Einen „LebensMittelPunkt“ gibt es neuerdings in Wehrda. Dort wurde ein Stadtteil-Zentrum für nachhaltige Ernährung eröffnet.
Die Ernährung im Stadtteil Wehrda klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten, hat sich eine engagierte Gemeinschaft zum Ziel gesetzt. Mit der Eröffnung des Bildungs- und Begegnungsorts „LebensMittelPunkt“ ist sie diesem Ziel ein Stück nähergekommen. Die Stadt Marburg hat das Projekt des „Ernährungsrats Marburg und Umgebung“ unterstützt, ein eigenes Stadtteil-Zentrum für nachhaltige Ernährung zu schaffen.
„Wenn wir über Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit sprechen, wird oftmals vergessen, welch große Rolle die Ernährung dabei spielt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Sie hinterlässt den größten ökologischen Fußabdruck.“
Gleichzeitig sei Essen auch ein zentraler Bestandteil von Lebensqualität, der nicht sanktioniert werden sollte. „Um Menschen dafür zu gewinnen, sich verantwortungsbewusst und nachhaltig zu ernähren, braucht es Anreize.“ Solch einen Anreiz gibt der „LebensMittelpunkt“ (LMP) Wehrda, ein Projekt des Ernährungsrats Marburg und Umgebung (EMU).
Stadträtin Kirsten Dinnebier dankte dem EMU während der Eröffnung des LMP für diesen Bildungs- und Begegnungsort in Wehrda. „Damit ermöglichen Sie eine regionale, nachhaltige und ressourcenschonende Nahversorgung in einem Marburg Stadtteil“, sagte die Gesundheitsdezernentin. Mit dem Projekt, das durch einen Arbeitskreis des EMU initiiert wurde, soll Ernährungssouveränität für den Stadtteil bis 2030 erreicht werden.
Damit werde ein Beitrag zur Ernährungswende geleistet – sowie zum erklärten Ziel der Stadt, Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen. „Als Stadt sind wir darauf angewiesen, dass alle bei der Umsetzung unserer Klimaziele mitwirken“, erklärte die Stadträtin.
Der „LebensMittelpunkt“ befindet sich in einem ehemaligen Frisörladen – im früheren Backhaus – im Ortskern von Wehrda. Auf 70 Quadratmetern bietet er einen sogenannten „Foodverteiler“ und Ernährungsbildungsraum für gesunde, klimafreundliche und soziale Lebensmittel. So ist das LMP zum einen Verteilpunkt, an dem die Waren von Marburger Lebensmittel-Initiativen, Bauern und handwerklichen Lebensmittel-Erzeuger*innen gesammelt und von dem aus sie verteilt werden.
Der „Foodverteiler“ enthält ein Lager zur Unterbringung von gemeinschaftlich beschafften Lebensmitteln sowie eine Umpackstation. Zum anderen gibt es einen Bildungsraum, in dem beispielsweise Kurse, Workshops, Vorträge, Verkostungen, Themenabende sowie eine Saatgut-Börse stattfinden. Ausstellungen, Info-Ecke und Bibliothek tragen zur Ernährungsbildung und Aufklärung etwa über regionale Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei.
„Mit dem LMP Wehrda ist nun ein Ort in Wehrda geschaffen worden, an dem sich Bürger*innen im Stadtteil über regionale Lebensmittel informieren können, Teil einer Einkaufsgemeinschaft oder auch Teilnehmer*innen von Bildungsveranstaltungen werden können“, fasste Stadträtin Dinnebier zusammen. Dafür haben mehrere Fachdienste der Stadt Förderungen für den LMP zur Verfügung gestellt. Unter anderem gab es Geld für Renovierung und Raummiete, Verbrauchsmaterialien oder Saatgut. Insgesamt betrug die Förderungssumme für den LMP 2023 rund 20.300 Euro.
Im Oktober 2020 haben die Gesunde Stadt Marburg und andere lokale und regionale Akteur*innen Marburgs den Ernährungsrat Marburg und Umgebung (EMU) als eigenständiges und unabhängiges Netzwerk gegründet – mit dem Ziel, gemeinsam mit Politik und Verwaltung den Wandel des lokalen Ernährungssystems zu gestalten, damit es zukunftsfähig, gerecht und nachhaltig wird. Der EMU ist ein Zusammenschluss von Akteurinnen und Akteuren aus Land- und Ernährungswirtschaft, von Lebensmittelhandwerk und Gastronomie, von alternativen Erzeugungs- und Handelsmodellen, von Initiativen aus der Stadt wie Urban Gardening oder Food Saving, von Bildung und Wissenschaft sowie von engagierten Bürger*innen und Verbraucher*innen. Die Gesunde Stadt unterstützt den Ernährungsrat auch weiterhin.
* pm: Stadt Marburg