Ein „Archiv der Tränen“ wird am Hessischen Landestheater eingerichtet. Antigone Akgün inszeniert das gleichnamige Theaterstück in Marburg.
Mit ihrem Text „Archiv der Tränen“ hat Magdalena Schrefel einen fantastischen Kosmos erschaffen. Er ist ein surreales Gedankenexperiment. Antigone Akgüns Inszenierung des Stücks feiert am Samstag (25. Mai) Premiere im Hessischen Landestheater Marburg.
In diesem besonderen Archiv werden sowohl poetisch fantastische als auch politische Tränen destilliert, dokumentiert und von einer Archivarin für die Zukunft aufbewahrt. Jedes einzelne Archivgut eint die Frage: Was wäre, wenn Tränen sich als Essenz von Geschichten konservieren ließen? Quasi als Speichermedium der Gefühle, abspielbar wie Stimmen auf einem Tonband? Haftet doch an jeder Träne ein Gefühl: Schmerz, Trauer, Wut, Einsamkeit, Glück, Freude oder Überwältigung.
Unzählige Geschichten sind darin eingeschlossen. Zu den meisten kommen die Tränen im Archiv in Taschentüchern, auf Papier, in Worte gefasst an. Es gibt trockene und unerlöste Tränen, solche, die im Bart hängen bleiben, und solche, die die Stimme ersticken.
Eine echte Träne zu erwischen, ist auch für die Archivarin ein Glücksfall. Zusammen mit ihrem Mitarbeiter Fiume versucht sie mit größter Leidenschaft und Akribie, der Flüchtigkeit des Weinens etwas entgegenzuhalten. Und so wird das ARCHIV DER TRÄNEN zu einem Raum der Erinnerung, in dem alles schon Dagewesene fortlebt und sich stets erweitert.
Immer mehr Besucherinnen und Besucher kommen, um das eigene Geweinte zu deponieren. Das „Archiv der Tränen“ ist ein Stück für alle Menschen ab 14 Jahren, die Überraschungen mögen, gern in Bewegung sind und neugierig auf die Welt und Gegenwart sind.
Antigone Akgün arbeitet als Autorin, Schauspielerin, Dramaturgin und Kuratorin an vielen deutschsprachigen Stadt- und Staatstheatern wie auch in der freien Szene. Nach einer Schauspielausbildung in Griechenland studierte sie Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Griechische Philologie, Klassische Archäologie und Philosophie in Frankfurt, sowie Dramaturgie an der Hessischen Theaterakademie.
Magdalena Schrefel wurde 1984 in Wien geboren. Nach längeren Arbeitsaufenthalten in Vukovar und Göteborg studierte sie in Wien und in Leipzig. Sie schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Erzählungen. Sie wurde unter anderem mit dem Literaturpreis der Akademie Graz und dem Robert-Walser-Preis 2022 ausgezeichnet.
* pm: Hessisches Landestheater Marburg