem Zeitpunkt, als die Fluchtbewegungen der vergangenen fünf Jahre noch gar nicht eingesetzt haben. Die Wohnungen wolle man nicht weit draußen entstehen lassen. Auch Stadtrat Dr. Michael Kopatz sagte: „Ein neues Quartier in zentraler Lage ist ein riesiges Potenzial für die Stadt.“
Städtebauarchitekt Michael Linker vom beauftragten Planungsbüro „ebene4“ aus Kassel, berichtete von vorangegangenen Gesprächen mit Eigentümern und Anwohnenden. Er stellte drei verschiedene städtebauliche Varianten zur Gestaltung des Areals vor, die unter anderem auf der Grundlage der Gespräche beruhen. Diese Varianten haben jeweils unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zur Erschließung und zu den Gebäudestrukturen. Sie unterscheiden sich im Hinblick auf die Wohnbaupotentiale nur marginal.
Laut Linker biete sich vor allem der südliche Bereich der Frauenbergstraße als eine Art Stadtteilplatz an. Er biete Raum für einen Markt, Begrünung, oder Ähnliches. Genau solche Fragen galt es für die rund 60 Bürgerinnen und Bürger in fünf verschiedenen Arbeitsgruppen zu bearbeiten. Die AG-Schwerpunkte waren Verkehrs- und Wegeplanung, Grün- und Freiflächen, Gestaltung und Funktion des öffentlichen Raums, Bauen und Gebäudenutzung sowie Mobilität.
Die Präsentation der Ergebnisse der Planungswerkstatt wurde moderiert von Bernd Waldeck. Dabei zeichnete sich ein Konsens ab: Alle Arbeitsgruppen bevorzugten den Vorschlag, den südlichsten Abschnitt der Frauenbergstraße verkehrsberuhigt zu gestalten zum Beispiel im Sinne einer Spielstraße für Radfahrende, den Fußverkehr und minimalen Verkehr.
Die Johann-Konrad-Schäfer-Straße soll der Hauptverkehrsweg ins Gewerbegebiet bleiben, der südliche Teil des Planungsgebiets und der Pharmabetrieb sollen über eine neu angelegte Trasse erschlossen werden. Was die Strukturen der späteren Wohngebäude betrifft, favorisierten die Arbeitsgruppen den Aspekt der dritten städtebaulichen Variante.
Sie empfiehlt eine aufgelockerte Innenhof-Bauweise. Das bietet besondere Vorteile beim Thema Begrünung und Kommunikation der Bewohnerschaft. Alle Gruppen legten auch auf den Aspekt der Barrierefreiheit einen besonderen Wert sowohl beim Thema Zugang im ganzen Quartier und zu den Gebäudestrukturen wie auch bei der Gestaltung des öffentlichen Stadtteilplatzes.
„Alle Anregungen und Ideen wurden dokumentiert und werden auf ihre Umsetzbarkeit geprüft“, versicherte Manuela Klug vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz. Von der Mobilitäts-AG wurde eine Informationstafel zum ÖPNV-Angebot am Südbahnhof gewünscht sowie eine engere Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Nachdem die Ergebnisse der Planungswerkstatt fachlich geprüft und bestmöglich in dem weiteren Planungsprozess berücksichtigt wurden, soll bis zum Sommer2024 ein Städtebaulicher Entwurf fertiggestellt werden. Die öffentliche Präsentation dieses Entwurfs ist für September geplant, der konkrete Termin wird zu gegebener Zeit bekanntgegeben.
Der Bebauungsplan wird passend zum städtebaulichen Entwurf erstellt. Zudem werde es weitere formelle Beteiligungsschritte im Bebauungsplanverfahren geben, kündigte Klug an. Weitere Fragen, Anregungen und Ideen rund um die Gestaltung des Temmler-Areals können beim Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz der Stadt Marburg per Mail an stadtplanung@marburg-stadt.de eingereicht werden.

* pm: Stadt Marburg

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