Ein neues Logo hat die Stadt bei ihrem Neujahrsempfang am Sonntag (20. Januar) vorgestellt. Rund 1.000 Menschen verfolgten ihn im Erwin-Piscator-Haus (EPH).
Hinzu kamen mehr als 100 weitere Interessierte, die die Neujahrsrede von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies über Video-Stream verfolgten. Den Zuhörenden vermittelte das Stadtoberhaupt einen Rückblick auf 2023 und einen Ausblick auf 2024. Vor allem der optimistische Blick auf die Zukunft prägte die Rede, die mehrmals von Applaus unterbrochen wurde.
Eindringlich rief Spies zu einer Demonstration „Marburg gegen Rechts“ am Samstag (27. Januar) auf. „Wenn ich sehe, wie sich mancherorts die Debattenkultur verändert hat, wie Aufregung eskaliert, wie maßlos der Streit geworden ist, wenn von Kulturkämpfen, von Widerstand, von Volksverrat die Rede ist, dann scheint vergessen, dass wir auch morgen noch miteinander auskommen müssen“, erklärte Spies. Trotz allen Verständnisses für Unzufriedenheit sowie für den Wunsch nach Stabilität im Wandel seien alle Sorgen und Nöte keine Entschuldigung dafür, den Rechtsextremisten nach dem Mund zu reden.
Mittlerweile träfen sich Menschen, um ganz offen zu planen, wie „ein Teil von uns deportiert werden soll“. Spies rief dazu auf, sich im Saal umzuschauen, wer „aus unserer Mitte gemeint ist“.
Das Stadtoberhaupt legte ein klares Bekenntnis für Antisemitismus und geben Rassismus ab: „In unserer Stadt ist kein Platz für Hass und Hetze, egal gegen wen. Folgerichtig kündigte Spies an, dass der Magistrat der Universitätsstadt Marburg für Samstag (27. Januar) ab 15 Uhr zu einer Demonstration „Marburg gegen Rechts #wirsindmehr“ einlädt. „Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, wo wir stehen“, forderte Spies.
Auch die Soziale Gerechtigkeit liegt der Stadt am Herzen. Darum hat sie die Beratung derjenigen Menschen verstärkt, die Anspruch auf Leistungen wie Wohngeld haben, das oft aber gar nicht wissen. Seit die Stadt dafür wirbt, ist die Zahl der Anträge um 150 Prozent gestiegen.
Ein weiteres Vorhaben ist das geplante Vinzi Dorf für obdachlose Menschen. Spies seufzte darüber, dass die Genehmigung dieses Projekts zwei Jahre aufwendigster bürogratischer Anstrengungen erforderte. Die Stadtverwaltung arbeite jedoch mit größtem Einsatz daran, das Anliegen möglichst zügig umzusetzen.
eine zentrale Sozialberatungsstelle soll ab Mittwoch (1. März) im Erwin-Piscator-Haus eröffnet werden. Im Bereich der Schulen investiere die Stadt 100 Millionen Euro bis 2030. Auch Klimaschutz sei weiterhin zentrales Thema.
„Wir müssen gemeinsam unsere Stadt so entwickeln, dass sie nicht nur immer schöner wird, sondern auch den Folgen des Klimawandels standhält“, forderte Spies. Das gehe aber nur fair – denn wer mehr Geld hat, produziere auch mehr Kohlendioxid. „Klimaschutz darf gerade nicht die Menschen, die schon wenig Geld haben und weniger CO2 produzieren, noch zusätzlich belasten.“
Das Mobilitäts- und Verkehrskonzept „MoVe35“ und das 50-jährige Bestehen des Landkreises und die Gebietsreform, in deren Zuge neue Stadtteile zu Marburg hinzugekommen sind, streifte der Oberbürgermeister in seiner Rede nur kurz. Die neue Partnerstadt Moshi in Tansania pries er als Möglichkeit, bereits vorhandene Kontakte der Philipps-Universität dorthin zu intensivieren und so neue Einsichten auf dei Welt zu gewinnen. Er erwähnte, dass es auch Zuschüsse zu Reisekosten in die Partnerstadt gebe, die die Begegnungen der Menschen möglich machen sollen.
„Wagen wir 2024 mehr Optimismus, mehr Geduld und Zuversicht, und mehr Respekt“, forderte Spies. „Hören wir mehr zu. Wagen wir vor allem mehr heitere Gelassenheit im Miteinander!“
* Franz-Josef Hanke